So diagnostizieren Sie Orientierungsstörungen

Personen, die von kognitiven Einschränkungen betroffen sind, haben häufig Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Hier wissen Betroffene manchmal nicht mehr, wo sie sich gerade befinden oder welcher Wochentag es ist. Dabei spricht man auch von Orientierungsstörungen. Welche Arten der Beeinträchtigungen werden unterschieden? Welche Ursachen kann es geben und wie können Sie die Probleme feststellen?

Die Orientierung bezieht sich auf wesentliche Informationen über die aktuelle Situation, die Zeit, die eigene Person und den momentanen Ort. Viele dieser Informationen sind entweder im Kurzzeit- bzw. Langzeitgedächtnis gespeichert oder können bei Bedarf rekonstruiert werden.

Bei einigen psychischen Störungen, aber auch kognitiven Beeinträchtigungen, einer Demenz oder einem Delirium ist dies jedoch nicht mehr adäquat möglich; es resultieren Orientierungsstörungen.

Orientierung zu Zeit und Ort

Die Orientierung zu zeitlichen Aspekten bezieht sich etwa darauf, zu wissen, wie der heutige Wochentag lautet, welcher Monat gerade ist oder die ungefähre Uhrzeit zu kennen. Fragen dazu, wo sich die Person momentan befindet, wo bestimmte bekannte Wege entlangführen oder in welcher Stadt sich derjenige aufhält, gehören zum Bereich der örtlichen bzw. räumlichen Orientierung. Beide Komplexe werden etwa auch zu Beginn des Mini-Mental-Status-Test (MMST) abgefragt und sind daher eine Screening-Möglichkeit für kognitive Störungen.

Orientierung zu Person und Situation

Typische Informationen zur eigenen Biografie sind etwa die Namen von Kindern, das eigene Geburtsdatum oder der eigene Beruf. Diese persönlichen Daten können ebenfalls bei kognitiven Orientierungsstörungen vergessen werden, sodass etwa Fragen nach dem Geburtsdatum durch Raten beantwortet oder auch Angaben zu wesentlichen Ereignissen im Leben nicht mehr korrekt erinnert, sondern mit Konstruktionen gefüllt werden.

Das kann ebenso die Orientierung zur Situation betreffen, also die Abstimmung des eigenen Verhaltens an situationelle Erfordernisse. Das kann beispielsweise bedeuten, dass Betroffene im Arzt auf einer Pflegestation fälschlicherweise einen guten alten Freund sehen oder das Pflegepersonal als Einbrecher betrachten und entsprechend feindselig reagieren.

Ursachen und Diagnostik von Orientierungsstörungen

Störungen der Orientierung werden oftmals mit einer Demenz in Zusammenhang gebracht und treten dabei als Begleiterscheinung der nachlassenden Gedächtnisfunktionen auf. Dennoch kann es aber auch andere Ursachen geben, beispielsweise ein Delirium, also einen akuten Verwirrtheitszustand. Dieser kann nach Operationen, als Narkosenachwirkung oder bei Diabetikern bei einer akuten Unter- oder Überzuckerung auftreten.

Diagnostik der Orientierungsstörungen

Zur Diagnostik der Orientierungsstörungen können Sie einfache Fragen aus den jeweiligen Bereichen der Orientierung stellen. So können Sie die Patienten etwa fragen, auf welcher Station sie sich gerade befinden oder in welchem Gebäude sie sind (Ort), welcher Wochentag gerade ist und wie die ungefähre Uhrzeit lautet (Zeit), wann sie geboren wurden und wie sie mit vollem Namen heißen (Person) bzw. welche gesundheitlichen Beschwerden sie haben (Situation).

Dabei ist nachfolgend aber auch eine Abklärung mit einem Demenztest notwendig, denn gerade bei der Behandlung in einer Klinik oder in einem Pflegeheim vergessen Patienten, welcher Tag gerade ist, da sie keinen Wochenrhythmus mehr haben, sondern jeden Tag mehrheitlich gleich erleben. Zudem wissen auch ansonsten orientierte Patienten nach mehreren Stationswechseln häufig nicht mehr, in welcher Abteilung einer Klinik sie sich befinden.