Wann ist ein PC eigentlich veraltet?
Zunächst einmal stellt sich die Frage, wann ein Desktop-PC eigentlich veraltet ist. Diese einfach anmutende Frage ist in der Praxis gar nicht so trivial. Aber je mehr der folgenden fünf Checkpunkte zutreffen, umso eher ist ein Desktop-PC als veraltet anzunehmen:
[ ] Die aktuelle Windows-Version lässt sich auf dem Gerät nicht installieren, da eine der Windows-Mindestanforderungen nicht erfüllt wird.
[ ] Das Grafiksystem ist nicht mehr in der Lage, durchschnittliche aktuelle Grafiktechnologien zu bedienen, beispielsweise die aktuelle Version von Direct X oder spezieller Inhalte aus dem Internet. Beim Abspielen von Filmdateien mit hoher Auflösung (HD = High Definition) kommt es zu Rucklern.
[ ] Die Rechenkapazität (Arithmetische Leistung der CPU) reicht zum Verarbeiten großer Dateien einfach nicht mehr aus. Beispielsweise dauert das Encodieren oder Dekodieren von Filmen oder Entpacken großer Archive eine gefühlte Ewigkeit.
[ ] Die Speicherkapazität der Festplatte stößt immer wieder an ihre Grenzen, nur mit lästigen und zeitraubenden Aufräumaktionen kann genug Platz geschaffen werden, um neue Programme zu installieren oder Multimedia-Dateien auf der Festplatte für einen schnellen Zugriff bereitzustellen.
[ ] Das Anschließen von Peripheriegeräten wird immer schwieriger, weil die Schnittstellen veraltet sind. Es fehlt eine größere Anzahl von USB-Root-Hubs, von USB 3.0, Firewire oder eSATA ganz zu schweigen. Es steht kein DVI- oder HDMI-Ausgang für den Anschluss moderner Flachbildschirme per digitaler Ansteuerung zur Verfügung.
"Aus Alt mach Neu" statt "Kaputt gibt Neu"
Doch was tun, wenn ein Desktop-PC offensichtlich nicht mehr den Anforderungen genügt? Die einfachste Lösung ist ganz klar die Übereignung an die Elektroschrottentsorgung.
Schließlich kann nicht jeder einen alten PC noch für Aufgaben wie die Steuerung einer Heizungs- oder Überwachungsanlage, als Testrechner für Software-Installationen oder als Experimentierplatine für eigene Elektronikentwicklungen einsetzen. Und als Briefbeschwerer ist so ein Desktop-PC einfach auch zu unhandlich. Also, was tun?
Tatsächlich kann das Rezept "Alt mach neu" statt "Kaputt gibt Neu" auch in dieser Situation angewendet werden. Denn schließlich handelt es sich beim PC um eine offene Rechnerarchitektur, sodass es recht einfach ist, die Komponenten einzeln zu betrachten und wiederzuverwenden.
Ihr PC-Abwrackunternehmen: Diese PC-Komponenten können Sie sinnvoll weiterverwenden
Um einen rund 4 bis 8 Jahre alten PC (nach der eventuell notwendigen Datenübernahme!) zu zerlegen oder gezielt Komponenten auszubauen, sind als Werkzeug in aller Regel nur ein mittelgroßer Kreuzschlitzschraubendreher und eine mittelgroße Zange (Telefonzange) erforderlich. Überaus sinnvoll ist zudem eine leuchtstarke Taschenlampe.
Sofern vorhanden, sollten Sie zu Ihrem persönlichen PC-Abwrackunternehmen auch noch die Dokumentation des Herstellers zu dem PC heranziehen, denn dort ist vielfach das Öffnen des Gehäuses erläutert oder es hilft beim Erkennen der Komponenten. Nach dem Öffnen des Gehäuses nehmen Sie die folgenden vier Komponenten ins Visier:
1. Netzteil: Zwar hat sich die Verkabelungsnorm vom Netzteil hin zu den Komponenten verändert, das Netzteil ist auch in den neuesten Desktop-Rechnern nach der ATX-Norm gebaut. Ziehen Sie einfach alle Niedervolt-Stromkabel ab, die vom gekapselten Netzteil zum Mainboard und den Komponenten verlaufen. So ein Netzteil für einen Durchschnitts-PC in Reserve zu haben und wiederverwenden zu können, ist in jedem Fall sinnvoll.
Für den Anschluss moderner Komponenten ist in manchen Fällen noch ein preiswerter Adapter von den älteren Molex-Steckverbindern zu den neuen SATA-Stromverbindern nötig. Für aktuelle Hochleistungs-PCs, die insbesondere mit einer HighEnd-Grafik bestückt sind, kann ein älteres Netzteil allerdings nicht verwendet werden, es fehlt schlicht an der elektrischen Leistung (Watt).
2. Optische Laufwerke: Ein funktionierender DVD-Brenner kann problemlos wiederverwendet werden. Die Standard-Einbaumaße passen auch in modernen PC-Desktop-Gehäusen, die Geschwindigkeit der DVD-Brenner hat in den letzten Jahren auch nicht dramatisch zugenommen.
Und einen DVD-Film spielen Sie ja schließlich auch nur in der ein-fachen Geschwindigkeit ab. Einzige Einschränkung: Moderne Combo-Laufwerke unterstützen in den meisten Fällen zusätzlich den Blu-ray-Standard, wer aber keine Blu-ray-Filme am PC schauen möchte, für den ist das irrelevant.
3. Festplatte(n): Die funktionierende Festplatte eines alten PC wiederzuverwenden, kann in vielerlei Hinsicht sinnvoll sein. Mit einem entsprechenden USB-Adapter (beispielsweise dem PX-3130 Festplatten-Adapter IDE/SATA auf USB von Pearl) ist es sehr einfach, entweder eine Datenübernahme von der Platte durchzuführen, oder sie dauerhaft als externes Backup-Laufwerk für PC oder Notebook einzusetzen.
Je nach Kapazität der Festplatte kann sie auch als zweite Platte in den neuen Rechner installiert werden, um beispielsweise ein alternatives Betriebssystem ganz ohne Veränderungen an der ersten Festplatte booten zu können.
4. Speichermodule: Die Speichermodule (RAM-Module) sollten Sie ebenfalls in Ihre persönliche Hardware-Sicherungsverwahrung nehmen. Zwar passen alte Speicherriegel nicht auf neue Mainboards, aber sie eignen sich in den meisten Fällen, um einen anderen PC vergleichbaren Alters zu "pimpen". Auch als Gebrauchtware haben Speichermodule einen gewissen Wert, und viel Platz beim Lagern nehmen sie ja auch nicht weg.
Die jetzt hier nicht erwähnten Komponenten sind in aller Regel nicht sinnvoll wiederzuverwenden. Sei es, dass die internen Schnittstellen nicht passen (Grafikkarte, Soundkarte, Speichermodule), sei es, dass einfach die Leistung zu gering ist (Single-Core-CPU, veraltete Controller oder Schnittstellenkarten) oder die Zeit einfach über die Komponente komplett hinweggefegt ist (CD-Brenner, Diskettenlaufwerk).
Fazit: Besteht keine Möglichkeit oder kein Interesse mehr, einen alten oder defekten PC weiterzuverwenden, können Sie mit einer gezielten Rettung und Weiterverwendung von Komponenten ökologisch und ökonomisch ein gutes Werk tun und sorgen zudem für ein wenig Hardware-Redundanz für den Fall zukünftiger Pannen.