Trübe Aussichten für 2023
Die Worte des Präsidenten des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe Reinhard Quast Anfang Dezember 2022 in Berlin klingen ernüchternd nach:
„Die Rahmenbedingungen für die Bauwirtschaft haben sich markant verschlechtert und trüben die Aussichten für die Baukonjunktur in 2023 deutlich ein.“
Wie es in der Pressemeldung des ZDB [GBO1] heißt, bestätigen auch Mitgliedsunternehmen des Baugewerbes in Deutschland diese Einschätzung. Einer Umfrage des Verbands im November zufolge, rechnen mehr als 60 Prozent der Betriebe damit, dass sich die Geschäfte in den kommenden sechs Monaten schlechter entwickeln. Im Wohnungsbau gehen sogar 74 Prozent der Unternehmen von einer schlechteren Geschäftsentwicklung aus.
Laut Quast schlägt der Mix aus steigenden Kosten in den Bereichen Bau, Finanzierung und Lebenshaltung zunehmend auf die Bauleistungsnachfrage. Nach den Erwartungen von einem Umsatzrückgang von 5,5 Prozent im Jahr 2022 scheint die Prognose von 7 Prozent für 2023 naheliegend.
Lücken in den Auftragsbüchern füllen
Sowohl private Kunden als auch Gewerbe und Staat halten sich derzeit mit der Auftragsvergabe zurück. Das heißt jedoch nicht, dass die Auftragslage flächendeckend brachliegt. Trotz aktuell angespannter Lage lohnt es sich für Unternehmen im Baugewerbe, nach geeigneten Projekten zu suchen, um die Lücken in den Auftragsbüchern für 2023 bereits jetzt zu schließen.
Auftragsportale sind kontinuierlich mit der Projektsuche beschäftigt und eine beliebte Anlaufstelle, um gezielt nach bereits geplanten Bauvorhaben Ausschau zu halten. Teilweise lässt sich dabei nach individuellen Ausschreibungen in verschiedensten Bereichen der Baubranche recherchieren. Der Informationsdienst der ibau GmbH recherchiert beispielsweise Aufträge im Bereich Erdarbeiten für den Tiefbau, aber auch Ausschreibungen für Hochbau, Architektur und vieles mehr. Auch die regionale Recherche ist online mit wenigen Klicks möglich.
Sonderabschreibungen gefordert
Rund 245.000 Wohnungen sollen im kommenden Jahr fertiggestellt werden. Laut ZDB entspricht das einem Minus von 12,5 Prozent. 2022 sollen insgesamt etwa 280.000 Wohnungen die Fertigstellung erreichen. Das Ziel der Bundesregierung, 400.000 neue Wohnungen im Jahr zu bauen, bleibt bei diesen Aussichten unerreicht.
Beim Umsatz im Wohnungsbau rechnet der Verband mit einem Rückgang von zehn Prozent. „Daher fordern wir auch die Förderbedingungen zeitnah, auskömmlich und niedrigschwellig zu gestalten“, so Quast. Der Verband begrüße, dass die Sonder-Afa (AfA = Absetzung für Abnutzung) im Mietwohnungsbau ab 1. Januar wiedereingesetzt werden soll sowie die Erhöhung der Afa von zwei auf drei Prozent.
Auch die geplanten Investitionen des Bundes im Bereich Infrastruktur könnten hinter den angekündigten Zielen zurückbleiben. Der Verband sieht die Gefahr, dass öffentliche Budgets nicht in Aufträge umgesetzt werden.
Öffentlicher Bau – viele Projekte liegen auf Eis
Auch für öffentliche Auftraggeber sei die finanzielle Situation laut ZDB angespannt, was sich auf Investitionen im Bau auswirken dürfte. Kommunen rechnen mit deutlich steigenden Personal- sowie Sachaufwendungen und Sozialausgaben. Ein Beispiel aus Bielefeld verdeutlicht die Lage, die sich in vielen Regionen des Landes widerspiegelt. Wie die Tagesschau zur Krise im Baugewerbe berichtet, wurde im Stadtteil Sennestadt ein Bauprojekt für einen Sportverein auf Eis gelegt. Als einer der Gründe nennt die Stadt drastisch gestiegene Baukosten. Bundesweit wurden bereits zahlreiche Bauvorhaben gestoppt.
Wirtschaftsbau ebenso rückläufig
Zudem ist die Nachfrage nach Gewerbebauten rückläufig, was laut ZDB vorwiegend auf die Konjunkturaussichten der Volkswirtschaft zurückzuführen ist. Mit einem realen Umsatzrückgang um sechs Prozent sei im Wirtschaftsbau zu rechnen.
Quast fordert „Kluge Investitionsanreize“ und hat Hoffnung
Trotz aktueller Lage der Baukonjunktur sollten die Betriebe der Branche laut Quast „gut über den Winter“ kommen. Die Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren Eigenkapital angehäuft und auch das Saison-Kurzarbeitergeld helfe beim Verkraften der Situation. Dennoch fordert der Verbandspräsident öffentliche Investitionen und kluge Investitionsanreize, um die Marktlage zu entschärfen und Fachkräfte zu halten.
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