Stressintensität einfach erklärt: Die Wasserglasmethode

So erklären Sie Ihren Kursteilnehmern an Hand eines einprägsamen Beispiels was Stressempfinden ist. Die "Wasserglasmethode" nutzt dabei die aus der Psychologie bekannte "voreilige Wertungshaltung", um die Botschaft besser im Unterbewusstsein zu verankern.

Ich verwende in meinen Workshops gerne Anspielungen auf Klischees um dann doch etwas anderes zu machen (oder zu erklären) als das, was darauf hin erwartet wird. Dazu ein Beispiel aus einem meiner Work-Life Balance Seminare für Manager (Burnout-Präventionstrainings) zum Thema „Stress und Stressempfinden“.

Vorgehensweise

Während des Workshops kündige  ich eine Übung an. Ich schnappe mir darauf hin ein halb volles Glas Wasser und stelle mich damit vor meine Kursteilnehmer. An Hand der Reaktionen der Anwesenden merke ich in der Regel immer sofort dass nun die klassische Hausfrauenpsychologie-Frage „Ist das Glas für Sie jetzt halb leer oder halb voll?“ erwartet wird.

Aber genau diese falsche Erwartung („voreilige Wertungshaltung“) will ich bewusst provozieren, denn meine eigentliche Frage, die ganz anders lautet als allgemein erwartet, wird dadurch im Unterbewusstsein besser verankert werden.

Die Frage

Nun die Frage an die Teilnehmer des Trainings: „Wie schwer denken Sie ist dieses halb volle Glas?“

Als Antwort kommen dann immer die verschiedensten Schätzungen, oft irgendwo zwischen 60 bis 430 Gramm.

Ich erklärte darauf hin, dass es eigentlich völlig egal ist welches Gewicht das Glas physikalisch hat; denn das tatsächlich gefühlte Gewicht ist für jeden Menschen unterschiedlich, je nach dem wie lange er das Glas in der Hand hält.

Für jemanden der es gerade mal eine halbe Minute anhebt, wird es meistens als leicht empfunden, nach einer Stunde „in die Höhe Haltens“ wird es schon etwas „gewichtiger“ werden. Wenn jemand das Glas mal einen kompletten Tag in der selben Position mit sich herum trägt, kann es auf Grund der Belastung durchaus zu Muskelverkrampfungen, Problemen mit den Sehnen, dem Bewegungsapparat und zu Schmerzen und Erkrankungen kommen.

Natürlich hängt da auch viel von der körperlichen Konstitution der Person ab. Ein 5-jähriger Junge wird die Belastungen ganz anders empfinden als ein erwachsener, kräftiger Mann, eine zierliche Frau, ein muskelbepackter Sportler, etc. Dazu kommt noch die aktuelle Tagesverfassung die unser Empfinden ebenfalls stark beeinflusst.

In jedem der angeführten Fälle ist es also völlig egal wie schwer das Glas tatsächlich ist, das Gewicht wird jedes Mal als unterschiedlich empfunden.

Nun zum eigentlichen Thema

Stress dem wir im Leben ausgesetzt sind, sei es beruflich oder privat, ist wie dieses Glas Wasser. Jeder Mensch empfindet die Belastung anders.

Wenn wir Stress nur kurz ausgesetzt sind, passiert meistens nicht viel. Wenn wir der Belastung aber länger standhalten müssen, beginnt sie uns zur Last zu werden. Und wenn Stress lange anhält, kann er uns derart stark belasten, das sich unser Organismus verkrampft, dagegen wehrt und Alarmsignale aussendet.

Diese manifestieren sich dann oft in psychosomatischen Erkrankungen, wie Wirbelsäulenprobleme, Herzleiden, Kopfschmerzen (Migräne) oder  Verdauungsstörungen, sowie psychischen Störungen wie Unlust, Rückzug, Ersatzhandlungsverhalten (Konsum von Alkohol, Drogen) und Depressionen.

Daher ist es wichtig nach jedem kurzzeitigem Anheben des Glases dieses auch wieder abzustellen, vor allem abends vor dem Schlafengehen.

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