So lernt Ihr Kind, sein Können einzuschätzen

Wie gut kann sich Ihr Kind einschätzen? Kommt es aus der Schule und verkündet nach einer Klassenarbeit: „Alles gut gelaufen! Das wird bestimmt eine Eins.“ – Ein paar Tage später gesteht es betrübt: „Es ist eine Vier geworden.“ Für die Leistung und vor allem für das Selbstbild Ihres Kindes bringt dies Nachteile. Unterstützen Sie es deshalb dabei, sich selbst realistisch einschätzen zu lernen.

Falsche Einschätzung führt zu Misserfolg

Ein Kind, das sich immer zu gut einschätzt, wird bei freier Aufgabenwahl, z. B. in offenen Unterrichtsphasen, immer zu schwierige Aufgaben wählen. Das Ergebnis: Es kann die Aufgaben nicht wirklich lösen und erntet ein Misserfolgserlebnis nach dem anderen.

Doch es kann auch umgekehrt sein: Ihr Kind kann nicht einschlafen, weil es denkt, es hätte bei der Klassenarbeit versagt und dabei hat es eine Eins geschrieben. Ein Kind mit solch einer zu schlechten Selbsteinschätzung traut sich nicht an schwierige Aufgaben heran. Es wählt immer so leichte Aufgaben, die ihm zwar ein Erfolgserlebnis einbringen, jedoch keinen Lernzuwachs. Denn es kann ja alles schon.

Über das Vorgehen beim Lernen nachdenken

„Was tun?“ werden Sie fragen. Die Antwort heißt: Trainieren Sie mit Ihrem Kind immer wieder, über die eigene Leistungsfähigkeit nachzudenken. Fragen Sie beispielsweise, wenn die Hausaufgaben in Mathematik fertig sind:

  • Sind dir diese Aufgaben leicht oder schwer gefallen?
  • Schau dir noch einmal an, welche von den Aufgaben du leicht und welche du schwer lösen konntest und warum. – Gehen Sie gemeinsam die Aufgaben durch. Oft fallen die Plus-Aufgaben leichter als die Minus-Aufgaben. Ebenso können die meisten Schüler die Multiplikationsaufgaben leichter ausrechnen als die Divisionsaufgaben.
  • Was hast du gemacht, damit du auch die schwereren Aufgaben richtig hast? – Lassen Sie sich die Lösungsschritte erklären, z. B.: „Ich habe die Zahlen erst genau untereinander geschrieben, dann …“

Auf diese Weise wiederholt Ihr Kind den Lösungsweg bei schwierigeren Aufgaben. Das ist eine der besten Voraussetzungen dafür, dass es die Lösungsstrategie auch bei ähnlichen Aufgaben anwenden kann.

Die Reflexion von der Hausaufgabe trennen

Oft sind die Kinder froh, wenn sie die Hausaufgaben hinter sich haben und lehnen eine solche „Meta-Reflexion“ ab. Vereinbaren Sie, dass dieses wichtige Nachdenken darüber, wie es gearbeitet hat, auf die Zeit nach dem Spielen verlegt wird, ähnlich wie das Vokabelabfragen.

Fazit: Durch häufiges Training der Selbsteinschätzung gewöhnt sich Ihr Kind allmählich an, dies selbst ohne Ihre Hilfe durchzuführen. Damit erlernt es eine wichtige Lernstrategie.

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