Wie schlafen Babys in anderen Kulturen?
Müssen Babys in anderen Kulturen auch erst schlafen lernen? In den meisten Ländern schlafen Kinder bis zu einem gewissen Alter (in Japan z. B. 5-6 Jahre) bei ihren Eltern im Bett. Die Babys schlafen meist in den Armen der Mutter oder in einer Tragehilfe ein, oft werden sie dabei gestillt. Und in vielen Kulturen gehen die Eltern mit den Kindern gemeinsam schlafen.
Schlafprobleme bei Kindern sind dort nahezu unbekannt, denn man weiß, dass die Babys auf diese Weise von ganz alleine gut einschlafen. Wenn das Baby nachts stillen möchte, dreht sich die Mutter einfach zur Seite und es kann an der Brust trinken und sofort wieder einschlafen – ebenso wie die Mutter.
Schlafprobleme haben eher die Mütter als die Babys
Ein Teil der mütterlichen Schlafprobleme der Europäer ist also hausgemacht: Denn wenn ich erst aufstehen, in ein anderes Zimmer gehen, das Baby aus dem Bett holen und mich mit ihm zum Stillen auf einen Stuhl setzen muss um dann das Baby vielleicht wieder in den Schlaf zu wiegen bin ich garantiert richtig wach geworden und brauche auch umso länger um wieder einzuschlafen.
In der Schlafforschung stellt man auch fest, dass sich die Schlafrhythmen von Baby und Mutter auch aneinander anpassen, wenn sie im selben Bett schlafen. So werden die Mütter nicht mehr aus dem Tiefschlaf gerissen, wenn das Baby stillen möchte. Dies sorgt für einen zwar unterbrochenen aber trotzdem sehr erholsamen Schlaf.
Seit wann müssen Kinder schlafen lernen?
Auch in Europa haben die Babys noch bis vor kurzem in den Betten der Mütter oder Ammen geschlafen und wurden nachts gestillt. Erst 1832 schreibt Adolph Menke, dass es für die Gesundheit des Kindes vorteilhaft sei, dem Kind das Trinken in der Nacht wenn möglich abzugewöhnen. (Allerdings auf eine sanfte Art und Weise.) Er schreibt auch, dass die Mutter das Kind rund um die Uhr bei sich hat. 1875 fordert Klencke, dass das Kind ein eigenes Bett im Zimmer der Mutter haben soll.
Erst 1930, im dritten Reich, heißt es bei Birk & Mayer: „Das heroischste Mittel für eine junge Mutter ist, dass sie das Kind – wie man sagt – durchschreien lässt“. Mitte der 80er Jahre entwickelte Dr. Richard Ferber dann in den USA das vermeintlich humanere Schlaflernprogramm, nach dem auch heute noch viele Kinder schlafen lernen müssen.
Fazit:
Human bedeutet menschlich und menschlich sollte das sein, was unseren Bedürfnissen am besten entspricht. Ein Baby hat von Natur aus das Bedürfnis, sich satt und geborgen zu fühlen. Viele Mütter können das Schreien kaum ertragen und müssen sich dazu zwingen, ein Schlaflernprogramm „durchzuziehen“. Ganz einfach, weil es gegen ihre Natur ist. Hören Sie lieber auf ihr Gefühl, als auf Ratgeber.
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