Scheidung der Eltern – Angsterfahrungen gemeinsam bewältigen

Scheidungen sind heute weit verbreitet. Während die Erwachsenen in der Regel nach einiger Zeit problemlos ihrem Leben nachgehen, sind sie für Kinder und Jugendliche allerdings auch nach langer Zeit noch belastend. Wie können die Folgen einer Scheidung der Eltern für den Jugendlichen gemildert werden? Diese Frage ist von zentraler Bedeutung.

Die Situation des Jugendlichen

Grundsätzlich ist die Reaktion des Nachwuchses von deren Alter abhängig. Gerade bei Eintritt in die Pubertät machen sich die Kinder Sorgen um die Eltern und beginnen, Verantwortung für Bereiche zu übernehmen, für die sie eigentlich noch nicht reif sind. Bei Jugendlichen kann das Verhalten sehr widersprüchlich sein.

Vordergründig zeigen sie Verständnis für die Trennung der Eltern, wirklich verstehen können sie den Schritt allerdings nicht. In vielen Fällen werden die Probleme der Eltern von den Jugendlichen offen angesprochen und es wird eine Diskussion darüber verlangt. Diese Diskussionen sind nur ein Teil, denn die Jugendlichen beginnen häufig, die Grenzen des Normalen zu verlassen und werden in einigen Fällen unkontrollierbar.

Grundlage für dieses widersprüchliche Verhalten ist im Normalfall die Enttäuschung über die Scheidung der Eltern und die Emotionen, die sich im Jugendlichen anstauen und für die sie dann ein Ventil suchen.

Viele Teenager leiden unter Schuldgefühlen

In vielen Fällen versuchen die Jugendlichen eine Rolle zu übernehmen, die sie nicht übernehmen können. Dies ist dann auch ein Ausdruck für die Tendenz, sich an die Familie zu klammern. Eine Ablösung findet dabei nicht statt, obwohl der Jugendliche viele Versuche unternimmt, sich von seiner Familie zu lösen.

Dadurch entstehen weitere Konflikte und in vielen Fällen geben sich die Jugendlichen die Schuld an der Trennung, auch wenn hierfür keine Anhaltspunkte vorliegen.

Auch wenn sich die Eltern nicht streiten und vordergründig die Trennung erklären, finden sich in den Gesprächen immer wieder versteckte Botschaften. Oft wird versucht, das Kind daran zu hindern, den anderen Elternteil zu besuchen. Der Jugendliche soll sich entscheiden.

Allerdings sind beide Elternteile für ihn wichtig. Der Druck auf den
Jugendlichen baut sich langsam auf. Der Jugendliche wird zum Spielball
und als Waffe gegen den anderen Elternteil missbraucht.

Wie der Jugendliche die Zeit übersteht

Grundsätzlich ist es wichtig, dass nach dem Entschluss zur Trennung schnell die Trennung selbst erfolgt. Damit wird dem Jugendlichen die Angst vor der Situation genommen. Es besteht Klarheit, die besonders wichtig ist. Nach der Trennung müssen die Gefühle des Jugendlichen dann thematisiert werden.

Hierbei spielt die Neutralität eine große Rolle, denn seine Gefühle müssen einfühlsam und verständnisvoll aufgenommen werden. Es sollte nicht betont werden, was sich nun ändern wird, sondern vielmehr muss betont werden, was noch bleibt. Damit werden die Ängste genommen, die mit der Situation verbunden sind.

Für das Kind da sein

Die Eltern müssen klar aussagen, dass sie beide nach der Scheidung gemeinsam für den Jugendlichen da sein werden. Dem Jugendlichen muss glaubhaft gesagt werden, dass er nicht schuld an der Trennung ist und die realen Gründe müssen ohne Schuldzuweisungen und neutral übermittelt werden. Der Jugendliche muss zudem in jeder Situation erkennen können, dass er noch immer geliebt wird.

Sind die Eltern überfordert, dann müssen sie es zugeben. Nur dann wird sich der Jugendliche nicht zurückziehen oder Ängste entwickeln. Die Eltern müssen gesprächsbereit bleiben und immer wieder Zeit aufbringen, um mit dem Jugendlichen zu sprechen. Es ist wichtig, sich für den Nachwuchs Zeit zu nehmen, damit er die Möglichkeit hat, die Situation angstfrei zu überstehen. Im Mittelpunkt sollten insgesamt immer der Jugendliche und seine Situation stehen.

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