Ratgeber Homöopathie

In der Medizin geht die Homöopathie ihre ganz eigenen Wege. Die Schulmedizin arbeitet bei der Behandlung mit natürlichen und synthetischen Substanzen, die nichts mit der zugrunde liegenden Erkrankung zu tun haben und sich nur in ihrer Bekämpfung als wirksam erwiesen haben. Beim Einsatz homöopathischer Arzneimittel herrscht das Prinzip "Ähnliches heilt Ähnliches".

Es werden Substanzen gegen Erkrankungen eingesetzt, die bei einem gesunden Menschen die Symptome der zu behandelnden Krankheit hervorrufen. Neu ist dieser Gedanke nicht. Schon der griechische Arzt Hippokrates beschäftigte sich vor rund 2500 Jahren mit dieser Idee. Der berühmte Arzt Paracelsus unterstützte im 15. Jahrhundert das Ähnlichkeitsprinzip und entwickelte es weiter.

Die Homöopathie, wie wir sie heute kennen, geht zurück auf den deutschen Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843). Auch heute im Jahr 2014 interessieren sich viele Menschen für diese alternative Methode in der Medizin.

Die Geschichte der Homöopathie

Samuel Hahnemann war im 18. Jahrhundert ein in mehreren deutschen Städten praktizierender Arzt und auch als Professor an medizinischen Hochschulen tätig. Er sah die aus heutiger Sicht harten und nicht besonders überzeugenden Behandlungsmethoden seiner Zeit extrem kritisch und setzte sich allgemein dafür ein, in der Medizin ganzheitlich eine gesunde Lebensweise zu fordern und grundsätzliche Hygiene-Anforderungen zu pflegen. Man bescheinigte ihm einen unruhigen Charakter und Geist, wofür nicht nur seine zahllosen Umzüge Zeugnis ablegen, sondern auch die Tatsache, dass er als Mediziner ein ewig Suchender war.

Neue Arzneimittel und Behandlungsmethoden, die seiner ganzheitlichen Sicht der Dinge entsprachen, trieben ihn um. In manchen Gebieten war er seiner Zeit dabei voraus. So sollte er etwa bei einer Stellungnahme zur Cholera richtig feststellen, dass es sich dabei um eine Infektionskrankheit handelt, die durch „Tiere niederer Ordnung“ übertragen wird.

Bei der Übersetzung eines zweibändigen Werkes des schottischen Mediziners William Cullen 1790 stieß Hahnemann auf eine medizinische Begründung, die ihm unzureichend erschien: Cullen hatte dort ausgeführt, dass die pflanzliche Substanz Chinarinde – wir kennen sie auch unter dem Namen Chinin – bei der Malaria, die man damals auch Wechselfieber nannte, wirksam sei, weil sie dem Magen nütze. Hahnemann hatte in einem Selbstversuch festgestellt, dass die Chinarinde bei ihm als gesundem Menschen Symptome des gefürchteten Wechselfiebers erst hervorrief.

HomöopathieBei weiteren Selbstversuchen und bei der Erprobung an anderen gesunden Testpersonen mit verschiedenen Dosierungen der Substanz stellte er fest, dass es bei fast allen zu malariaähnlichen Krankheitszuständen kam, die aber in der Intensität schwankten und somit offensichtlich von der individuellen Konstitution abhängig waren. Der neugierige Hahnemann forschte in diese Richtung weiter. Er testete verschiedene Substanzen an Gesunden, notierte die auftretenden Symptome und weitete seine Versuche auf die Behandlung von Patienten aus. Dabei suchte er gezielt nach einer Substanz als Arzneimittel, die bei Gesunden die Symptome des Kranken spiegelte. Die moderne Homöopathie war geboren.

Grundlagen und Terminologie der Homöopathie

Hahnemann entwickelte in der Folgezeit für die Homöopathie eine ganz eigene Terminologie und Systematik: Bei seinen Versuchen mit der Behandlung gesunder Menschen mit bestimmten Substanzen prägte er den Begriff der Erprobung. Das Phänomen einer Verschlimmerung von Krankheitszeichen beim Beginn einer homöopathischen Behandlung mit dem passenden Arzneimittel ist bekannt als Erstverschlimmerung.

In der Anfangszeit seiner Behandlung musste Hahnemann feststellen, dass die anfängliche Verschlimmerung von Symptomen bei der Anwendung des homöopathischen Mittels stark ausgeprägt war, zumal manche der als ähnlich angewandten Mittel nach heutigen Erkenntnissen einfach giftig sind – man denke an Arsen oder Quecksilber. Um hier Abhilfe zu schaffen, begann er die Ausgangssubstanz, die man in der Homöopathie als Urtinktur bezeichnet, systematisch zu verdünnen sowie in einer von ihm definierten Art und Weise zwischen den Verdünnungsvorgängen zu (ver-) schütteln.

Für den Verdünnungs- und Verschüttlungsprozess wählte Hahnemann die Bezeichnung Potenzierung und nannte die daraus entstehenden Produkte Potenzen. Die Potenzen prägen bis heute die homöopathischen Arzneimittel. Urtinkturen kommen äußerst selten zur Anwendung. Potenziert wird in Dezimal- oder Centesimalpotenzen. Systematisch erscheinen homöopathische Arzneimittel als Zahlen-Buchstaben-Kombinationen:

So bedeutet etwa Chinarinde C6, dass Chinarinde sechs Mal im Verhältnis 1:100 verdünnt und zwischen den Verdünnungsvorgängen verschüttelt wurde. Bei C1000 beginnt man von M-Potenzen zu sprechen. Potenzen ab D30 gelten regelmäßig als hohe Potenzen.

HomöopathieHahnemann stellte für höhere Potenzen eine stärkere Wirkung fest. Dies muss wissenschaftlich bemerkenswert erscheinen, da ab einem Verdünnungsgrad von C12 die Ausgangssubstanz nicht mehr stofflich nachweisbar ist. Hier setzen Kritiker der Homöopathie – häufig Ärzte und überzeugte Schulmediziner – im Regelfall an und schieben Behandlungserfolge auf bloße Placebo-Effekte.

Da allerdings homöopathische Arzneimittel häufig auch bei Tieren Heilerfolge verzeichnen, macht man es sich mit dem Verweis auf den Placebo-Effekt in der Medizin wohl zu einfach. Offensichtlich befindet sich in der Verdünnung noch eine heilende Information. Der Beliebtheit der Homöopathie als sanfte, ganzheitliche Heilmethode der Medizin konnte die fortgesetzte Kritik keinen Abbruch tun.

Man kann heute online viele Informationen zum Thema und auch auf mancher Arzt-Seite sowie im Impressum den Hinweis auf das Angebot homöopathischer Behandlungen finden. Stark etabliert hat sich die Klasse der Heilpraktiker mit Schwerpunkt Homöopathie.

Konstitutionsbehandlung und Komplexmittel

Das World Wide Web spielt an anderer Stelle auch eine große Rolle. Die klassische homöopathische Behandlung ist eine in der westlichen Medizin einmalige, ganzheitliche Heilmethode in Form der sogenannten Konstitutionsbehandlung. Dabei werden die einzelnen Beschwerden, Symptome, Eigenheiten und spezifischen Bedingungen des Individuums mit gesammelten Erfahrungen aus der Erprobung von verschiedenen Substanzen abgeglichen.

Hahnemann sowie seine legitimen Nachfolger in den USA Hering und Kent, haben sich um die Anlage dieser Sammlung in homöopathischen Repetitorien verdient gemacht, die man jetzt einfach elektronisch und online abfragen kann.

Die Konstitutionsbehandlung wird nach einem Mittel suchen, das in seiner Wirkung nach dem Ähnlichkeitsprinzip zum aktuellen Zeitpunkt geeignet ist, die Gesundheit des betroffenen Menschen wieder herzustellen. Ein erfahrener Homöopath arbeitet bei der Abfrage persönlicher Eigenheiten äußerst genau. Zum Beispiel kann es sein, dass jemand jedes Jahr im Juni zum Sommeranfang Angina bekommt, was ihn von anderen unterscheidet.

Man kann homöopathische Arzneien gegen Symptome einsetzen, wie etwa Belladonna gegen Fieber bei Grippe. Klassische Homöopathen lehnen das ab. Auch Komplexmittel, die mehrere Substanzen verbinden und ein zusammengesetztes homöopathisches Mittel bilden, sind in der Homöopathie umstritten. Bei der homöopathischen Selbstbehandlung leichter Beschwerden sind Komplexmittel – wenn die Informationen und Grundlagen zu den einzelnen Arzneimitteln im Internet einsehbar sind – ein Versuch wert. Ernste Krankheiten erfordern den Rat eines erfahrenen Homöopathen und eine Konstitutionsbehandlung.