Die offiziellen Zahlen liegen deutlich niedriger. Das hängt aber vor allem damit zusammen, dass die Nahrungsmittelunverträglichkeit bei Vielen nicht von einem Arzt diagnostiziert wird. Bemerkt der Mensch, dass er ein Lebensmittel nicht verträgt, meidet er es instinktiv. So verzichten viele Betroffene auf einen übermäßigen Genuss von Milchprodukten, wenn sie danach oftmals Durchfall bekommen, ohne jemals die ärztliche Diagnose einer Laktoseintoleranz zu erhalten.
Was man unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit versteht
Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit liegt immer dann vor, wenn der Körper auf ein Lebensmittel negativ reagiert. Es kann im Verdauungstrakt ganz oder teilweise nicht richtig verarbeitet und vom Körper aufgenommen werden. Im Gegensatz dazu steht die Nahrungsmittelallergie, bei der der Körper ebenfalls negativ auf ein Lebensmittel reagiert. Allerdings erkennt es dabei das Immunsystem fälschlicherweise als potenzielle Gefahr für den Körper und reagiert entsprechend. Eine Allergie hat nichts mit der Verdauung eines Nahrungsmittels zu tun.
Ein gutes Beispiel zur Verdeutlichung dieses Unterschieds ist Milch: Bei der Laktoseintoleranz kann der Körper den in der Milch enthaltenen Milchzucker nicht richtig verdauen. Verantwortlich ist hierfür ein Mangel an Laktase, das den Milchzucker aufspalten sollte. Die auch als Milcheiweißallergie bekannte Kuhmilchallergie hingegen dreht sich um das in der Milch enthaltene Milcheiweiß. Der Körper stuft es als gefährlich ein und das Immunsystem löst eine Überreaktion des Abwehrsystems aus. Die Symptome beider Varianten können sich ähneln, weshalb sie häufig verwechselt werden.
Welche Nahrungsmittelunverträglichkeiten es gibt
Die Vielfalt der Nahrungsmittelunverträglichkeiten resultiert aus der großen Menge an möglichen Lebensmitteln und Inhaltsstoffe. Zu den gängigsten und am weitesten verbreiteten Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehören:
- Laktoseintoleranz: Unverträglichkeit von Milchzucker aus der Kuhmilch, in Deutschland rund 15 Prozent der Bevölkerung betroffen, in Asien sogar 98 Prozent
- Histaminintoleranz: gestörte oder unmögliche Aufnahme des in zahlreichen Nahrungsmitteln enthaltenen Histamins, besonders betroffen sind fermentierte sowie allgemein stark verarbeitete Lebensmittel
- Glutenintoleranz: Gluten-haltiges Getreide wird nicht vertragen, vor allem Weizen, aber auch Roggen, Dinkel sowie zahlreiche weitere Getreidesorten
- Glutamatunverträglichkeit: Geschmacksverstärker lösen allergieähnliche Symptome aus, glutamatarme Kost empfohlen
- Fructoseintoleranz: Unverträglichkeit von Fruchtzucker, der in Obst, vielen Gemüsesorten und anderen Lebensmitteln enthalten ist
Neben diesen häufig vorkommenden Arten gibt es eine Vielzahl weiterer Unterarten:
- pseudoallergische Reaktionen auf Nahrungsmittelzusatzstoffe (keine Beteiligung des Immunsystems trotz allergieähnlicher Symptome): Lektine (Bohnen), Salicylate (Äpfel, Aprikosen), Konservierungsstoffe, Säuerungsmittel (Zitronensäure), Medikamente, Farbstoffe, Emulgatoren und Sulfite
- pharmakologische Aktivität von Lebensmitteln (Symptome aufgrund zu großer Mengen): z. B. Serotonin in Bananen und Nüssen, Tyramin in reifem Käse, Tyramin und Phenylethylamin in Schokolade, Tryptamin in Tomaten, Koffein
- auf Enzymmangel/-defekten beruhende Intoleranzen: Galactose-Intoleranz (Muttermilch), Sachharoseintoleranz (Haushaltszucker), Sorbitintoleranz (Süßungsmittel Sorbit)
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