Psychosomatische Erkrankungen – wenn die Seele um Hilfe ruft

Psychosomatische Störungen sind immer Zeichen einer Überlastung. Der Körper reagiert darauf mit Krankheitszeichen, obwohl keine körperliche Grunderkrankung vorliegt. Die Ursache liegt zu einem hohen Prozentsatz an Stress. Und genau da kann man ansetzen, um Besserung zu erzielen.

Druck von außen erzeugt Druck im Inneren

Das Herz schmerzt, als würde man gleich sterben. Der Magen verträgt nicht mehr, was früher so gut bekömmlich war. Die Muskeln sind verspannt, so dass man sich kaum bewegen kann. Viele solcher dramatischen Symptome weisen selbst bei genauester Diagnostik auf keine körperlichen Schädigungen hin. Der Arzt spricht dann von einer Anpassungsstörung oder psychosomatischen Krankheit.

Sie entsteht, wenn Belastungen, Ärger, Angst oder Druck dem Körper keine Zeit zur Erholung lassen. Er kann nicht mehr angemessen reagieren und wird krank. Es entstehen beispielsweise Schmerzen in der Brust, obwohl das EKG, der Blutdruck und der Ultraschall keinerlei Hinweise auf den Auslöser geben.

Selbst schuld?

Psychosomatische Erkrankungen haben auch heute noch den Beigeschmack von Überempfindlichkeit und Eigenverschulden. Das ist natürlich völlig falsch. Es sind sogar eher die leistungsorientierten Menschen, die daran leiden. Sie setzen sich dem an sie gestellten Stress zu sehr aus, so dass der Körper die Notbremse zieht.

Zwei Wege aus der psychosomatischen Falle

Die gute Nachricht zuerst: Wer eine psychosomatische Störung durchmacht, hat die Chance wieder vollständig geheilt zu werden. Die zweite danach: Mit Tabletten oder anderen Hilfsmitteln alleine, funktioniert das nicht. Änderungen der Gewohnheiten sind nötig. Zum einen können diese den Patienten betreffen. Zum andern muss möglicherweise seine Umgebung verändert werden.

Dem Betroffenen fehlt es im Vorstadium einer psychosomatischen Erkrankung oft an dem Gefühl, eine Perspektive zu haben. Er glaubt sich festgefressen in einer Situation oder einem Zustand, den er selbst nicht verändern kann. Dabei kann es sich um Ansprüche im Job oder in der Familie handeln. Erlebt man sich beispielsweise als ausgenutzt, bleibt die Bestätigung für das Geleistete aus, dann wirkt sich das auf längere Sicht negativ auf den Körper aus.

Redewendungen geben durchaus sinnvolle Hinweise auf den Grund des Leidens. Etwas schlägt einem auf den Magen, oder das Herz wird schwer. Hier sollte man überlegen, welche Art der Hilfe angebracht wäre. Das kann von einem Training für mehr Selbstsicherheit bis zu einer Verhaltenstherapie gehen. Wichtig ist, dass sich der Patient nicht mehr ausgeliefert und machtlos fühlt – und, dass er sich nicht durch unangebrachten Perfektionismus selbst weiter belastet.

Geht das nicht, weil die Ursache im Lebensumfeld liegt, muss dort angesetzt werden. Zu viele Aufgaben, die nie abreißen, Schichtdienst, Stress im Familienleben oder als pflegender Angehöriger: Eine Entlastung ist das oberste Ziel. Das kann auch soweit gehen, dass ein Patient im Beruf auf eine Änderung drängen muss. Das Leben muss vereinfacht werden.

Gesund werden und bleiben

Für jeden Menschen ist Selbstwirksamkeit notwendig. Nur wer weiß, dass die Gestaltung des Lebens in der eigenen Hand liegt, wird dauerhaft vor psychosomatischen Krankheiten verschont bleiben. Die eigenen Einstellungen zu überprüfen, gehört ebenso dazu, wie sich selbst vor belastenden Einflüssen zu schützen.

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