Poetry Slam – ähnlich wie ein Battle zwischen Rappern?
Von dem Vergleich mit einem Hip-Hop Battle distanzieren sich die jungen Dichter. Der Moderator der Veranstaltung und erfahrene Poetry Slammer Lars Ruppel beschreibt den Poetry Slam als freundschaftlichen Dichterwettstreit. Statt sich gegenseitig zu „dissen“ wie beim Battle, wollen die Slammer ihre Zuhörer mit ihren Gedichten zum Nachdenken anregen. Der mit dem besten Inhalt und der überzeugendsten Vortragsweise gewinnt. Für den Vortrag ihres Gedichts haben sie nur drei Minuten Zeit. Den Sieger kürt am Ende das Publikum durch Abstimmung.
Julian Heun ist Sieger des Poetry Slams beim Petersberger Forum
Der 21-jährige Berliner Julian Heun konnte das Publikum auf dem Petersberg für sich gewinnen. In seinem Gedicht bringt er auf vielseitige Weise zum Ausdruck, wie man viel reden und dabei wenig sagen kann. Dazu schlüpft er in die Rolle eines Berliner Philosophen, der am Straßenrand stehend, die Gespräche von Passanten belauscht. Heuns Vortrag besticht durch verschiedenste Dialekte, die seinem Gedicht eine außergewöhnliche Lebendigkeit verleihen. Der eigentlich sehr ruhig wirkende, blasse Junge ist impulsiv und schon fast energisch, wenn er erst einmal die Bühne betreten hat.
An das Siegergefühl müsste sich der Germanistik- und Literaturwissenschaftstudent eigentlich schon gewöhnt haben. Julian Heun hat in seiner Slammer-Karriere schon zahlreiche Preise eingeheimst: 2007 wurde er deutscher Meister, 2008 Vizemeister, 2009 machte er den vierten Platz bei den Slam-Weltmeisterschaften in Paris und gewann die Berliner Stadtmeisterschaft. In diesem Jahr ergatterte er bereits den Goldenen Stuttgarter Besen. Jede Woche steht der Student auf einer anderen Bühne Deutschlands und rüttelt sein Publikum wach. Nicht umsonst kürt ihn die Presse mit Namen wie „Deutschlands junger Poetry-König“ oder „Ausnahmebegabung aus Berlin“. Mehr zu Julian Heun finden Sie auf seiner Homepage.
Den zweiten Platz machte das Poetry Slammer-Team bestehend aus Marieke Beerwerth und Jan Kai Goldberg aus Münster. In einem Schlagabtausch zwischen den beiden handeln sie Themen wie die Globalisierung und die umständliche Bürokratie in Deutschland ab. Ihre kritischen Denkanstöße verpacken sie in humorvolle Neologismen wie „Globaliwirung“ und das Mimen des Anrufbeantworters von Deutschlands.
Dritte des Poetry Slams auf dem Petersberg wurde Elena Lorscheid aus Marburg. Sie drückt ihre Wir-Beziehung in einem Brief an das Geld aus, das sie seit ihrem Auszug von zu Hause immer öfter vermisst. Hinter ihrer witzigen Vortragsweise versteckt sich aber auch eine dicke Kritik an dem Geld, das Charaktere verdirbt und die Menschen Werte wie Freundschaft vergessen lässt.
Poetry Slam lohnt sich
Auch die anderen Gedichte kamen beim Publikum des Petersberger Forums gut an. Die Abstimmung war so knapp, dass sie zwischen den drei Siegern noch einmal wiederholt werden musste. In ganz Deutschland ist der Poetry Slam-Trend mittlerweile angekommen. Es lohnt sich, den jungen Kritikern unserer Gesellschaft Gehör zu schenken. Mehr zum Thema Poetry Slam finden Sie hier.