Online-Games am Arbeitsplatz: Ablenkung oder Leistungssteigerung?

Menschen haben Spieler vor Augen, die den ganzen Tag nur noch auf den Bildschirm starren und sich nicht mehr für ihre Umwelt interessieren. Dies ist aber eine Minderheit unter den Gamern. 

Es spielen zwar mittlerweile mehr als zehn Millionen Deutsche Onlinegames – die meisten davon aber nicht im Rollen- oder Kampfspielbereich, sondern in der Kategorie der Denk- und Strategiespiele. Diese können durchaus auch positive Wirkungen auf die Menschen haben – unter anderem, wenn sie am Arbeitsplatz gespielt werden. Der folgende Text stellt die Pro- und Contra-Argumente für diesen Fall dar und erläutert, warum diese zutreffen.

Vorteile der Online-Spiele

Kurze Entspannungspause

Wer sich ständig konzentriert und den ganzen Tag Excel-Tabellen bearbeitet, erhofft sich durch die Online-Spiele eine kurze Erholungspause. Laut einer Befragung von Hamburger Psychologen dauert diese Pause nie länger als 28,6 Minuten.

Dies hat, neben der Tatsache, dass die Arbeit danach weitergehen muss, wahrscheinlich folgenden Grund: Viele der Onlinespiele, die auf Seiten wie prosiebengames.de angeboten werden, sind so aufgebaut, dass die Nutzer nur eine bestimmte Menge an Aktionen pro Tag im Spiel erledigen können. Danach müssen sie warten, bis ihr virtueller Energiebalken wieder aufgeladen ist.

Erholung vom Stress während der Arbeit

Psychologen fanden ebenfalls heraus, dass vor allem Menschen, die unter hohem Stress bei der Arbeit stehen und nur selten ein Lob zu hören bekommen, zu den Online-Spielen greifen, um sich abzulenken und wieder Kraft für den restlichen Arbeitstag zu tanken. Computerspiele bieten für diese Menschen „Herausforderung und Erfolgserlebnisse und können so zu einer besseren Stimmung verhelfen“, sagt Leonard Reinecke, Hamburger Medienpsychologe, gegenüber der Süddeutschen Zeitung.  

Wer sich ständig konzentrieren muss, findet in einer Partie Online-Mahjong meist die benötigte Entspannung, um effektiv weiterzuarbeiten pixabay.com © Joergelman CC0 1.0

Höhere Konzentration

Sich dauernd konzentrieren zu müssen, ist für viele Menschen schwer. In der Schule gibt es zum Ausgleich die kleinen und großen Pausen – im Arbeitsleben denkt aber niemand daran, dass auch die Angestellten ab und zu eine Pause von der Konzentration brauchen, um weiter effektiv arbeiten zu können.

Computerspiele helfen dabei, wie Forscher herausgefunden haben: Menschen, die nach einer anstrengenden Textkorrekturaufgabe ein paar Minuten spielen durften, waren danach motivierter und konzentrierter als die Probanden, die direkt mit der nächsten Aufgabe weiter machen mussten.

Spieler müssen aufpassen, damit sie nicht in eine Spielsucht geraten © jd-photodesign – Fotolia.com

Nachteile der Online-Games

Suchtgefahr

Jedes Spiel beherbergt eine generelle Suchtgefahr. Bei Spielen wie Mahjong oder Tetris, die meistens online am Arbeitsplatz gespielt werden, ist diese Wahrscheinlichkeit nicht ganz so hoch wie bei Rollenspielen oder Ego-Shootern, die in Echtzeit stattfinden.

Hier können die Mitarbeiter außerdem auf andere Menschen treffen, die ebenfalls spielen – damit sind sie in sozialer Interaktion und es fällt noch schwerer, das Spiel auszumachen und sich wieder an die Arbeit zu begeben. Wer allerdings von diesen Spielen die Finger lässt, hat eine sehr viel geringere Gefahr, in eine Sucht zu verfallen. 

Vernachlässigung der Arbeit

Dies ist der Punkt, aus dem die meisten Chefs gegen das Zocken am Arbeitsplatz sind: Sie haben Angst, dass die Angestellten ihre Arbeit vernachlässigen. Dies ist verständlich, allerdings haben es die Mitarbeiter hier selbst in der Hand, ob dieser Nachteil eintritt oder nicht. Wer nur ein paar Minuten zur Entspannung spielt und dies auch nicht ständig, wird seine Arbeit im Normalfall nicht vernachlässigen und damit seinem Chef keinen Grund zur Klage geben.

Fazit

Es gibt verschiedene Punkte, die für oder gegen das Spielen am Arbeitsplatz sprechen. Die in der Überschrift gestellte Frage, ob die Online-Games eine Ablenkung oder eine Leistungssteigerung sind, liegt zum größten Teil am Arbeitnehmer selbst: Kann dieser sich genug disziplinieren, dass er das Spiel nach einer oder zwei Partien Mahjong wieder ausstellt? In diesem Fall ist nichts dagegen einzuwenden und wie die Pro-Argumente zeigen, ist damit sogar eine Leistungssteigerung zu erwarten.