Sie schreiben Ihre Biografie – Fragen, die weiter helfen

Erzählt haben Sie schon oft aus Ihrem Leben. Frisch von der Leber weg. Doch nun, da Sie Ihre Erinnerungen aufschreiben wollen, kommen die Einfälle nur stockend. Schon oft haben Sie Ihrem Gegenüber im Gespräch auf die Sprünge geholfen: mit gezielten Fragen. Und genau das hilft Ihnen auch beim Schreiben.

Der Zwang zum Sortieren hemmt

Beim Schreiben sind Sie gezwungen zu sortieren. Während wir beim Erzählen leicht vom Hundertsten ins Tausendste geraten, kann Schreiben mühsam sein. Das ist gut so. Denn es ist unwahrscheinlich, dass es einen Menschen in Ihrem Umkreis gibt, der freiwillig 100 engbeschriebene Seiten über das Fest Ihrer Erstkommunion liest – nicht einmal Sie selbst. Wir kennen das von Urlaubsfotos. Geknippst sind sie schnell. Doch sehen wir besonders die gerne an, die sorgfältig ausgesucht den Platz im Album gefunden haben.

Wir sind uns einig: Sie können und sollen gar nicht jede Minute Ihres Lebens nieder schreiben. Doch dieser kritische Drang zum Sichten und Ordnen tut dem Schreibfluss gar nicht gut. Denn wenn nicht vorne anfangen, wo dann?

Das Tor zur Erinnerung öffnen

Gerhild Tieger hat in ihrem Taschenbuch „Anleitung zur Autobiografie“ 300 Fragen zusammengestellt, die „die Tür zur Erinnerung öffnen können“.

7 Fragen, die reizen

  1. Welcher Geruch erinnert Sie an Ihre Kindheit?
  2. Welche Spitznamen hatten Sie und andere Familienmitglieder?
  3. Wofür wurden Sie von Ihren Eltern bestraft? Und wie?
  4. Wie oft sind Sie in Ihrer Kindheit umgezogen? Wohin?
  5. Welche Musik liebten Sie als Jugendlicher und wie reagieren Sie heute darauf?
  6. Wenn Sie Ihren Beruf noch einmal wählen könnten, wozu würden Sie sich entscheiden?
  7. Haben Sie ein Lebensmotto oder mehrere?

Lauschen Sie in sich hinein. Bringt eine dieser Frage eine Saite in Ihnen zum Klingen? Die Erfahrung zeigt, dass besonders Anregungen, die die Sinne oder die Gefühlswelt ansprechen, Erinnerungen wachkitzeln.

So ging es dem Teilnehmer eines Schreibseminars zur Biografiearbeit. Auf die Frage: „Welcher Geruch erinnert Sie an Ihre Kindheit?“, sagte er ohne zu Zögern: „Das Bohnerwachs in unserer Schule!“ Munter sprudelten daraufhin Erlebnisse aus ihm heraus über Lehrer und Mitschüler. Erinnerungen über die Ängste, die diese Menschen in ihm ausgelöst hatten und wie er heute dazu stand.

Auch Ihre Nase „erinnert sich“ soeben? Ergreifen Sie die Gelegenheit und den Stift und schreiben Sie.

Literatur

Anleitung zur Autobiografie in 300 Fragen von Gerhild Tieger, Autorenhaus-Verlag 2004,  ISBN-13: 978-3932909498

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