Sport bei Fibromyalgie: Ist das notwendig?

Sport bei chronischen Schmerzen? Das, was sich zunächst wie ein Widerspruch anhört, kann für Fibromyalgie-Patienten eine Steigerung der Lebensqualität bedeuten. Welcher Sport in welcher Intensität beim Krankheitsbild der Fibromyalgie relevant ist, wird in dieser Serie erläutert.

Was ist Fibromyalgie?

Fibromyalgie ist eine chronische, schmerzhafte, nicht entzündliche Muskelerkrankung. Erst Anfang der 90er Jahre setzte sich der Begriff des Fibromyalgie – Syndroms oder des Faser – Muskel –Schmerz (FMS) durch. Eingebürgert hat sich jedoch Fibromyalgie und die englische Bezeichnung fibromyalgia (ausgesprochen: faibromaldscha). 

Fibro (=Faser) My (=Muskel) Algie (=Schmerz) bedeutet ein Leben mit chronischen Schmerzen. Diese Erkrankung ist das Synonym schlechthin für den Schmerzbegriff. Chronischer Schmerz ist der Grund für mangelnde Lebensqualität, für fehlenden Antrieb und für ein Abdriften in die Depression. Fehlender Antrieb äußert sich häufig mit einem gänzlichen Verzicht auf jegliche Art von Sport.

Erst seit zwanzig Jahren wird das Fibromyalgie-Syndrom erforscht. Noch heute sind viele Ärzte mit der Diagnostizierung überfordert, da es zahlreiche Begleiterkrankungen gibt. 2 Millionen Betroffene zählt man etwa in der Bundesrepublik Deutschland, und es kommen jährlich Tausende hinzu. In früheren Jahren auch oft mit Rheuma verwechselt, wird das Fibromyalgie-Syndrom von den Experten als die „häufigste Ursache generalisierter Schmerzen am Bewegungsapparat“ bezeichnet.

Tenderpoints zur Diagnostik der Fibromyalgie

Charakteristisch ist eine verstärkte Druckempfindlichkeit der Weichteile im Bereich der Muskelansätze, der sogenannten „Tender points“. Bis zu 75 dieser sensiblen Druckpunkte wurden von Fachleuten gezählt, jedoch sind nicht alle gleich wichtig.

Mögliche Ursachen der Fibromyalgie

Die Ursache der Fibromyalgie ist nicht geklärt. Diskutiert werden folgende mögliche Zusammenhänge:

  • Unfälle, Schwere Infekte
    47% der Patienten mit FMS berichten von einem reaktiven Beginn ihrer Krankheit durch Unfall, Krankheit oder Operation
  • Übermäßige Stressbelastungen, Traumata
    Stresserfahrungen unterschiedlichster Art werden immer wieder von Fibromyalgie-Patienten genannt: Verlust eines Partners oder Tod eines nahen Familienangehörigen, Veränderungen der Lebensbedingungen, wie Wohnortwechsel, Scheidung, Berufswechsel, traumatische Ereignisse, wie z. B. Vergewaltigungen
  • Missbrauch in der Kindheit
    1/3 der FMS Patienten konnten sexuellen Missbrauch in der Kindheit bestätigen
  • Gewalterfahrungen in der Kindheit und emotionale Vernachlässigung
    42% der Patienten mit Fibromyalgie berichten über körperliche Gewalterfahrung in der Kindheit, sowie von fehlender Zuneigung und Liebe

Teufelskreis Inaktivität bei Fibromyalgie

Typisch ist bei allen FMS – Patienten der Teufelskreis, in denen sie sich bewegen und aus dem es vermeintlich kein Entrinnen gibt: aus körperlichem und/oder seelischem Stress entsteht der Schmerz durch eine länger andauernde Anspannung der Muskulatur. Seelische Spannung erzeugt körperliche Spannung.

Aus solchen immer häufiger werdenden Muskelkontraktionen, die meist auf ganz bestimmte Muskelareale (z. B. Schulter-Nacken-Bereich) begrenzt sind, entstehen unweigerlich Muskelverspannungen. Werden diese nicht gelöst, bleiben Stress und   Schmerzen. Dauernde Schmerzen sind dauernde Stresszustände.

Die Muskelverspannungen, ursächlich eine Folge der chronischen Schmerzen, provozieren eine Schonhaltung mit einer daraus entstehenden körperlichen Inaktivität. Anstatt also aus diesem Teufelskreis auszubrechen, sinkt man immer weiter in eine Antriebslosigkeit und Demotivierung hinein. Eine Leistungsfähigkeit, die notwendig ist, um die Belastungen des Alltages zu meistern, ist nicht mehr vorhanden und lässt die Patienten nur noch weiter resignieren.

Moderater Sport, sanfte, ausgesuchte Bewegungen und eine gezielte Bewegungstherapie können dem FMS-Patienten wertvolle Hilfen sein, um das Ziel einer verbesserten Lebensqualität zu erreichen.

Welcher Sport mit welcher Intensität ist nun aber das hilfreiche Training auf dem Weg zu einer gesteigerten Lebensqualität? Lesen Sie dazu Teil 2 dieser Serien.

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