Schreiben: Setzen Sie sich künstlich unter Druck

Sie schreiben am besten unter Druck? Oder tippen überhaupt nur in die Tasten, wenn Ihnen die Zeit im Nacken sitzt? Das belastet Sie sicher. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung – es lässt sich nur schwer abgewöhnen. Deshalb drehen Sie den Spieß um und nutzen diese Eigenart.

Schon der Historiker Parkinson kam 1955 in einer Veröffentlichung zum Schluss: „Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“ Bekannt geworden ist dieser Erkenntnis unter dem Begriff: Parkinsons Gesetz.

Sicher haben Sie es selbst mehrfach erlebt: haben Sie für die Diplomarbeit 6 Monate Zeit, ringen Sie in der Nacht vor der Abgabe mit dem Drucker und Kopierer, um die Arbeit am nächsten Tag völlig erschöpft abzugeben. Und auch die Geburtstagskarte schreiben Sie meistens erst im Taxi auf dem Weg zur Party. Seltsam, dass das Ergebnis sich meistens sehen lassen kann, wenn es auch nicht perfekt ist.

Hadern Sie nicht mit sich, sondern entdecken Sie Ihr Potential in dieser ganz eigenen Arbeitsweise: Sie sind fähig, in begrenzter Zeit einen brauchbaren Text zu schreiben. Um Ihre Adrenalin-Ausschüttung beim Aufschieben nicht so zu strapazieren, leiten Sie diesen Schreibprozess ab sofort lange vor dem Abgabetermin ein und setzen sich künstlich unter Druck.

Der Kurzzeitmesser hilft beim Schreiben

Sie können sich mit einer „Eieruhr“ oder einem Kurzzeitmesser den Einstieg ins Schreiben erleichtern. Über diesen Kniff lesen Sie in meinem Artikel „Texte schreiben gelingt in 4 Minuten“.

Haben Sie die Einstiegshürde genommen, eignet sich der Küchenwecker vorzüglich, um zügig Ergebnisse zu erhalten.

Ihr persönlicher Schreib-Sprint

  • Legen Sie Block und Stift bereit oder öffnen Sie eine Datei auf dem PC, abspeichern nicht vergessen.
  • Schätzen Sie, wie lange Sie für Ihren Text brauchen, wenn Sie hochkonzentriert zügig und ohne Unterbrechung daran arbeiten. Länger als 45 Minuten am Stück sollten Sie nicht arbeiten. Danach laden Sie sich bei einer kurze Pause auf: mit Bewegung, Essen oder Trinken oder Plaudern. Brauchen Sie für den Text mehr Zeit, nehmen Sie sich nur ein Teilziel: ein Kapitel oder eine Seite.
  • Bereiten Sie sich vor: gehen Sie zur Toilette, lüften Sie das Zimmer, legen Sie alle Unterlagen bereit, die Sie zum Schreiben brauchen.
  • Schalten Sie Störungen aus: Stellen Sie das Telefon ab und sagen Ihren Mitmenschen Bescheid, dass Sie für diese bestimmte Zeit nicht ansprechbar sind.
  • Schließen Sie die Augen. Stellen Sie sich vor, dass nach der vorgegebenen Zeit vor Ihrem Haus eine dunkle Limousine hält. Ein breitschultriger Mann steigt aus, klingelt an Ihrer Haustür. Als Sie öffnen, packt er Sie an der Schulter und fragt streng: „Wo ist mein Text?“
    Vielleicht können Sie auch eine persönliche Situation in Erinnerung rufen, die Ihnen bewusst macht: „JETZT muss ich alle meine Kräfte mobilisieren, um zu schreiben. Es hängt eine Menge davon ab.“
  • Stellen Sie den Küchenwecker auf die geschätzte Zeit.
  • Schreiben Sie.
  • Klingelt der Wecker, machen Sie eine viertel Stunde Pause. Danach stellen Sie die Eieruhr auf 30 Minuten, in denen Sie dem Text den letzten Schliff geben.

Machen Sie das Märchen wahr

Wäre es nicht schön, wenn Sie Ihre Neigung „auf den letzten Drücker“ zu arbeiten mit dem Kurzzeitmesser in den Griff bekämen? Fast schon märchenhaft. Doch bedenken Sie: Die Helden im Märchen erringen Ihre Siege niemals ohne Hilfe. Unterstützung bekommen sie von Feen, Krafttränken, Zauberstäben. Da der weise Mentor wohl gerade Urlaub macht, lassen Sie sich eben von einem unerbittlich tickendem Uhrwerk Kraft und Power einflößen. Klappt übrigens auch bei der Steuererklärung.

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