Der Test der Redaktion: So ist Windows 8 in unter 10 Sekunden betriebsbereit
Ein aktueller Rechner mit Windows 7 braucht etwa 50 Sekunden zum Hochfahren. Werden beim Windows-Start automatisch Programme geladen, können auch Minuten vergehen, bis Windows 7 Ihnen den Desktop ohne Sanduhr zeigt.
Dagegen tippen Sie bei einem Tablet wie dem iPad auf den Touchscreen und das Gerät steht Ihnen scheinbar sofort zur Verfügung. Apple nennt das "magisch", aber ist es das wirklich und kann nur ein iPad so schnell sein? Wir haben mit dem neuen Windows 8 den Test gemacht und ein erstaunliches Ergebnis erzielt.
Der Systemtest des BIOS kostet beim Start rund 20 Sekunden
Was Lenovo in einem atemberaubenden Experiment gezeigt hat, geht mit Windows 8 mit jedem PC, wenn dieselben Voraussetzungen wie bei einem Tablet geschaffen werden: Der PC muss mit einer SSD statt einer Festplatte ausgestattet sein und er muss aus dem Energiesparmodus aufgeweckt werden und nicht komplett hochfahren.
Das liegt am lahmen und technisch mittlerweile völlig veralteten BIOS, das zum Selbsttest des Rechners (POST) selbst bei optimaler Einstellung rund 20 bis 25 Sekunden braucht. Je besser der Rechner ausgestattet ist, umso länger dauert das Booten.
Doch auch ein iPad oder anderes Tablet braucht so lange für den Systemstart, wenn Sie es zuvor ausgeschaltet haben. Im Gegensatz zum PC werden solche Geräte allerdings selten ausgeschaltet und sind die meiste Zeit im Sleep- bzw. Energiesparmodus.
Ein Tablet bootet zwar dennoch schneller in sein Betriebssystem als ein PC in Windows, aber der Unterschied lässt sich beim PC durch ein aktuelles Mainboard mit UEFI statt BIOS deutlich verringern. Dieses Video zeigt zum Beispiel, wie ein PC mit UEFI den POST in 11 Sekunden ausführt, während ein identisch ausgestatteter PC mit BIOS dafür 19 Sekunden benötigt.
Der Redaktionstest zeigt: Windows 8 startet mit SSD blitzschnell
Da ein Tablet mit NAND-Flash-Speicher arbeitet und nicht mit einer vergleichsweise langsamen Festplatte wie die meisten PCs, wurde der Redaktionstest mit einer "Intel SSD Series 520 240 GB" durchgeführt. Das SSD gehört zu den derzeit schnellsten auf dem Markt.
Der Testrechner bot zum Anschluss lediglich SATA II, sodass die Geschwindigkeit etwa 20 Prozent unter dem Maximum lag. Dennoch startete Windows 8 aus dem Energiesparmodus in rund 6 Sekunden. Mit einem leistungsstärkeren Rechner mit SATA III sollten auch 5 Sekunden machbar sein.
Rechnen Sie die Bootzeit von 11 Sekunden bei einem PC mit UEFI-BIOS hinzu, ist ein Windows-8-Rechner auch ausgeschaltet nach unter 20 Sekunden betriebsbereit. Das schafft auch kein Android-Tablet oder iPad schneller.
Warum Windows 8 schneller startet und was andere Tests ergeben
Das Testergebnis der Redaktion deckt sich mit den Ergebnissen anderer Tests. So wurde etwa für den Start mit Windows 7 bis zum Anmeldebildschirm bei Windows 7 die Zeit von 35 Sekunden ermittelt und bei Windows 8 eine Zeit von 22 Sekunden. Windows 8 ist also bis zu diesem Zeitpunkt schon 13 Sekunden schneller.
Dazu erfolgt die Anmeldung bei Windows 8 in rund 2 Sekunden, während es bei Windows 7 ganze 10 Sekunden sind. Hier verlieren Windows-7-Anwender also noch einmal 8 Sekunden. Insgesamt ist Windows 8 beim Hochfahren rund 20 Sekunden schneller als Windows 7.
Doch warum startet Windows 8 so viel schneller als Windows 7? Das liegt an einem einfachen Trick: Windows 8 sichert beim Herunterfahren einen Teil des Arbeitsspeicherinhalts auf der Festplatte oder SSD. Hier wird also ähnlich verfahren wie beim Energiesparmodus.
Fahren Sie Windows 8 wieder hoch, wird der gespeicherte Arbeitsspeicherinhalt wieder geladen. Das geht jedoch nicht ganz so schnell wie beim Energiesparmodus, da zuvor ja noch das BIOS oder UEFI den POST durchführen muss und eben nicht der gesamte Speicher gesichert wurde.
Einen Nachteil scheint das Verfahren nicht zu haben, das Herunterfahren wird zwar um bis zu 6 Sekunden verlängert, dafür ist der Gewinn beim Rechnerstart jedoch deutlich größer. Und beim Herunterfahren des Rechners müssen Sie ja nicht davor sitzen und warten.
Windows 8 kopiert Dateien schneller und der Internet Explorer 10 ist optimiert
Nicht nur der Start geht bei Windows 8 schneller, auch Dateien werden etwa 20 Prozent schneller kopiert. Hier ist Windows ja seit Jahren deutlich langsamer als etwa Robocopy an der Eingabeaufforderung oder auch einige Tools. Es ist also längst überfällig, dass Microsoft hier endlich für Verbesserung sorgt.
Benchmarks des Internet Explorer 10 ergeben zudem eine 10 Prozent höhere Geschwindigkeit als beim Internet Explorer 9. Das allerdings ist kein Grund für den Kauf von Windows 8, denn andere Browser sind jetzt schon unter Windows 7 deutlich schneller als der Internet Explorer 9. Google Chrome schlägt auch den Internet Explorer 10 in Benchmarks noch deutlich.
Allerdings ist Windows 8 nicht immer und überall schneller, wie ein Test von GameStar zeigte. Ein HighEnd-Rechner mit Intel Core i7-Prozessor egalisiert die Unterschiede zwischen Windows 7 und 8 bei Spielen scheinbar. Teilweise war Windows 8 sogar langsamer, was eventuell am bereits erwähnten Testcode liegt.
Dieses Ergebnis und der Redaktionstest zeigen aber auch, dass Sie aus Leistungsgründen zunächst Geld in die Hardware investieren sollten, bevor Sie womöglich rund 150 € in ein Update auf Windows 8 64 Bit Professional investieren.
Je nach Verwendungszweck des Rechners ist dieses Geld eventuell besser in eine SSD, einen Ausbau des Arbeitsspeichers, ein Mainboard mit SATA III und/oder eine leistungsstärkere Grafikkarte investiert. Der Geschwindigkeitskick kommt bei Windows 7 und 8 beim Start jedenfalls erst mit SSD und UEFI.
Benchmark-Tests von Windows 8 Consumer Preview
Hier finden Sie eine Übersicht von interessanten Tests zur Startgeschwindigkeit und Performance von Windows 8: