Reisen: Wie Medical Wellness die Kur ersetzt

Was früher die Kur war, ist in Zukunft der Medical-Wellness-Urlaub. Immer mehr Menschen fahren in den Urlaub, um die eigene Gesundheit zu verbessern - unter ärztlicher Aufsicht. Im letzten Jahr verreisten 4,5 Mio. Menschen vor allem aus diesem Grund. 2010 werden 6,6 Mio. Deutsche einen Medical-Wellness-Urlaub buchen. Unterschiede zur Kur: Diese Gesundheitsreisen bezahlt der Kunde überwiegend aus eigener Tasche und die Ansprüche sind höher.
Der neue Reiseveranstalter Dr. Holiday ist ausschließlich auf Medical Wellness spezialisiert (www.dr-holiday.de). Im Angebot: Kreuzfahrt auf der Donau mit Nordic-Walking-Ausflügen, Ernährungswochen mit TV-Koch, Präventionsurlaub an der Adria für die ganze Familie. Alle Reisen werden von Krankenkassen bezuschusst.

Prognose: Obwohl diese Zuschüsse in den kommenden Jahren spärlicher fließen werden, boomt das Medical-Wellness-Geschäft weiter: Zweistelliges Wachstum bei Teilnehmern, Umsatz und Ertrag sind zu erwarten.

Für die Hotellerie bedeutet diese Entwicklung: Ein Wellness-Menü auf der Speisekarte reicht nicht mehr. Die Gäste erwarten ein Rundum-Programm mit hartem gesundheitlichen Nutzen. Zu Beginn und Ende des Urlaubs ist ein ärztlicher Check Pflicht; außerdem gehören Ernährungsberatung, Personal Trainer und psychologische Beratung zum Standardangebot.
Anwender-Beispiel: Auf Medical Wellness setzt das Hotel Eggensberger im Allgäu. Das Haus betreibt seit 30 Jahren ein ambulantes Reha-Zentrum mit Arzt und sechs Physiotherapeuten. Dieses traditionelle Gesundheitsangebot wurde nach und nach durch Kneipp-Anwendungen, Anti-Kopfschmerztherapie und Rückentraining erweitert. Daneben gibt es klassische Wellness-Angebote von der Thalasso-Packung bis zur Klangmassage. Sämtliche Nahrungsmittel im Restaurant stammen vom familieneigenen Bio-Bauernhof.
Kunden für solche Gesundheitsangebote kommen künftig nicht nur aus Deutschland. Denn Gesundheit entwickelt sich mehr und mehr zu einem Gut, das global zum günstigsten Preis eingekauft wird.
Beispiel: Holländische Patienten etwa lassen sich neuerdings in Ostwestfalen künstliche Hüften und Knie einsetzen. Da die Wartezeiten in heimischen Kliniken zu lang sind, schickt die Krankenkasse VGZ ihre Kunden nach Deutschland. Ein auf Krankenfahrten spezialisierter deutscher Taxiunternehmer holt sie aus Nijmwegen, Arnheim oder Utrecht ab. In diesem Wettbewerb haben deutsche Kliniken mit Expertise und professionellem Marketing gute Chancen.