Schweigen: Halten Sie doch mal die Klappe

Sie möchten mal die Perspektive wechseln, sich erholen, die Gedanken ordnen. Dazu müssen Sie nicht in ein Kloster fahren. Und brauchen keinen Coaching-Prozess zu durchlaufen. Schweigen Sie. Bewusst. Einige Stunden oder sogar mal ein ganzes Wochenende. Das wird nicht ohne Wirkung bleiben.

Schweigen ist wie Abenteuerurlaub. Sie sind urlaubsreif und wollen so schnell wie möglich raus aus dem Hamsterrad? Dafür gibt es eine umwälzende Methode. Sie müssen dafür das Haus nicht verlassen. Im Gegenteil, ist es für Sie einfacher, zu Hause zu bleiben. Sie brauchen keine Ausrüstung und keine Ausbildung. Notwendig sind Entschlossenheit und hartnäckiges Dranbleiben. Begeben Sie sich auf ein noch unentdecktes Gebiet: schweigen Sie.

Seien Sie gespannt, was mit Ihnen passiert

Reden, rufen, singen, schreien sind wichtige Mittel sich auszudrücken. Sie können sich nicht vorstellen, was passiert, wenn diese Ventile bewusst ausgelassen werden. Besonders hart sind Schweigezeiten, wenn Sie auch auf das Schreiben und Lesen verzichten. Oder auf andere Arten der Ablenkung wie Musikhören und Fernsehen.

Ich finde, Schweigezeiten sind eine wunderbare Gelegenheit, um sich künstlerisch auszudrücken: schreiben, zeichnen oder malen Sie. Ich bin mir sicher, diese Ausdrucksmöglichkeiten werden Sie dann mehr schätzen, als je zuvor.

Ihre Mitmenschen werden darauf reagieren

Erschrecken Sie nicht. Wenn Sie schweigen, hat das eine ganz erstaunliche Wirkung auf ihre Mitmenschen. Kaum einer wird dafür Verständnis haben. Wahrscheinlich nur diejenigen, die selbst schon Schweigezeiten durchlebt haben. Schweigen wird gleichgesetzt mit Trotz, Bockigkeit, Aggressivität. Sie entziehen sich bewusst dem Austausch mit ihren Mitmenschen und treten ein Stück zurück, in Ihre eigene Welt. Stauen Sie, was die anderen anstellen werden, um Sie zum Reden zu bringen.

Wann Sie nicht schweigen sollten

Wenn Sie kleine Kinder haben, sollten Sie nur schweigen, wenn noch eine andere Bezugsperson da ist. Kinder brauchen ein Gegenüber, mit dem sie sich sprachlich austauschen können. Außerdem fällt es ihnen schwer zu verstehen, warum Mama oder  Papa plötzlich nichts sagen.  Kinder werden ja immer wieder ermahnt, nicht so laut zu sein oder sogar komplett „die Klappe zu halten“. Obwohl sie das Sprechen doch gerade mühsam gelernt haben.

Auch am Arbeitsplatz ist Schweigen schwer durchzuhalten – vor allem, wenn Sie mit Kunden und Kollegen zu tun haben. Schweigen Sie lieber in der Freizeit. Schwierig genug, an solchen Tagen beim Bäcker einzukaufen.

Neugierig?

Habe ich Sie neugierig gemacht, auf bewusste Schweigezeiten? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit mir.  Ich selbst, versuche immer wieder kurze Schweigezeiten einzuschieben, was meine Familie überhaupt nicht schön findet. Vielleicht schaffen Sie es ja, konsequent diese Perspektive zu erkunden.

Ich glaube, ich habe über das Schweigen nun genug geschrieben und schließe mit einem Zitat:

„Das Recht zu schweigen ist auch ein Menschenrecht.“
Johannes Gross, deutscher Journalist (1932-99)

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