Stress ist nicht gleich Stress
Arbeitsbedingten Stress kennen viele von uns. Oft bringt man ihn ganz automatisch mit zu wenig Zeit in Zusammenhang. Arbeitswissenschaftler haben allerdings herausgefunden, dass dies nur einen kleinen Teil der Stressverursacher ausmacht. Daneben gibt es noch andere, die oft ganz versteckt wirken.
Darum ist es wichtig, die eigenen Stressoren zu kennen, um etwas dagegen zu unternehmen. Sollten Sie unter Stress am Arbeitsplatz leiden, schauen Sie sich doch einmal die folgende Liste an. Gibt es Punkte, die auch auf Sie zutreffen? Können Sie bei einigen Faktoren nicken? Dann ist es an der Zeit zu überlegen, was Sie dagegen tun können.
Risikofaktoren, die Stress verursachen können
- Schichtarbeit bringt neben körperlichen Belastungen auch Einschränkungen im sozialen Umfeld. Ungünstige Arbeitszeiten verhindern, dass Kontakte und Freundschaften gepflegt werden können.
- Lärm, Schmutz etc. sind gesundheitsschädlich und vermindern die Konzentrationsfähigkeit. Dadurch können häufiger Fehler entstehen, die zu Stress führen.
- Lange oder stressbehaftete Anfahrtswege (Stau) verursachen einen Anstieg des Stresslevels bereits vor der Arbeit. Man beginnt den Tag bereits „geladen“
- Viele Überstunden können zu Beziehungskillern werden. Der Stress entsteht also bei der Arbeit, wirkt sich allerdings im Privatleben aus.
- Arbeitsplatz-Unsicherheit: Wer stets Angst um die Zukunft haben muss, kann nicht entspannen. Arbeitnehmer, die über Monate hinweg Sorge um den Erhalt ihres Arbeitsplatzes haben, können an typischen körperlichen Stress-Symptomen erkranken. Hoher Blutdruck, Schlaflosigkeit und Magen- Darmprobleme sind nur einige davon.
- Unzureichende Bezahlung vermindert das Selbstwertgefühl und damit die Stress-Toleranz.
- Langeweile durch stupide oder zu wenig Aufgaben ist das Gegenteil eines Burnouts und kann ebenfalls zu hochgradigem Stress führen. Unterforderte Menschen erfinden oft Strategien, um beschäftigt und ausgelastet zu wirken. Um diesen Schein zu erzeugen, brauchen sie Energie an der falschen Stelle. Gleichzeitig verlängern sie damit die Situation. Befriedigung und Erfolg bleiben auf der Strecke.
- Schlechtes Betriebsklima verhindert ein erfreuliches, entspanntes und effektives Arbeiten.
- Kaum Anerkennung durch den Chef: Bezahlung ist nicht alles. Aufmunternde Worte fördern die Leistungsbereitschaft. Gibt es keine Anerkennung, lässt sich das Geleistete schwer einschätzen. Es findet keine positive Verknüpfung mit dem Ergebnis statt. Der Körper reagiert mit Stress, um gewappnet zu sein.
- Ungerechte Behandlung führt durch die gleichen Mechanismen zu Stress, wie fehlende Wertschätzung.
- Mobbing erschüttert den Menschen in seinen Grundfesten und gehört damit zu den schlimmsten Stressoren. Die übliche Kommunikation funktioniert nicht mehr. Das führt zu einem Gefühl intensiver Verunsicherung.
- Häufige Unterbrechungen oder Störungen bei der Arbeit lassen die Konzentration schwinden. Fehler schleichen sich ein. Stress entsteht.
- Wenig eigene Entscheidungsmöglichkeiten reduzieren das Selbstbewusstsein. Die Gewissheit, selbst kreativ zum Erfolg einer Aufgabe beigetragen zu haben, macht mental stark gegen mögliche andere Stress-Verursacher.
- Keine Sichtbarkeit von Ergebnissen: Akkordarbeiter im landläufigen Sinn leiden extrem oft unter Stress, selbst wenn die Frequenz der Arbeit nicht belastend ist. Dadurch, dass ihre Tätigkeit losgelöst von Auftrag und Ergebnis ist und sie immer nur einen kleinen Arbeitsschritt ausführen, geht der Sinn ihrer Arbeit verloren. Genau an dieser Stelle entsteht der Stress. Anscheinend sinnlose Verrichtungen bringen den Körper aus der Balance.
Sollten Sie Stress-Auslöser bei sich gefunden haben, ist nun Fantasie gefragt. Was können Sie tun, um diese Verursacher, wenn schon nicht auszuschalten, dann doch zu minimieren? Können Sie beispielsweise einen andern Weg zu Arbeit wählen? Ist vielleicht langfristig ein Umzug möglich?
Empfinden Sie Ihren Arbeitsplatz als unsicher, dann machen Sie sich jetzt auf die Suche nach einem neuen. Aus ungekündigter Position heraus, findet sich leichter eine berufliche Neuorientierung. Überlegen Sie, welche Chancen der Veränderung Sie haben. Oft reicht es schon zu wissen, dass man nicht hilflos ist, um Stress erst gar nicht entstehen zu lassen.
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