Probleme trotz Hochbegabung – was tun?

"Wenn Ihr Kind hochbegabt ist, wieso zeigt es dies nicht?" Das haben Sie vielleicht von der Lehrerin Ihres Kindes gehört, nachdem Sie ihr das Ergebnis der psychologischen Testung eröffnet haben. Was für Sie eine Erklärung für Leistungsschwankungen ist, ist für die Lehrerin eine gern benutzte Ausrede für Verhaltensauffälligkeiten. Was hilft, wenn Hochbegabung nicht in Hochleistung umgesetzt wird?

Hochbegabung und Defizite nebeneinander

Manche hochbegabte Kinder machen es Eltern und Lehrern schwer, die richtige Schullaufbahn und die richtige Förderung zu finden. Es sind Kinder mit einer unausgewogenen Entwicklung wie z. B. bei Kevin.

Den Eltern und der Lehrerin erscheint es, als ob er zwei Gesichter hätte: Einerseits ist er klug, vollzieht rasch komplizierteste mathematische Zusammenhänge nach, hat schnell die richtige Lösung parat und erreicht einen hohen Wert im Intelligenztest.

Andererseits trödelt er, ist feinmotorisch ungeschickt, nimmt Anweisungen nicht auf und setzt sie nicht um. Eigene Bedürfnisse kann er nicht aufschieben und sich längere Zeit in das Rechnen vertiefen, damit er endlich die Einmaleinsen auswendig kann. So fällt es ihm schwer, seine Leistungen auf das Papier zu bringen.

Verstehen und Verständnis zeigen

Die allerwichtigste Hilfe für Ihr Kind ist es, diese Koexistenz von Licht und Schatten zu akzeptieren. Betrachtet man, wie eine gute Schulleistung zustandekommt, ist die Intelligenz ein wesentlicher, jedoch nicht alleiniger Faktor. Auch Stützfaktoren wie Konzentrationsfähigkeit oder feinmotorische Fähigkeiten müssen ausgeprägt sein, damit die Gesamtleistung stimmt. Die Pädagogen sprechen von einer Teilleistungsstörung, wenn bei einer oder einigen wichtigen kognitiven Kompetenzen ein Entwicklungsrückstand besteht.

Das Selbstbewusstsein stärken

Geistige Unterforderung einerseits und Probleme beim Durchstehen des Unterrichtsvormittags andererseits: Dies verwirrt nicht nur die Lehrerin und die Eltern, sondern Kevin selbst am allermeisten. Er hat es schwer, seine Identität zu definieren, für sich selbst zu klären, was er wirklich kann und was nicht.

Diese Verwirrung und die reale Frustration drohen zu massiven Schulschwierigkeiten zu führen. Stellen Sie deshalb immer wieder in den Vordergrund, was er schon alles kann. Eine gute Gelegenheit dazu ist ein Gespräch am Bett vor dem Schlafen: Lassen Sie gemeinsam den Tag Revue passieren – was war schön, was weniger?

Ergänzen Sie seine Erzählungen und betonen Sie, wie tüchtig er manche Klippe genommen hat oder stellen in Aussicht, dass es morgen in der Mathematikstunde bestimmt besser klappen wird. So kann er sich Ihrer Liebe sicher sein, trotz mancher Auseinandersetzungen am Tag.

Für differenzierte Unterstützung sorgen

Für Kinder wie Kevin ist eine vorzeitige Einschulung oder das Überspringen einer Klasse kein Allheilmittel. Vielmehr muss für sie ein differenziertes Hilfsangebot mit Unterstützung aller Beteiligten ausgearbeitet werden. Es ist eine individuelle Förderplanung notwendig, durch die die Stärken weiter gefördert und die Schwächen in kleinen Schritten kontinuierlich angegangen werden.

Beziehen Sie auch den schulpsychologischen Dienst ein und bitten um Begleitung während der Grundschulzeit. Mit dem fachmännischen Rat dieses Spezialisten können Sie und die Lehrer verständnisvoller und passgenauer fördern.

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