Bei der praktischen Pilzbestimmung des Perlpilzes wird zunächst die Klasse (Lamellenpilz) geklärt, dann typische Merkmale (Blätter weiß, später rötlich etc.) und schließlich die signifikanten Unterscheidungsmerkmale zu seinen Doppelgängern herausgearbeitet (z. B. Perlpilz rötet, seine Doppelgänger Grauer Wulstling, Pantherpilz nicht, Stiel- und Blätterunterschiede etc.). Die in einer Tabelle festgehaltenen Merkmale unterscheiden die drei Pilze eindeutig voneinander.
Pilzbestimmung: Welche Fragen sind vorab zu klären?
Frage Nummer 1: Handelt es sich um Röhren- oder Lamellenpilze oder um blattlose Sorten (Boviste, Morcheln). Das ist wichtig zu unterscheiden, weil sich nur unter den Lamellenpilzen tödlich giftige Pilze befinden. Allerdings gibt es Ausnahmen (die tödlich giftigen Lorcheln).
Frage Nummer 2: Welche Farbe haben die Lamellen oder Röhren. Das ist wichtig, weil nur die tödlich giftigen Knollenblätterpilze rein weiße Lamellen haben, die tödlich giftigen Rauhköpfe zimtbraune und die tödlich giftigen Häublinge (z. B. Nadelholzhäubling) braune.
Frage Nummer 3: Welchen Geschmack und Geruch haben die Pilze – allerdings den Geschmack nur „erlecken“. Das reicht schon zur Bestimmung sehr scharfer oder bitterer Pilze, die nie gesammelt werden sollten. So kann z. B. der Gallenröhrling vom echten Steinpilz unterschieden werden. Riecht der Pilz z. B. nach Karbol, handelt es sich um den giftigen Karbolchampignon.
Frage Nummer 4: Welche weiteren Pilzmerkmale sind zu finden, z. B. beringt, gerieft, Pilzkappe, Knolle.
Praktische Pilzbestimmung am Beispiel des Perlpilzes
1. Der Perlpilz Amanita rubescens ist ein vorzüglicher Speisepilz, aber er steht der Gruppe der Giftpilze sehr nahe und sollte nur bei sicherer Kenntnis gesammelt werden.
a) Das typische am Perlpilz ist die blass-rötliche Farbe, die erscheint, wenn er angefasst, verletzt, eingeschnitten oder die Oberhaut abgezogen wird. Selbst Madenfraß, besonders an der Knolle, ruft diese rötliche Verfärbung sehr stark hervor. Die Rötung kann aber auch erst beim längeren Liegen (Lagerung) deutlich werden, was irreführen kann. Anfänglich umschließt den gesamten Pilz eine Schutzhülle, die später einreißt und Reste (Pusteln, Flocken, Warzen) auf dem Hut zurücklässt, die leicht abwischbar sind. Am Stiel bleibt eine Manschette übrig (Teilhülle). Der Perlpilz hat zwei wesentliche Doppelgänger, mit denen er verwechselt werden könnte.
2. Doppelgänger: Grauer oder Gedrungener Wulstling, (Grauer Perlpilz) Armanita exelsa. Er hat ein für den Perlpilz typisches Merkmal nicht: er läuft nicht rot an (bei Anfassen, Lagerung). Aber er hat eine geriefte Manschette. Auch er ist genießbar, aber allzu leicht mit dem folgenden Giftpilz zu verwechseln .
3. Doppelgänger Pantherpilz Amanita pantherina. Er ist ein gefährlicher Giftpilz. Trotzdem gehören alle drei in die gleiche Familie der Wulstlingartigen (wie Fliegenpilz, Pantherpilz, Grüner, weißer, gelber Knollenblätterpilz, die Scheidenstreiflinge und Perlpilz). Der Pantherpilz hat vor allem ein typisches Kennzeichen des Perlpilzes nicht, was für die Bestimmung als signifikantes Merkmal dient: er hat keinen gerieften Stiel.
Und sein Stiel hat eine besondere eingerollte „Kindersöckchen“-Knolle. Daran könnte man bereits alle drei Pilze voneinander unterscheiden. Wirklich exakt nachweisen kann man sie erst durch die mykologische Bestimmung. Dabei stellt man u.a. fest, dass nur der giftige Pantherpilz in Jodlösung nicht bläut.
Tabelle zur Pilzbestimmung (mit Lupe ermittelte Merkmale):
Perlpilz (Amanita rubescens) | Grauer Wulstling, Armanita exelsa | Pantherpilz Amanita pantherina | |
Güte | essbar, nicht roh | essbar, nicht roh | nicht essbar |
guter Speisepilz | Speisepilz | Giftpilz | |
Hut | grau, rötlich, rotbräunlich, | graubraun, aschgrau, | leberbräunlich bis gelb |
seltener grauweißlich | schwarz-grau, bis 12 cm | halbkugelig, später flach, | |
Pusteln | grauweißlich-rötlichgraue | zuerst weißliche, dann graue | weiß, verschwinden leicht |
Hutrand | ungerieft | glatter, ungeriefter Hutrand | Rand gerieft |
Oberhaut | Oberhaut faserig, rissig | Hut-Oberhaut leicht abziehbar | |
Blätter | weiß, dann rötlich gefleckt, | weiß, an der Scheide flockig | weiß, dichtstehend |
dichtstehend, weich | bauchig breit, weich | weich | |
frei (nicht angewachsen) | am Stiel angeheftet | am Stiel angeheftet | |
Stiel | schmächtig oder kräftig | gedrungen | Schlank, zuletzt innen hohl |
weiß, dann rötlichweiß, | bald grau, bes. über Manschette, | weiß, nie rötend, zartflockig | |
am Grund braunrötlich | 5-10 cm hoch, 1-2 cm dick | ||
Mansch . | am Stiel herabhängend über der Manschette gerieft | oben weiß, unten grau, geriefte Manschette | ungerieft, weiß, in Stielmitte abstehend, dann abwärts geschlagen, anliegend |
Knolle | kräftig, kegelig, allmählich in Steil übergehend, bis 4cm dick, (auch fehlend) | zwiebelförmig verdickt, keine Scheide, graue Warzengürtel | scharfgerandet ohne Hüllappen, Stiel eingepfropft (umgerolltes „Kindersöckchen“, Gürtelzonen |
Fleisch | weiß, zart, im Schnitt färbend, bläsrötlich-braunrötlich | derbfleischig, weiß, im Scheitel unter der Oberhaut grau | nie rötend, stets weiß, auch unter der Hutoberfläche, |
Geschmack | wohlschmeckend | mild, aber bald kratzend | süßlich – fade |
Geruch | wohlriechend | dumpf, rüben- bis rettichartig | rettichartig, rohe Kartoffeln |
Sporen | farblos, Staub weiß, ellipsoid, blauen in Jodlösung (amyloid) | kurz eiförmig, blauen in Jodlösung (amyloid) | farblos, ellipsoid, Staub weiß, blauen nicht in Jodlösung |
Zeit : | vom Juni bis Oktober | ab Ende Mai – Okt. | vom Juni bis Oktober |
Vorkomm . | Laub und Nadelwald | Laub und Nadelwald | Laub und Nadelwald |
Gefahren | roh giftig, Massenpilz, nur für Pilzkenner, Verwechslung mit.Pantherpilz | roh giftig, Massenpilz, nur für Pilzkenner, Verwechslung mit.Pantherpilz | sehr giftig (Ibotensäure, Muszimol), wirkt auf Nervensystem, verursacht zahlreiche Vergiftungen, kurze Latenzzeit ermöglicht schnelle medizin. Hilfe – daher Chance der Heilung gut |
Die Taxonomie dieser Pilzfamilie (Wulstlingartige) lautete wie folgt :
Klasse: Basidien – oder Ständerpilze, Basidiopmycétes , Bilden ihre Sporen außen an keulenförmigen Zellen (den Basidien). Die Basidien bilden eine zusammenhängende Schicht, das Hymenium
Unterklasse: Hutpilze, Hymenomycétidae , Das Hymenium überzieht äußere Oberflächen des Fruchtkörpers, meist das „Futter“ (Blätter, Röhren, Stacheln) unter dem Hut, oder es überzieht den gesamten Fruchtkörper (Korallenpilze).
Ordnung: Blätterpilze, Agaricáles , Pilze mit meist saftigem, faserigem Fleisch, Hutunterseite mit Blättern (= Lamellen die mit kürzeren Blättern untermischt, aber fast niemals gegabelt sind.
Familie: Wulstlingartige , Amanitáceae , Stiel meist beringt, Blätter am Stiel angeheftet, Sporenstaub weiß. Stielbasis oft knollig und mit häutigen oder warzigen Velumresten oft in einer Scheide – Volva. Einzeln auf Waldboden .
Gattung Knollenblätterpilze & Wulstlinge Amanita ( Arten der Familie : Perlpilz, Pantherpilz, Grüner, Weißer, Gelber Knollenblätterpilz, Roter & Brauner Fliegenpilz, Grauer Wulstling
Bildnachweis: shaiith / stock.adobe.com