Reisetipp: Das Oderbruch

In Deutschlands östlichster Region finden Reisende unberührte Naturlandschaften, aber auch geschichtlich relevante und interessante Orte. Prächtige Schlösser laden zur Besichtigung, Wander- und Wasserwege zur sportlichen Betätigung ein.

Die Oder ist heute Deutschlands östlichster Fluss und bildet weithin die Grenze zu Polen. Diese Randlage hatte die Region ein wenig aus dem Bewusstsein der Menschen vertrieben. So blieb die Gegend lange sich selbst überlassen, was Flora und Fauna zugutekam. Unberührte Wasserlandschaften, daneben Beispiele von früher Kolonisierung und historischen Stätten wie Schloss Neuhardenberg und Schloss Gusow bieten sowohl Ruhe suchenden als auch unternehmungslustigen Touristen Abwechslung.

Geschichte des Oderbruchs

Der Preußenkönig Friedrich II. (1712 – 1786), der "Große", setzte die Meliorationsversuche seines Vaters Friedrich Wilhelm fort. Sein Interesse war auf das Oderbruch gerichtet, eine Landschaft, welche häufigen Überschwemmungen ausgesetzt war und so keinen sicheren Siedlungsraum bot. Durch Dämme, Kanäle und ein neues Bett sollte der ungezügelte Fluss besänftigt werden. Es entstanden der Friedlandkanal, die Stille und die Alte Oder, ein Gebiet, welches als Geheimtipp für Wassersportler gelten kann.

Neue Orte

Um die nun nutzbare Polderlandschaft zu besiedeln, wurde Zuzüglern Ackerland durch Losentscheid zugeteilt. So entstanden die meist einsam gelegenen Loose-Höfe. Auch aus bestehenden Dörfern zog es Menschen auf das neue Land. Sie nahmen oft ihre alten Dorfnamen mit und setzten nur ein "Neu-" davor. So sind Kolonistendörfer schon an ihrem Namen erkennbar. Das erste Kolonistendorf Neulietzegöricke von 1753 steht unter Denkmalschutz.

Wunschewier, Neulewin, Neubarnim und Neureetz gehören zu den sehenswertesten der mehr als fünfzig Kolonistendörfer. In Groß Neuendorf befand sich der größte Hafen im Oderbruch. Von seiner einstigen Bedeutung zeugt der große Verladeturm, der heute ein Café beherbergt.

Letschin

Ein 100 Jahre altes Denkmal Friedrichs II. erinnert hier an den Schöpfer der heutigen Kulturlandschaft. 1945 sollte das Denkmal von den Besatzungsmächten eingeschmolzen werden. Beherzte Bürger bewahrten den Alten Fritz vor dem Hitzetod, indem sie ihn in einer Scheune versteckten. Seit 1986 steht er wieder auf seinem Sockel und hat ein Auge auf einen gut 200 Jahre alten Gasthof, welcher seinen Namen trägt.

Seelow

Dieser Ort hat eine traurige Berühmtheit erworben, denn dort fand eine der letzten, verlustreichen Schlachten des Zweiten Weltkrieges statt. Die Gedenkstätte Seelower Höhen (März – November, 10 bis 17 Uhr) erinnert an die Ereignisse.

Schlösser

Im aufwendig restaurierten Schloss Gusow befindet sich Brandenburgs größtes Zinnfigurenmuseum. Hier wird in Dioramen die Geschichte Preußens von der Urzeit bis 1990 dargestellt.

Schloss Neuhardenberg

Der Stammsitz der Familie Hardenberg erstrahlt nach seiner Renovierung in strahlendem Weiß. Das klassizistische Schloss bildet mit zahlreichen Nebengebäuden und der von Schinkel erbauten Kirche ein prächtiges Ensemble. Der einst barocke Park wurde von Fürst Pückler und Lenné modernisiert.