Schlagfertigkeit: Das richtige Wort zur rechten Zeit

Manche Menschen parieren jede Situation mit einem souveränen Spruch. Schlagfertigkeit zu beweisen, ist bei Stress äußerst schwierig. Unmöglich ist es nicht.

Warum ist mir das nicht gleich eingefallen? Wie wunderbar wäre es, wenn man in einem Konflikt oder in einer Diskussion eine elegante und schlagfertige Bemerkung aus der Tasche ziehen könnte. Stattdessen kommen einem die guten Antworten immer erst dann in den Sinn, wenn alles längst vorbei ist. Fünf Minuten später wüsste man die ideale Erwiderung. Das kennen Sie sicher auch.

Stress blockiert die Schlagfertigkeit
In der Regel sind Umstände, in denen Schlagfertigkeit von Nutzen wäre, außergewöhnliche, für unser tägliches Leben unübliche Vorgänge. Wir werden beispielsweise von einer Verkäuferin barsch abgefertigt, wo wir doch davon ausgehen, als Kunde grundsätzlich zuvorkommend behandelt zu werden. Das versetzt uns in Stress. Zum einen müssen wir die aktuelle Situation bewerten. Zum andern geraten wir in Zeitdruck, weil wir möglichst schnell etwas Passendes antworten möchten. Das hemmt unsere Kreativität. Bei Stress ist alles auf Kampf oder Flucht ausgerichtet – und zwar körperlich. Pfiffige Bemerkungen sind als Mittel der Wahl nicht im physiologischen Stress-Repertoire vorgesehen.

Schlagfertigkeit kann man lernen
Der wichtigste Ansatz ist der, überhaupt etwas zu sagen. Überlassen Sie Ihrem Gegenüber nicht einfach das Feld. Es kommt weniger darauf an, was Sie äußern. Selbst wenn es nur: “Dazu fällt mir jetzt gar nicht ein.“ ist. Sprechen Sie mit fester Stimme. Das vermittelt Selbstbewusstsein.

Überlegen Sie sich in einer ruhigen Minute Erste-Hilfe-Sätze. Das sind Phrasen, die eigentlich keinen direkten Bezug zum Thema haben, aber dennoch immer irgendwie passen. Sie nehmen den Stress aus der Situation und irritieren den Gesprächspartner.  Beispiel: "Können Sie nicht aufpassen?“ Antwort: "Ja, immer wieder gerne.“ Dass Ihnen solche Sätze, wenn es darauf ankommt, nicht locker einfallen, ist ganz natürlich. Machen Sie sich darum vorbeugend eine Liste mit 5-6 dieser Sprüche. Auswendig gelernt, sind sie dann jederzeit einsatzbereit.

Eine andere Methode ist die Nachfrage. Auch sie steht Ihnen selbst unter Stress sicher zur Verfügung. Durch eine Frage spielen Sie den Ball sozusagen zurück. Beispiel: “Können Sie nicht aufpassen?“ Antwort: “Wie meinen Sie das?“
Der Erst-Hilfe-Satz und die Nachfrage haben den Vorteil, dass beide auf Vorrat erdacht werden können. Dadurch, dass Sie jederzeit ein probates Mittel an der Hand haben, geraten Sie im Ernstfall nicht mehr so leicht in Stress. Denkblockaden nehmen ab und die Chance steigt, mit einem Bonmot eigene Schlagfertigkeit zu entwickeln.