Schreiben Sie Ihre Grabrede

Ihre Grabrede zu schreiben ist eine Aufgabe, die Sie Ihren Freunden überlassen wollten? Und das auch erst in einigen Jahren? Das kann ich gut verstehen. Trotzdem ermuntere ich Sie, diese Schreibübung zu machen. Sie hat viel weniger mit dem Tod zu tun, als mit dem Leben.

Grabrede schreiben – offen und ungeschminkt

Natürlich schreiben Sie bei dieser Übung keine echte Grabrede. Denn bei Grabreden wird geflunkert oder zumindest geschönt. Welcher Redner wird schon am Grab auspacken, welch ein Lump der Verstorbene war.

Bei Ihrer Grabrede, die Sie nun schreiben, geht es um die Wahrheit. Sie können die Rede hinterher gerne feierlich vortragen. Doch niemand wird Sie dabei belauschen. Also keine Scheu. Packen Sie alles auf den Tisch.

Grabrede eins für ihren Tod am nächsten Mittwoch

Stellen Sie sich vor, Sie werden am nächsten Mittwoch sterben. Wie wird Ihre Grabrede aussehen?

Die folgenden Fragen helfen weiter:

  • Was haben Sie bisher erreicht?
  • Was sind Ihre Leidenschaften?
  • Welche Länder haben Sie bereist?
  • Haben Sie Familie oder einen großen Freundeskreis?
  • Gibt es etwas, was Sie verwirklichen wollten und immer vor sich hergeschoben haben?

Damit Sie ins Schreiben kommen, fangen Sie stilecht an:

„Liebe Trauergemeinde,

wir sind heute zusammengekommen, um Abschied zu nehmen. Abschied von einem Menschen, der …“

Ist die Rede fertig, lesen Sie sich laut vor. Gefällt Ihnen, was Sie geschrieben haben? Wie sieht Ihre Lebensbilanz aus? Nicht zufrieden? Sie können einwenden, dass in Wirklichkeit ja noch viel Zeit bleibt, um Ihre Ziele zu erreichen. Und damit kommen wir zu einer zweiten Grabrede.

Schreiben Sie eine zweite Grabrede für Ihren Tod als 102-jähriger

Diesmal liegt der angenommene Todeszeitpunkt mehrere Jahrzehnte in der Zukunft. Was wollen Sie dann von der Himmelswolke über sich selbst erfahren?

  • Was wollen Sie erreicht haben?
  • Welchen Eindruck wollen Sie hinterlassen?
  • Waren Sie als humorvoller Mensch bekannt, oder als schwieriger Zeitgenosse?
  • Waren Sie bei bester Gesundheit, in den Jahren vor Ihrem Tod?
  • Was werden Ihre Mitmenschen für immer in Erinnerung behalten?
  • Was war besonders an Ihnen?

Das Leben hinterfragen

Sie haben es längst erkannt. Eine Grabrede zu schreiben, dient dazu, Ihr Leben zu hinterfragen. Vermutlich wären Sie nicht mit der Lebensleistung zufrieden, wenn Sie plötzlich nächsten Mittwoch Ihren irdischen Hut nehmen müssten. Und ziemlich sicher werden Sie noch viele Jahre vor sich haben.

Doch ist es besser, dass Sie sich möglichst bald darüber klar werden, worauf Sie auf Ihrem Sterbebett zurückblicken wollen. Machen Sie sich an die Erfüllung Ihrer Träume und Ziele. Jetzt können Sie Ihrem Leben noch eine neue Richtung geben. Dann kann Ihre Grabrede Sie nicht mehr schocken.

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