„Wenn Ranja den Teddybär mit dem Plastiknäschen sorgfältig auf dem Teppich positioniert, dann weiß ich schon, was jetzt gleich passieren wird“ berichtet verschämt die Mama der Kleinen. „Wenn mein Sohn an sich rumgespielt hat, hat mir das viel weniger ausgemacht“ fügt sie noch an. Die Frage: „Was macht Ihr Kind denn da?“ erübrigt sich, denn jeder Beobachter erkennt unschwer, dass es sich um eine Art Selbstbefriedigung handeln muss.
Spannender ist die Frage, wie gelassen die Eltern, Familie und Bekannte damit umgehen können.
Berücksichtigen Sie bei der Sexualerziehung, dass ein Kind seinen Körper anders begreift als Erwachsene
Wir gehen heute von dem Grundverständnis aus, das die kindliche Art den Körper zu verstehen sehr verschieden von der anderer Lebensphasen ist. Das heißt nicht, dass sie nicht etwas mit Sexualität zu tun hat. Sie ist jedoch definitiv nicht mit dem gleichzusetzen, was mit Einsetzen der Pubertät an Sexualität gewünscht und gelebt wird.
Vergleichen wir die sexuelle Entwicklung in den Kinderjahren vielleicht einmal grob mit dem, was sich im Bereich Ernährung tut: Als Baby kann keiner von uns ein Schnitzel mit Pommes und Salat verdrücken, gleichgültig, wie lecker wir das jetzt finden. Über Milch, Brei und weiche Nahrung gibt es da eine ganze Menge Zwischenstufen.
Weder können wir die Nahrung gleich koordiniert selbst in den Mund befördern, noch verfügen wir von Anfang an über ein entsprechendes Gebiss, um sie zu zerkleinern, noch kann das Verdauungssystem mit allem Angebotenen gleich zurechtkommen. Würde aber irgendjemand deshalb auf die Idee kommen, mit einem Nahrungsangebot so lange zu zögern, bis das Schnitzel auf den Tisch kommen kann?
Wie Sie als Eltern mit kindlicher Selbststimulation umgehen können
Ob und inwieweit ein Kind sich mit seinem Körper befasst ist nicht vorhersehbar. Wie wir Erwachsene in unserer Sinnlichkeit und Leidenschaftlichkeit ja auch sehr unterschiedlich sein können, sind es unsere Kinder ebenfalls. Die Unterschiede sind von Mensch zu Mensch beobachtbar, haben aber nichts mit dem Geschlecht zu tun. Ein Mädchen kann also durchaus auch einmal ein aktiverer Typ sein als sein Bruder. Es wäre begrüßenswert, wenn Eltern Mädchen in dieser Hinsicht nicht mehr einschränken würden, als ihre Söhne.
Wenn es Ihnen möglich ist, reagieren Sie freundlich und gelassen. Dass Ihr Kind, wenn es sich selig mit seinem Körper befasst, in Ihnen gleichzeitig aber auch Schamgefühle auslöst, ist jedoch völlig in Ordnung, denn in unserer Gesellschaft legen wir allgemein großen Wert auf Privatsphäre. Scham ist nützlich, wenn sie dafür sorgt, dass sinnvolle Grenzen untereinander eingehalten werden.
Wenn ihr Kind sich also beispielsweise in der Öffentlichkeit oder auch in der Anwesenheit von Besuch stimuliert, bitten sie es so unaufgeregt wie möglich, sich an einen unbeobachteten Platz (sein Zimmer, sein Bett) zu begeben. Also: „Dein Verhalten ist okay, aber der Ort nicht!“
Was tun, wenn Sie das unbestimmte Gefühl haben, dass da etwas nicht stimmt
Manche Eltern fragen mich, wie oft „noch normal“ ist. Das können am besten Menschen einschätzen, die viel Zeit mit dem Kind verbringen. Wenn ein Kind sich gerade sehr bedürftig fühlt und diese Methode gewählt hat, um sich selbst zu regulieren, dann wird es die befriedigende Handlung häufiger ausführen, als zu anderen Zeiten.
Möglicherweise ist nicht viel zu tun, als dem Kind ebenfalls mehr Aufmerksamkeit zu schenken und zu beobachten, was ihm zurzeit „Stress macht“. Wenn weitere Indikatoren hinzukommen: das Kind nicht mehr fröhlich ist, nicht mit anderen spielen möchte und unausgeglichen wirkt, scheuen Sie sich nicht, sich für ein orientierendes Gespräch an eine Erziehungsberatungsstelle zu wenden.
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