Pränatale Diagnostik und Nabelschnurblut – was ist sinnvoll?

Die Einlagerung von Nabelschnurblut und somit körpereigenen Stammzellen soll eine sinnvolle Vorsorge sein, falls der Nachwuchs später einmal erkrankt. Doch welche Methoden sind wann sinnvoll und welche Risiken bestehen dabei für Mutter und Kind?

Stress für Mutter und Kind?

Grundsätzlich bedeutet jede Untersuchung erst einmal Stress für die werdende Mutter. Schließlich setzt sie sich vor und während der Untersuchung mit dem Gedanken auseinander, wie sie wohl reagieren wird, wenn eben nicht alles in Ordnung ist. Im Extremfall kann dies auch bedeuten, sich entscheiden zu müssen, ob das Kind überhaupt zur Welt kommen soll.

Weiterhin empfinden viele Frauen, bei denen eine sogenannte Risikoschwangerschaft besteht, dieses Wissen als sehr belastend. Dabei gilt die Bezeichnung "Risikoschwangerschaft" für alle werdenden Mütter über 35, wobei sich heute sehr viele Frauen erst spät für ein Kind entscheiden.

Die Statistik zeigt, dass rund 97 Prozent aller Babys in Deutschland gesund auf die Welt kommen. Nicht zuletzt ist dies auch der pränatalen Diagnostik zu verdanken, denn Krankheiten und Fehlbildungen können dank ihr nicht nur erkannt, sondern teilweise bereits im Mutterleib behandelt werden.

Die nicht-invasiven Methoden der pränatalen Diagnostik

Die nicht-invasiven Methoden der pränatalen Diagnostik bieten den großen Vorteil, dass sie Rückschlüsse auf die Gesundheit des Kindes erlauben, ohne dabei Mutter oder Kind Schaden zu können. Zu beachten ist allerdings, dass es sich dabei stets um Risikoeinschätzungen handelt und nicht um definitive Diagnosen.

Zu den nicht-invasiven Methoden der pränatalen Diagnostik zählt in erster Linie der Ultraschall. Der Ultraschall ist dabei eine reguläre und im Mutterpass vorgesehene Vorsorgeuntersuchung und wird während der Schwangerschaft dreimal durchgeführt. Dabei haben vor allem die ersten beiden Ultraschalluntersuchungen den Zweck, mögliche Wachstumsstörungen, Fehlbildungen oder sonstige Auffälligkeiten festzustellen. Weiterführende Informationen zu den Ultraschalluntersuchungen finden sich unter hwww.praenataldiagnostik-info.de.

Weiterhin zu den nicht-invasiven Methoden gehört das Ersttrimester-Screening. Dieses kann ab der elften Schwangerschaftswoche vom Arzt durchgeführt werden und bildet eine Kombination aus verschiedenen nicht-invasiven Methoden. Zentral bei dieser Untersuchung ist die Messung der Nackentransparenz beim Fötus. Bei einigen Chromosomenveränderungen sowie bei manchen Herzfehlbildungen oder anderen Fehlbildungen sammelt sich vermehrt Flüssigkeit in der Nackenfalte des Fötus. 

Diese Ansammlung ist mithilfe des Ultraschalls zu erkennen. Außerdem misst der Arzt die Eiweiß- und Hormonwerte im Blut der Mutter und bezieht Daten der Mutter, wie ihr Alter, ihre ethnische Herkunft, ob sie raucht oder an Diabetes leidet oder ob für die Entstehung der Schwangerschaft medizinische Hilfe notwendig war, mit ein. Im Anschluss errechnet eine spezielle Software aus den gesamten Daten das "Gesamtrisiko des Kindes", welches, wie erwähnt, jedoch nur eine Einschätzung und keine Diagnose ist.

Eine weitere nicht-invasive Methode der pränatalen Diagnostik ist der Triple-Test. Hierbei wird das Blut der Mutter auf drei wichtige Substanzen hin untersucht. Mittels der Werte kann der Arzt die Wahrscheinlichkeit errechnen, dass das Kind am Down-Syndrom oder einem offenen Rücken leidet. Da dieser Test jedoch nur eine Sicherheit von 60 Prozent bietet, wird er heute nicht mehr allzu oft angewendet.

Im Gegensatz zu den drei Ultraschalluntersuchungen werden die Kosten für das Ersttrimester-Screening und den Triple-Test von den Krankenkassen nicht übernommen.

Die invasiven Methoden der pränatalen Diagnostik

Eine invasive Methode der pränatalen Diagnostik ist die Chorionzottenbiopsie. Sie kann ab der elften Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Dazu wird mittels einer Hohlnadel Gewebe, welches den Embryo umgibt, entnommen. Die entnommenen Zellen werden dann im Labor auf Chromosomenveränderungen hin untersucht, um Erbkrankheiten oder genetische Erkrankungen ausfindig zu machen. Wie bei allen invasiven Methoden steigt auch bei der Chorionzottenbiopsie das Risiko einer Fehlgeburt.

Die Amniozentese ist eine weitere invasive Methode. Sie wird in der Regel erst ab der 14ten Schwangerschaftswoche durchgeführt und wieder kommt eine Hohlnadel zum Einsatz. Diesmal werden 15 bis 20 Milliliter Fruchtwasser mit abgelösten Zellen des Embryos entnommen und untersucht. Chromosomenveränderungen sowie einige Erb- und Stoffwechselerkrankungen können so erkannt werden. Nach dem Eingriff können leichte Wehen und Blutungen auftreten, das Risiko einer Fehlgeburt liegt allerdings nur bei 0,5 bis einem Prozent.

Die Kosten für beide Untersuchungen werden von den Krankenkassen nur unter bestimmten Umständen übernommen, zum Beispiel, wenn es sich um eine Risikoschwangerschaft handelt.

Kurz nach der Geburt – welche Vorteile bietet die Entnahme von Nabelschnurblut?

Nabelschnurblut ist dasjenige Blut, welches sich direkt nach der Geburt in der Nabelschnur des Kindes befindet. Die Entnahme dieses Blutes erfolgt risikofrei und schmerzfrei für Mutter und Kind. Im Nabelschnurblut befinden sich sehr viele Stammzellen, die durch den heutigen Stand der Technik konserviert werden können und in der Stammzellenforschung sowie bei der Behandlung bestimmter Erkrankungen, wie Leukämie, zum Einsatz kommen.

In Zukunft soll es zudem möglich sein, die Stammzellen auf verschiedene Aufgaben hin zu programmieren, um so ausgefallene oder geschwächte Organe, Gewebe oder Funktionen des Körpers zu ersetzen, beziehungsweise zu unterstützen. Aktuell wird beispielsweise an der Therapie von Parkinson und Diabetes mellitus Typ 1 geforscht.

Um das Nabelschnurblut zu konservieren, wird es nach der Entnahme mit minus 196 Grad kaltem Stickstoff schockgefroren. Dabei gibt es in Bezug auf die Konservierung verschiedene Optionen. Zum einen kann eine Eigenkonservierung zur privaten Vorsorge bei einer Nabelschnurblutbank wie Seracell vorgenommen werden. Das eingefrorene Blut steht dann dem Kind zur Verfügung, sollte es einmal an einem Leiden erkranken, welches mithilfe eigener Stammzellen behandelt werden kann.

Auch eine Spende der aus dem Nabelschnurblut gewonnenen Stammzellen an ein Familienmitglied ist möglich.

Weiterhin kann das Nabelschnurblut an ein Stammzellenregister oder an die Stammzellenforschung gespendet werden. Auf das Stammzellenregister haben Ärzte Zugriff und können die dort eingelagerten Stammzellen zur Behandlung von Patienten nutzen. Wird das Nabelschnurblut der Stammzellenforschung gespendet, so unterstützt dies die Forschung an den Stammzellen und die Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten.

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