Schlaganfall – Vorsicht in der Rehabilitationsphase

Besonders im Akut- oder Anfangsstadium des Schlaganfalls ist es wichtig, dass die Pflegenden bestimmte Prinzipien der Behandlung beachten, da sonst schwerwiegende Folgeschäden auftreten können. Hierzu ist ein Grundverständnis der anatomisch-neurologischen Prozesse sehr hilfreich, wenn man Schäden durch unsachgemäße Mobilisation und Umgebungsgestaltung möglichst gering halten möchte.

Was geschieht in der Rehabilitationsphase?

In den ersten Wochen nach einem Schlaganfall zeigen die Betroffenen zunächst oft schlaffe Lähmungen auf einer Körperseite. Gleichzeitig bekommen sie keinerlei Wahrnehmungsimpulse von den gelähmten Extremitäten. Ganz allmählich reagiert die paretische Seite aber auf Stimulationen mit reflexartigen Reaktionen.

Das Großhirn kann aber diese Reflexe nicht in der einstmals gelernten Weise hemmen. In der weiteren Folge zeigen viele Betroffenen mehr oder weniger stark ausgeprägte Anzeichen von sogenannten spastischen Bewegungsmustern.

Ziel der Therapie ist es, einerseits die bewusste Wahrnehmung der gelähmten Seite zu stimulieren und andererseits das Großhirn wieder zum Herrn über die puren Reflexantworten zu machen. In der Regel geschehen daher alle Tätigkeiten von der gelähmten Seite. Alle Gebrauchsgegenstände und das Mobiliar (Nachtschrank) stehen dort und große Analoguhren und Kalender unterstützen die Orientierung.

Lagerungen verfolgen zum einen das Ziel, den Schlaganfallbetroffenen mit der Wahrnehmung seiner gelähmten Seite zu konfrontieren. Darüber hinaus zielen Lagerung und Mobilisation darauf ab, dass durch vorsichtige Belastung und größtmögliche Unterstützungs- und Auflagefläche die Tiefen- und Oberflächenwahrnehmung erhöht wird.

Der Betroffene soll wohldosiert spüren, aber nicht zu starken Reizen ausgesetzt werden. Die gelähmte Seite muss beim Gehen belastet werden. Und schließlich sollen Bewegungsmuster gebahnt werden, d. h. durch Umgehungskreisläufe im Gehirn sollen wieder Bewegungsfolgen abrufbar werden. Daher werden zum Beispiel sehr oft die gesunden Bewegungen mit der gelähmten Seite nachgeahmt.

Spastisches Muster vermeiden!

Weil nun aber immer wieder durch Berührung, Stress oder andere Umstände Reflexe durch zu starke äußere Reize ausgelöst werden, sollen die Lagerungen entgegen dem sogenannten spastischen Muster, wie man es vom Wernicke-Mann her kennt, vorgenommen werden.

In der Frühphase und im Rahmen der weiteren Rehabilitation erfolgen dann spezielle Lagerungen entsprechend einem besonderen Stufenplan. Zu frühe Mobilisation in den Stand beispielsweise kann dazu führen, dass der Betroffene immer spastischer wird und Kontrakturen entwickelt.

Oft kommen Schlaganfälle noch viel zu früh in Nachfolgeeinrichtungen wie das Altenheim oder in die gewohnte, häusliche Umgebung. Im Zuge des damit verbundenen Stresses und einer unsachgemäßen Lagerung und Mobilisation werden dann häufig vermeidbare Folgeprobleme wie Kontrakturen und Verletzungen im Schulter-Hand-Bereich hervorgerufen. Aber auch eine zu hohe Motivation und übertriebener Ehrgeiz des Schlaganfallbetroffenen selbst kann die Spastizität befördern.

Folgende fünf Grundregeln sollten die Pflegenden daher beachten:

1. Zeit lassen und Bewegung langsam und in möglichst kleinen Schritten durchführen

Die Befolgung kinästhetischer Prinzipien kann hier unterstützend wirken.

2. Aufklärung des Betroffenen und seiner Angehörigen

Geduld und Ruhe vermitteln, Störungen von außen verringern!
Vermeiden von Erschrecken und Überforderung!

3. Vermeidung von zu großen Anstrengungen durch kompensatorische Bewegungen

Der Patient soll zum Aufrichten keinen Bettbügel benutzen, da bei größeren Anstrengungen auf der nicht gelähmten Seite spastische Bewegungsmuster auf der betroffenen Seite gefördert werden.
Keine Bettkiste zur Spitzfußprophylaxe ins Bett stellen.
Wenn möglich, vorsichtige bilaterale Bewegungen durchführen.

4. Angemessene Kommunikationsformen, insbesondere bei Aphasie

  • langsam und in kurzen Sätzen sprechen
  • keine Entweder-oder-Fragen
  • zunächst nicht mit rechts/links Informationen arbeiten
  • möglichst nicht mehr als eine Person spricht mit dem Schlaganfallbetroffenen
  • So wenig wie möglich sprechen. Durch Fühlen erfahren lassen!

5. Vermeidung eines Schulter-Hand-Syndroms

In der Regel keine Blutdruckmessung, Blutentnahme oder Infusion am betroffenen Arm! Bei Lagerungen und jeder Art der Mobilisation die betroffene Schulter und den Arm immer besonders schützen.

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