Seelische Erkrankungen – Musik als Therapie kann helfen

Singen und Musik fördern das Wohlbefinden. Sogar Komapatienten, psychisch Kranke und an Demenz Erkrankte können durch Musik therapiert werden. Hier erfahren Sie, wie man durch Musizieren die Gesundheit positiv beeinflussen kann.

Singen und Musizieren gehören zum uralten menschlichen Kulturgut. Jeder Mensch trägt eine gewisse Grundmusikalität in sich. Musikalität ist nicht nur eine Sache der Begabung, sondern der Übung und der Förderung. Wobei eine gezielte Förderung nicht nur die musikalischen Fertigkeiten verbessert, vielmehr fördert gezieltes Musizieren die Entwicklung von Kindern, steigert das Wohlbefinden und vermag seelisch Erkrankte positiv zu beeinflussen.

Ins Gehirn, nicht ins Herz

„Ich fühle, also bin ich“ lautet der Titel eines Buches des renommierten Neurowissenschaftlers Antonio Damasio. Gefühle sind lebenswichtig, weil sie das menschliche Verhalten beeinflussen. Kein anderes Medium als die Musik ist besser geeignet, Emotionen zu transportieren. Euphorische, beruhigende oder bedrückende, gar aufwühlende Gefühlswelten entstehen durch Töne. Musik geht zu Herzen, wie es im Sprachgebrauch heißt. Richtig ist, sie geht ins Gehirn. Genauer gesagt, in das limbische System, ein Gehirnareal, welches durch Rationalität nicht erreichbar ist.

Musikalische Therapie

Im Alten Testament erlöst David durch sein Harfenspiel König Saul von seinen Leiden. Musik ist fester Bestandteil psychischer Therapien geworden. Nicht nur Medikamente und Gespräche mit Psychologen kommen zum Einsatz. Musiktherapien heilen mit Rhythmen und Harmonien. Nicht nur bei seelischen Erkrankungen, sondern auch bei neurologischen Krankheiten wie Parkinson oder psychosomatischen Leiden, wird auf die Heilkraft der Musik gebaut.

Aktivität ist förderlich

Komapatienten, Sterbende oder völlig apathische Depressive versucht man, durch Musik positiv zu beeinflussen. Gemeinsames Singen mit Demenzkranken vermag ihre seelische Dunkelheit zu erhellen. Bei der aktiven Therapie improvisieren Patienten auf Instrumenten, wobei es nicht auf Virtuosität ankommt. Durch Musizieren können Gedanken oder Gefühle geäußert werden, welche Kranke sonst nicht zu verbalisieren vermögen. Wobei nicht nur durch Harmonien seelische Befindlichkeiten verbessert werden. Auch schrille Töne und Dissonanzen haben ihren Platz.

Individuelle Betreuung

Ein absolut heilsames Rezept gibt es allerdings auch in der musikalischen Therapie nicht. Jeder Mensch empfindet Musik anders. Was den einen erfreut, erinnert einen anderen evtl. an traumatische Erlebnisse. Wichtig ist, gemeinsam mit dem Patienten ein akustisches Konzept zu entwickeln, welches aber nicht für alle Zeiten und Situationen Gültigkeit besitzen muss. Zu erkennen, ob und wie ein Patient musikalisch erreichbar ist, fordert Erfahrung und Einfühlungsvermögen.

Musik für alle Stimmungslagen

Fröhliche Menschen trällern oft vor sich hin. Umgekehrt sollte man versuchen, schlechte Laune mit Musik zu vertreiben. Es muss nicht gleich das Schlagzeug sein. Singen reicht oft schon. Es muss nicht schön sein, aber laut. Wer zu leichten Depressionen neigt, sollte sich eine Gruppe Gleichgesinnter suchen. Singen im Chor dient als seelischer Stimmungsaufheller und fördert gleichzeitig das Wir-Gefühl.

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