Olympus E-P1: Zurück nach vorn?

Retro-Design ist schick, auch im Kameramarkt. Olympus führt mit der neuartigen Kompaktkamera E-P1 für wechselbare Objektive ein weiteres Kamerasystem ein - microFourThirds.

Olympus E-P1 Kompaktkamera
Die neuartige Kamera im alten Look soll endlich erfüllen was alle kleinen Digicams versprechen, hohe Bildqualität dank wesentlich größerem Sensor und Wechselobjektiven. Die Kamera hat kein Superzoom, keinen eingebauten Sucher und nicht einmal einen Blitz. Dafür bietet sie Wechselbajonett, Aufstecksucher, hochwirksame Bildstabilisierung, den besten Schutz vor Staub, hochwertige Verarbeitung aus Metall und Ausbaufähigkeit.

Die Bezeichnung microFourThirds kann irreführend sein. Denn der Sensor ist im Verhältnis zu vielen DSLR-Kameras und zu Digicam-Kompaktkameras keineswegs micro. Im Gegenteil er stellt für die rund 13 Millionen Pixel mindestens die vierfache Fläche zur Verfügung im Vergleich zu allen Digicams. MicroFourThirds bedient sich der gleichen Sensorgröße wie FourThirds (13,5 x 18 mm) und verfügt über mehr als ¼ der Fläche eines Kleinbildfilms.

Die Olympus E-P1 versucht so viel Qualität wie möglich auf einem großen Sensor in kompaktestem Gehäuse zu vereinen.

Die E-P1 wird im Kit mit 2,8/17 mm (entspricht 35 mm), mit 3,5-5,6/14-42 mm (entspricht 28-84 mm), auf Wunsch mit Glas-Sucher (für 17 mm ausschließlich) und sogar mit weißem Leder-Täschchen geliefert. Aus der Vergangenheit scheint klar das alle Kameras die nicht schwarz sind, mehr zum Zeigen als zum Fotografieren gebraucht werden, aber vielleicht schafft ja die E-P1 ein Umdenken. Es wird sich zweigen, ob es eher eine schicki-micki Taschenkamera in Kleinauflage, oder ein wirklich neues innovatives Kamerasystem, ideal als Zweitkamera wird!

Die Technik der Olympus E-P1
Die Metallhülle und das Innenleben sind offensichtlich vom Feinsten. Da hat Olympus alles wichtige hinein gesteckt, den Autofokus richtig schnell gemacht (gemessen an Kompaktkameras!), eine kurze Verschlußzeit (1/4000 Sekunde), schneller Bildfolgen mit 3 B/Sekunde und natürlich RAW-Dateien, für alle die gerne am PC/Mac sitzen.

Dass der Blitz fehlt, finde ich keine so glückliche Entscheidung, denn auch der Aufsteckblitz verhindert den kompakten Eindruck. Das Fotografieren am langen Arm führt auch selten zu besonders guten Aufnahmen, da jedoch wie bei anderen Kompaktkameras nur ein Monitor zur Verfügung steht, lässt sich die Kamera nicht sicher am Auge halten. Der kleine 17 mm Sucheraufsatz ist da nur Notbehelf. Der Bildstabilisator ist vor allem bei ruhigen Motiven und im Telebereich sehr wertvoll.

Die Objektive für die Olympus E-P1
Da eine Kamera immer nur so gut sein kann, wie ihr Objektiv, das Licht und die Motividee des Benutzers, bleibt die Objektivauswahl sehr wichtig. Die Lichtschwäche der bisherigen Objektive   und der fehlende Blitz grenzen den Nutzen der E-P1e wieder ein. Doch mit hochlichtstarken Objektiven ginge die Kompaktheit verloren.

Leider sind die Objektive als preiswerte Erstausstattung gedacht und nicht auch mit Metallfassung veredelt. Auch fehlt ihnen die Möglichkeit eine Sonnenblende aufzuschrauben. Sie sind sehr kompakt und kurz, so dass sie beim Transport das Gehäuse nicht zu sehr vergrößern. Doch mich würde das System mit lichtstarken Objektiven für den Alltag, wie 2,0/17 mm und 4,0/12-45 mm trotzdem erheblich mehr ansprechen.

Die Objektive von Panasonic passen ebenfalls ohne nennenswerte Einschränkung und werden bildstabilisiert. Gerade erschienen sind zwei kostspielige Zooms: 4,0/7-14 mm und 4,0-5,8/14-140 mm, die allerdings weit mehr als das Gehäuse der E-P1 kosten.

Der erste Eindruck mit der Olympus E-P1 
Die Olympus E-P1 ist die kleinste Kamera des Fotomarktes mit dem größten Sensor. Auf den ersten Blick ein Produkt das man nicht unbedingt braucht. Sie muss in der Praxis zeigen, wie sie mit den Objektiven umgeht. Ähnlich wie auch die Leica M-Kameras ist sie primär ideal für kürzere Brennweiten bis 135 mm. Schon deshalb weil das kleine Gehäuse hinter langen Tele-Zooms oder Telefestbrennweiten verloren geht und weil bei Teleobjektiven ein schneller Autofokus besonders wünschenswert ist.

Die Olympus E-P1 macht wirklich Spaß als Superweitwinkelkamera, mit dem deutlich leichteren 4,0/7-14 mm mFT Objektiv von Panasonic oder als Reportagekamera mit 14-42 mm Brennweite.

Der Trend wird sich verstärken, größere Sensoren in kleinstmögliche Kameras einzubauen, denn nur so lässt sich die Abbildungsqualität steigern. Vor allem bei wenig Licht werden die Vorteile sofort unübersehbar. Wo modernste Digicams mit 10 Millionen Pixel bei 400 ISO schon hässliches Bildrauschen zeigen, werden die Ergebnisse mit der E-P1 wohl sogar bei 1600 ISO noch besser.

Die Chancen, dass die Olympus E-P1 ihre Fans findet stehen zumindest in der Olympus-Gemeinde gut.

Die Kamera ist bald erhältlich für unter 880 Euro mit 2,8/17 mm, mit beiden Objektiven und Sucher gibt es sie schon unter 980 Euro.

Sicher, das ist erst der Anfang, Olympus hat bestimmt mit mFT noch mehr vor und eine Kamera mit EVF-Augen-Sucher wurde bereits in Aussicht gestellt.

Abmessungen der spannendsten kleinen und leichten Kameras:

Olympus E-P1
335g Leergewicht, 12,0 x 7 x 3,5 cm

Panasonic G1
385g Leergewicht, 12,4 x 8,4 x 4,5 cm

Panasonic TZ-7 = 25-300mm
206g Leergewicht, 10,3 x 6 x 3,3 cm

Panasonic LX-3 = 24-60 mm
300g Leergewicht, 11,0 x 6 x 2,7 cm

Canon G10 = 28-200mm
350g Leergewicht, 11,0 x 7,8 x 4,6 cm

Olympus E-620
455g Leergewicht, 13,0 x 9,4 x 6,0 cm

Olympus E-P1 Kurzübersicht

Licht – Was kann sie besser

  • Metallgehäuse
  • neues kompaktes Konzept ohne Sucher mit Wechselbajonett und großem Sensor
  • neuer verbesserter 12,3 Megapixel Sensor
  • Rund 350 Gramm leichter als E-3
  • Filmen in HD-Qualität + Stereoton
  • noch wirksamerer Bildstabilisator für alle Objektive
  • 3 Zoll Monitor
  • sehr leises Auslösegeräusch
  • perfekter Staubschutz an Bord
  • hochwirksame Bildstabilisierung bis 4 Stufen an Bord
  • Menü-Rad gut mit Gehäuse verschmolzen
  • 3 Bilder pro Sekunde
  • bis 6400 ISO, bis 1600 ISO rauscharm
  • belederter Handgriff
  • 4 verschiedene Formate; 16:9; 2:3; 4:3; 6:6 etc.
  • Gesichtserkennung zur besseren Fokussierung
  • SD-Kartenschacht (kein xD mehr)
  • 3 D Wasserwaage
  • HDMI und USB-Anschluß
  • gleicher BLS-1 Akku wie E-450, E-520, E-630
  • praktisches Senkrecht-Drehrad für viele Funktionen

Zwielicht

  • Retrolock in weiß und silber dürfte stark polarisieren
  • verspielte Ledertaschen
  • Aufstecksucher nur für 17 mm
  • teure Adapter für E und OM Olympus Objektive
  • Effektfilter nicht beeinflussbar in Stärke und Wirkung
  • mFT Brennweiten von 7-140 mm = 14-280 mm verfügbar
  • nur 1/180 Blitzsynchronzeit und 1/4000

Schatten

  • bisher kein rein schwarzes Gehäuse in Europa vorgesehen
  • kein EVF-Augen-Sucher eingebaut
  • kein Blitz eingebaut
  • nur langsameres Kontrast-AF-Verfahren, keine SWD Unterstützung?
  • mit FT-Objektiven oder gar OM wird das System sehr kopflastig
  • kein richtiger Griff
  • unbeweglicher Monitor, kein Einblick von oben
  • Serienbildspeicher nur für 10 Raw-Bilder
  • teures Zubehör
  • ISO 50 und ISO 25 fehlen, ISO 100 nur manuell auswählbar!!!
  • mit 230.000 Punkten nur geringe Monitorauflösung
  • keine gesicherte Kartenklappe
  • leider hat sie den kleinen Akku – nicht kompatibel zu E-3; E30
  • immer 1, ½ oder 1/3 Schritte, nicht auf ½ Schritte begrenzbar
  • nur +/- 3 Leichtwerte (zu wenig +/- 5 LW ist sinnvoll)
  • gefiltertes Bild wird nicht als JPEG-Kopie gespeichert
  • Filmen nur bis 5 Minuten Dauer und mit 30 Bildern pro Sek
  • Objektive nicht ideal zum Filmen, lichtschwach und kein Nachführ-AF möglich und Geräusche übertragen sich