Schön problematisch: Vorsicht vor Palmöl in Kosmetika

Problematische Inhaltsstoffe in Kosmetika haben Geschichte

Während man lange Zeit bei Kosmetika vor allem darauf geachtet hat, ob sie den gewünschten Effekt hatten, muss man heute leider immer mehr darauf achten, welche Inhaltsstoffe verwendet werden. Ein Puder, das mit durchblutungshemmendem Blei versetzt ist und so für eine vornehm blasse Gesichtsfarbe sorgt – so etwas gibt es heute dank Richtlinien und Verordnungen in Deutschland nicht mehr. Dennoch ist man gut beraten, die Inhaltsstoffe einiger Produkte genauer zu studieren.

Während einige Inhaltsstoffe unter dem Verdacht stehen, Krebs zu erregen oder schlicht die Haut austrocknen, anstatt für die beworbene Feuchtigkeitspflege zu sorgen, gibt es Stoffe, auf die aus anderen Gründen verzichtet werden sollte. Zu ihnen gehört Palmöl.

Was kann Palmöl und wo kommt es her?

Palmöl (Elaeis guineensis oil) selbst ist ein gutes, natürliches Pflegemittel vor allem für trockene Haut. Es wirkt antioxidativ, hautglättend und hat eine rückfettende Wirkung. Die enthaltenen Vitamine (u. a. Vitamin E) können zudem Zellschäden reparieren, die durch UV-Licht verursacht wurden. An sich ist das Öl also ein kleiner Alleskönner, der zu Recht in vielen Kosmetikartikeln auftaucht.

Problematisch wird es erst, wenn man sieht, wie und wo Palmöl angebaut wird. Die Ölpalmen, aus deren Früchten das Palmöl gewonnen wird, werden vor allem in südostasiatischen Ländern wie Indonesien oder Malaysia angebaut. Aber auch in Afrika und Südamerika gibt es große Plantagen.

Ölpalmen wachsen überall da gut, wo tropisches Klima herrscht. Genau da liegt auch der Konflikt: Wo tropisches Klima herrscht, wachsen nicht nur Ölpalmen, sondern auch Regenwald. Und der muss weichen, um Platz für die Plantagen zu schaffen, auf denen die Ölpalmen wachen sollen.

So wurden zwischen 1990 und 2005 fast 1,5 Millionen Hektar Regenwald allein in Indonesien abgeholzt, um anstelle des artenreichen Urwaldes Monokulturen anzulegen. In Indonesien und Malaysia werden in weiteren 15 Jahren 98% des Regenwalds vernichtet worden sein, wenn bis dahin kein konsequentes Umdenken stattgefunden hat.

Kosmetik, Palmöl und die Zerstörung des Regenwaldes

Der Boden des Regenwaldes ist besonders reich an Kohlenstoff, da er diesen gut binden kann. Bei der oft genutzten Brandrodung wird der Kohlenstoff freigesetzt und begünstigt die Klimaerwärmung. Während ein Hektar Regenwald bis zu 300 Tonnen Kohlenstoff bindet, kann ein Hektar Palmölplantagen lediglich 40 Tonnen binden.

Mit der Abholzung und Brandrodung geht die Zerstörung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen einher. Besonders der Orang Utan wurde zum traurigen Symbol für die Zerstörung von Lebensräumen. Beheimatet auf Sumatra und Borneo verschwinden jedes Jahr Tausend der ohnehin vom Aussterben bedrohten Primaten.

Doch nicht nur Tier- und Pflanzenwelt wird durch den Anbau von Palmöl gefährdet. Auch die Anwohner in betroffenen Gebieten leiden meist stark unter dem Geschäft. Um Plantagen anzulegen, werden Anwohner umgesiedelt – oft auch mit Gewalt. Dabei werden häufig die Rechte von Kleinbauern und indigenen Gemeinschaften verletzt. Selbst Einwohner, die friedlich gegen die Ausweitung von Plantagen protestieren, befinden sich im Visier krimineller und bewaffneter Banden. Da die Palmöl-Wirtschaft zudem erträglicher ist als normaler Ackerbau, werden Anbauflächen für Ölpalmen genutzt, anstatt Nahrungsmittel für den Eigenbedarf anzubauen. Mangelernährung ist die Folge.

Einige Produkte werben mit nachhaltigem oder fair gehandeltem Palmöl. Allerdings sollten diese Versprechen kritisch betrachtet werden. 2004 wurde der RSPO (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) gegründet, eine Zertifizierungsinitiative, die nebst nicht-Regierungsorganisationen auch viele Konzerne als Mitglieder hat, die durch Palmöl beträchtliche Gewinne einfahren.

Die durch den RSPO festgelegten Standards sind dementsprechend bei weitem nicht ausreichend. So werden weder Monokulturen noch die Zerstörung von Regenwald verboten. Schließlich werden die Vereinbarungen oft nicht einmal eingehalten, da Korruption in den betreffenden Ländern weit verbreitet ist.

Wie kann eine Lösung aussehen und wie erkenne ich Palmöl in Kosmetik?

Trotz all dieser Probleme ist der Boykott von Palmöl keine vollständige Lösung. Denn damit würden auch jene Kleinbauern gestraft, die schon lange sozial und ökologisch verträglich Palmöl herstellen. Die Bevölkerung der meisten Länder, in denen Palmöl produziert wird, leidet ohnehin unter Armut und für viele Familien stellt die Produktion von Palmöl die Lebensgrundlage dar.

Was also notwendig ist, sind striktere internationale Standards für eine sozial, ökologisch und ökonomisch verträgliche Produktion von Palmöl, die tatsächlich durchgesetzt und kontrolliert werden. Durch klare Kennzeichnungen würde es dem Verbraucher möglich gemacht, fair gehandeltes Palmöl zu unterstützen.

Leider ist Palmöl in sehr vielen Produkten unter wechselndem Namen versteckt, was es schwierig macht, es zu erkennen. In Seifen befindet sich beispielsweise Palmöl, wenn folgende Inhaltsstoffe gelistet sind: Sodium Palmate, Sodium Palm Kernelate, Palmic Acid.

In anderen Kosmetika wird Palmöl als „Coconut Butter Substitute/Equivalent (CBD/CBS)“ verkauft. Desweiteres bestehen die meisten Inhaltsstoffe, die den Wortbestandteil „Palm“ oder der Wortendung „palmitate“ haben, aus Palmöl.

Die weiteren Inhaltsstoffe, die auf Palmöl schließen lassen, tragen diffuse Namen wie Cetearyl/Cetyl Alcohol, Emulsifiers E471, Fatty Alcohol Sulphates, Glyceryl Laurate/Stearate, Sodium Dodecyl Sulphate, Sodium Isostearoyl Lactylaye, Sodium Laureth Sulphate, Sodium Lauryl Sulfoacetate/ Sulphate, Steareth -2/ -20, Stearic Acid. In Lebensmitteln wird Palmöl oft schlicht mit „vegetable oil“ umschrieben.

„Wer schön sein will, muss leiden.“ Doch im Zusammenhang mit Palmöl sind die Verbraucher schön, die anderen leiden. Der erste Schritt, Konzerne zum Umdenken zu bewegen ist, darauf zu achten, welche Produkte Palmöl enthalten. Weichen Sie nach Möglichkeit zumindest auf Produkte aus, die Palmöl aus fairem Anbau verwenden. Leider bieten bislang auch Naturkosmetika häufig keine Alternative, da nur sehr wenige Firmen auf Palmöl verzichten oder faires Palmöl nutzen.

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