Theoretische Fundierung – Störungen der Kommunikation
Die folgende Gliederung macht das weitere Vorgehen deutlich.
Ursachen der Konflikte in Konfliktmanagement, Streit und für soziale Kompetenz
- Aktuelles Problem und Mängel der Kommunikation – Streit
- Techniken des Umgangs (Kommunikation durch Bewältigung oder Agieren)
- Motive für das Entstehen des Konflikts
- Motive für die Wahl der Auseinandersetzungstechnik
- Ein Durcheinander von Einflussgrößen
- Schauen wir genauer hin: soziale Kompetenz und Schwächen
Viele Menschen denken nicht weiter nach, wenn es um die Beurteilung einer Konfliktsituation geht, ihr Konfliktmanagement ist nur begrenzt entwickelt. So wird dann die aktuelle Auseinandersetzung für den grundlegenden Konflikt gehalten und die Lösungen scheinen auf der Hand zu liegen. Man ist dann erstaunt, wenn die "Lösungen" keine Veränderung der Kommunikation bewirken.
Aber die Ursachen eines Konfliktes scheinen oft nur auf den ersten Blick erkennbar. Was wir erleben, ist eine für dieses Paar typische Art von Konfliktmanagement. Eine Lösung gibt es nicht, oft jedoch ein Ergebnis, gewonnen beispielsweise durch Streit, Gewalt, Unterwerfung. Dieses ist dann jedoch nicht befriedigend und so wiederholen sich die Konflikte immer wieder, da eine Veränderung des Geschehens nicht stattfindet. Das zu ergründen, wird nun unsere Aufgabe sein.
Aktuelles Problem – Streit – Störung im Konfliktmanagement – gestörte soziale Kompetenz – Unmöglichkeit der Veränderung
- Beispiele
- Anhand der Beispiele die aktuellen Konflikte herausstellen
Achim und Agnes ‚scharren schon mit den Hufen‘, um uns Beispiele dafür zu bieten, denn das kennen die beiden zur Genüge. Es geht um Streit, Zank, gestörte soziale Kompetenz und gestörtes Konfliktmanagement. Wir wählen absichtlich einfache Beispiele, die das Geschehen deutlich machen.
Das Besteck auf dem Tisch, oder eine interessante Art von sozialer Kompetenz und Konfliktmanagement – Veränderung klappt so nicht
Beide sind seit etwa einem halben Jahr verheiratet, sporadisch zusammengelebt haben sie zuvor schon einige Zeit, wenngleich jeder seine Wohnung noch behielt und sich regelmäßig dahin zurückzog. Nun hat der Alltag mit typischer Art der Kommunikation der beiden Einzug gehalten, und jetzt treten plötzlich Schwierigkeiten auf.
Agnes: "Du hast wieder die Gabel links vom Teller und das Messer nach rechts gelegt. Das ist falsch. Beide, Messer und Gabel gehören auf die rechte Seite des Tellers und zwar die Gabel links und das Messer rechts daneben. Ich hab dir das schon ein paarmal gesagt."
Achim: "Das ist eine unmögliche Art, so geht das nicht, das macht mich ganz nervös. Ich bin das anders gewohnt und brauche das so!"
Agnes: "Du bist ein Gewohnheitstier. Veränderung täte dir gut. Du kannst ruhig ein bisschen von mir lernen. Es muss nämlich so sein, wie ich es will!"
Achim: "Muss es so sein, weil du das willst, oder weil es richtig ist?"
Agnes: "Das ist doch das selbe. Du willst nur keine Veränderung!"
Achim: "Und du?"
Diese Art der Kommunikation ist nicht sehr hilfreich. Da wird dem anderen etwas vorgeworfen, was man selber auch nicht bereit ist, zu ändern. Aber geht es wirklich um die Anordnung des Bestecks? Wird hier in dem Streit nicht einfach nur erkennbar, dass die beiden sich zanken, dass eine Störung in der sozialen Kompetenz vorliegt und dass das Konfliktmanagement unbrauchbar ist.
Konfliktmanagement – soziale Kompetenz – Streit – Du schläfst auf der rechten Seite des Bettes und ich links
Achim und Agnes haben sich erst vor kurzer Zeit zusammengetan und erleben ihre ersten Auseinandersetzungen. Da scheint eine Veränderung der Einstellung und des Verhaltens notwendig zu sein.
Achim: "Die Frau schläft auf der rechten Seite und der Mann links. So muss das sein!"
Agnes: "Ich will aber nicht auf deiner rechten Seite schlafen. Das passt mir nicht. Das ist doch albern, so etwas so zu fordern und nicht zu fragen, was ich möchte."
Achim: "Nun tu doch nicht so, als wenn du anders wärst. Du willst dich doch auch nur durchsetzen, mir wirfst du das vor!"
Was für eine Kommunikation! Auch diese beiden haben Vorurteile und bedienen ihre eingefahrenen Vorstellungen. Es fehlt etwas Wesentliches, nämlich das aufeinander Eingehen und Bereitschaft zum Kompromiss. Beide sind nur auf sich bezogen. Aber auch hier stellt sich die Frage, ob diese Auseinandersetzung den wirklichen Konflikt widerspiegelt, und ich denke, beide sind eigentlich durchaus bereit, ein gemeinsames Leben und keinen Streit zu suchen.
Aber irgendetwas bringt "Sand ins Getriebe". Das Konfliktmanagement funktioniert nicht, es scheint an sozialer Kompetenz in einem bestimmten Bereich zu fehlen, aber was ist das? Wir werden die wirklichen Gründe für derartiges Verhalten erkennen lernen. Wer bereits Artikel von mir gelesen hat, wird sich daran erinnern, dass immer wieder auf Störungsmöglichkeiten verwiesen wurde, die verursachend für derartige misslungene Interaktionen sein können.
Konfliktmanagement – soziale Kompetenz – Streit – auch ein Stil der Kommunikation – meine Freunde, deine Freunde
Agnes und Achim kennen sich seit relativ kurzer Zeit und beginnen, sich aufeinander einzustellen. Da treten unerwartet Probleme auf.
Agnes: "Sag mal, musst du Dieter unbedingt mit einladen? Ich kann mit dem nicht warm werden."
Achim: "Er ist doch mein Freund, wenn ich ihn nicht einlade, kränkt ihn das bestimmt."
Agnes: "Aber wenn er mich doch so stört?"
Achim: "Jutta geht mir auch ziemlich auf die Nerven, aber weil die deine Freundin ist, nehme ich das in Kauf!"
Agnes: "Aber ich kann Dieter nicht ausstehen, mir wird ganz unwohl, wenn der seine Sprüche abzieht!"
Achim: "Jutta kann doch auch nur eins, nämlich immer wieder eine Schau abziehen, das ist wirklich sehr lästig."
Agnes: "Zwischen ‚lästig‘ und ‚Unwohlsein‘ verursachen ist ja wohl ein Unterschied! Und außerdem: Ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand wie du eben sagt, ich bin ja viel toleranter und besser als du."
Achim: "Das ist aber jetzt ungerecht!"
Naja, ob das der rechte Stil der Kommunikation ist? Gegenseitige Vorwürfe sind ebenso wenig sinnvoll, wie Retourkutschen. Beide überlegen doch nicht miteinander, wie sie es mit dem Freundeskreis des jeweilig anderen halten wollen. Kann man alle Freunde und Bekannten der bisherigen Zeit beibehalten – und wenn, wie kann eine Lösung aussehen? Das ist doch ein durchaus sinnvolles Thema, aber bitte der Inhalt eines Gespräches und nicht einer Zankerei.
Auch bei diesen beiden zeigt sich ein Mangel in der sozialen Kompetenz und auch in dem gemeinsamen Konfliktmanagement. Es ist, denke ich, erkennbar, dass das Thema des Freundeskreises zwar wichtig ist, die Auseinandersetzung darüber jedoch den Verdacht aufkommen lässt, dass beide eine Verzeichnung der Situation vornehmen und dadurch auf Nebengeleise geraten.
Diese Beispiele sind deutlich. So oder so ähnlich sind sie den meisten von uns vertraut. Also scheint es keine so seltene Art der Kommunikation zu sein. Und: Sie haben die Eigenheit, sich in ähnlicher Weise und unverändert immer wieder zu wiederholen. Veränderung findet nicht statt.
Das lässt den Verdacht aufkommen, dass hier Verhaltens- und Erlebensmuster aus der persönlichen Vergangenheit bedient werden, die zu Verzeichnungen führen, sowohl was die Wahrnehmung angelangt, als auch die Wahl der Reaktionsmuster, die gewählt werden. Irgendwie kommen die uns doch merkwürdig vertraut vor.
Zusammengefasst heißt dies doch: Die aktuellen Konflikte sind klar, finden sich in der jeweiligen Überschrift wieder. Aber es geht nicht wirklich nur um Messer und Gabel, die Seite des Bettes, die Freunde des anderen. Es hat zwar den Anschein, aber schon die Art meiner Beschreibung und Ihre eigenen Lebenserfahrungen machen deutlich, dass da noch andere Dinge eine Rolle spielen, zumal eine Veränderung nicht erfolgt.
Wir werden in den weiteren Folgen immer wieder Beispielen begegnen, die die eigentlichen Ursachen und die spezifischen Techniken verdeutlichen. Ich kann natürlich im Rahmen einer derartigen Reihe nur einige wenige Beispiele und Techniken ansprechen.
Wer Interesse an diesem Thema gefunden hat, sollte mein Buch:"Partnerschaftskonflikte – Probleme zu zweit" lesen. Dort werden alle Techniken an vielen Beispielen vorgeführt – ein wie ich meine sehr interessantes Thema. Wer sich selbst etwas besser kennenlernen möchte, sei auf mein Buch: "Selbst-Hypnose" hingewiesen.