Reparatur statt PC-Totalschaden: CPU-Retention-Modul clever ersetzen

Durch die offene Hardware-Architektur sind viele PC-Schäden recht einfach selbst zu reparieren. Ein beschädigtes Retention-Modul (Halterung für CPU-Kühler) jedoch ist ein fieser Fehler, der den wirtschaftlichen Totalschaden eines PCs bedeuten kann. Wie Sie den Fehler erkennen, das Retention-Modul professionell ersetzen und so Hunderte von Euro sparen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Horror-Fehler im PC: Beschädigtes Retention-Modul

Zu den echten Horror-Fehlern an einem Desktop-PC zählt ein beschädigtes Retention-Modul. Es handelt sich hierbei um einen Befestigungsrahmen aus Kunststoff, mit dem der Kühler auf der CPU (der zentrale Prozessor) mechanisch befestigt wird. Der Begriff "retention" entstammt der Hebetechnik und bedeutet so viel wie "nachspannen". Auf Deutsch werden die Retention-Module meist als "Kühlerhalterung" bezeichnet.

Seit geraumer Zeit sind die Retention-Modulrahmen rechteckig ausgeführt und mit zwei Kunststoff-Rastnasen versehen, die als Haken für das Nachspannen des aufgesetzten CPU-Kühlers dienen. "Standardfehler" ist eine abgebrochene Rastnase, gelegentlich ist die Qualität der Verbindung zum Mainboard auch minderqualitativ. Ist ein Retention-Modul beschädigt, ist keine Reparatur des Moduls im Einbauzustand möglich. Es muss das gesamte Modul passend ersetzt werden. Das ist nur möglich, nachdem das Mainboard komplett aus dem PC-Gehäuse herausgebaut wurde.

Leider ist es trotzdem so, dass ein beschädigtes Retention-Modul bei alten PCs in manchen Fällen irreparabel ist, weil eine passende Halterung für den CPU-Kühler nicht erhältlich ist oder der Mainboard- oder PC-Hersteller ein eigenes Kühlsystem einsetzt, das sich nicht mit den Standard-Elementen reparieren lässt. In diesen Fällen kann nur versucht werden, das komplette Mainboard als Gebraucht-Ersatzteil aufzutreiben.

Warum geht ein Retention-Modul überhaupt kaputt?

Es stellt sich unwillkürlich die Frage, warum kann denn ein so wichtiges Bauteil überhaupt einen solchen Defekt aufweisen? Im Wesentlichen sind es zwei Gründe, die zum Defekt oder Abbruch an einem Retention-Modul führen:

  • Der Hauptgrund ist engagiertes, aber unprofessionelles "Basteln" am PC. Wird auf ein Mainboard zu Tuningabsichten ein hochleistungsfähiger Kühler installiert, damit die CPU übertaktet werden kann, sind diese Kühler ausgesprochen schwer und werden mit hohem Anpressdruck von bis zu 20 kg an die Oberfläche der CPU gedrückt.

    Wird die Halteklammer des Kühlers etwas verkantet aufgesetzt, die mechanische Verriegelung falsch bedient oder per Schraubendreher an der falschen Stelle gehebelt, sind Schäden am Retention-Modul schon sehr häufig vorgekommen.

  • Schäden am Retention-Modul können allerdings auch völlig ohne direkten Einfluss von außen geschehen. In seltenen Fällen bricht der Kunststoff einer Rastnase am Retention-Modul mitten im PC-Betrieb oder beim Transport des Geräts. Das passiert tendenziell eher bei schweren und hochwertigen Kühlern auf preiswerten Mainboards.

    Bei modernen PCs bemerkt zum Glück das BIOS schnell die ausgefallene CPU-Kühlung und schaltet das System ab. Die Gefahr hierbei ist aber, dass der schwere CPU-Kühler frei im Gehäuse meist nur am Stromkabel "hängt" und so mechanische Schäden verursachen kann. Sofortiges Ausschalten des Rechners und Vorsicht beim Bewegen des Geräts sind also dringend empfohlen.

Clevere Ersatzbeschaffung statt teurer Elektroschrott

In vielen Fällen wird eine Beschädigung des Retention-Moduls gleich zu einem PC-Totalschaden hochstilisiert oder es wird schnell als Reparaturlösung ein neues Mainboard mit allem Drum und Dran verkauft. In beiden Fällen kann der Schaden mehrere hundert Euro betragen, zudem muss ein neues Betriebssystem installiert werden, vielleicht fällt auch eine aufwendige Datenrettung aus dem beschädigten PC an. Es ist kaum zu glauben: Das alles können Sie sich für schlappe 10 bis 15 Euro ersparen! Denn so viel kostet ein Ersatz-Retention-Modul durchschnittlich nur.

Allerdings ist die Ersatzbeschaffung nicht ganz trivial. Denn die selbst ernannten "Elektronikmärkte" haben keine Retention-Module im Angebot, es ist ja auch viel besser für den Umsatz, einfach einen neuen PC zu verkaufen. Wenn Sie prüfen möchten, ob es zu Ihrem Rechner einen Ersatz des Retention-Moduls gibt, ist der Typ des Prozessorsockels (CPU-Socket) entscheidend. Denn genormt sind die Befestigungslöcher für das Retention-Modul entsprechend zum eingesetzten CPU-Typ.

Welche CPU in dem PC werkelt, erfahren Sie aus der Begleitdokumentation, beispielsweise ist der Typ des CPU-Sockels bei AMD AM2, AM2+ oder Sockel AM3, bei Intel Sockel 478, 775, 939 oder 1155. Es ist unbedingt wichtig, exakt den richtigen Typ des CPU-Sockels zu bestimmen, andernfalls passt das Retention-Modul nicht.

In den meisten Fällen gelingt es zuverlässig, eine Bezugsquelle aufzutun, wenn Sie die genaue Bezeichnung des CPU-Sockels in Zusammenhang mit "Retention-Modul" oder "Kühlerhalterung" in eine Suchmaschine eingeben. Auch Online-Auktionshäuser sind erfolgversprechende Quellen.

Anmerkung: Es gibt im Tuning-Zubehör auch besonders hochwertige Kühlsysteme, die direkt auf dem Mainboard in den Bohrungen befestigt werden, die eigentlich für das Retention-Modul gedacht sind. Diese Lösungen sind jedoch nur für ganz bestimmte aktuelle CPU- und Mainboard-Typen im Angebot und zudem in den allermeisten Fällen preislich als Reparaturlösung völlig ungeeignet.

Austausch des Retention-Moduls in 6 Schritten

Mit der folgenden Reparatur retten Sie möglicherweise einem PC im Zeitwert von mehreren hundert Euro das elektronische Leben. Allerdings kann an dieser Stelle keine detaillierte Anleitung für die komplette PC-Demontage bis zum Ausbau des Mainboards gegeben werden. Bitte berücksichtigen Sie, dass es sich um eine Reparatur für PC-Anwender mit fortgeschrittenen Hardware-Kenntnissen handelt und lassen Sie den Einbau im Zweifelsfall besser in der PC-Werkstatt Ihres Vertrauens vornehmen. Der Austausch des Retention-Moduls ist prinzipiell in den folgenden Schritten vorzunehmen:

  1. Entfernen Sie alle Kabel von dem PC-System und öffnen das Gehäuse, sofern es nicht durch die Fehlersuche sowieso schon offen ist. Entnehmen Sie vorsichtig den CPU-Kühler und ziehen seine Spannungsversorgung vom Mainboard ab.
  2. Schrauben Sie die Slotbleche aller Erweiterungskarten los und nehmen die Erweiterungskarten, wie zum Beispiel die Grafikkarte, heraus. Schrauben Sie das Mainboard ab, meist werden hierfür sechs Kreuzschlitzschrauben verwendet, bei manchen Rechnern auch Kunststoff-Distanzhalter.
  3. Wer sich möglichst wenig Arbeit machen möchte, der lässt die Kabelanschlüsse der Laufwerke und des Frontpanels gesteckt. Das geht mit etwas Geschick durchaus, indem das Mainboard für den Wechsel des Retention-Moduls nur entsprechend gekippt oder senkrecht gestellt wird.
  4. Nun haben Sie Zugriff auf das defekte Retention-Modul. Lösen Sie auf der Mainboard-Unterseite die vier Schrauben oder Halteklammern, die das Retention-Modul mit der Hauptplatine verbinden.
  5. Nun stecken Sie das Unterteil des neuen Retention-Moduls passgenau in die vier Bohrungen und verschrauben es auf der Mainboard-Oberseite. Da Sie nun einen besseren Zugriff als bei eingebautem Mainboard haben, montieren Sie nun auch direkt den CPU-Kühler wieder.
  6. Bauen Sie in umgekehrter Reihenfolge der Arbeitsschritte nun alle Teile wieder ein. Bevor Sie das PC-Gehäuse schließen, schließen Sie nur Strom, Tastatur und Monitor an und machen einen Probelauf, um kurz zu prüfen, ob der Rechner "anspringt" und der CPU-Kühler seiner Arbeit nachgeht. Ist der Test erfolgreich, schließen Sie das Rechnergehäuse und kabeln das System wieder komplett an.

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