Mit Inszenierung das Charisma fördern

Brauchen echte Charismatiker eigentlich Inszenierung? Oder ist Inszenierung nur etwas für Menschen, die über zu wenig Ausstrahlung verfügen? Ist es nicht nur für Personen des öffentlichen Lebens sinnvoll, den eigenen Auftritt zu inszenieren? Ist Inszenierung im Alltag nicht übertrieben? Diesen Fragen geht Julia Sobainsky auf den Grund.

Charisma, so meinen die meisten Menschen, sei eine angeborene Eigenschaft. Dabei wird allzu leicht übersehen, dass Charisma eine zugeschriebene Eigenschaft ist, die nur durch die Interaktion funktioniert. Kaum ein Charismatiker wird von sich selber behaupten, dass eine seiner herausragenden Eigenschaften das Charisma sei, aber Charismatiker verfügen alle über die Macht der Inszenierung.

Inszenierung und Medien
Inszenierung funktioniert immer, wenn es darum geht, Charisma zu fördern. Denn Charisma wirkt selten nur auf einzelne Personen, meist auf einen größeren Personenkreis. Und meist ist hier die Kunst der Inszenierung auch äußerst wirksam. Hat der Charismatiker Medien zur Verfügung, eignen sich diese meist hervorragend zur Inszenierung, aber auch ohne Medien kann Inszenierung den Auftritt des Charismatikers vervollkommnen.

Inszenierung und Authentizität
Nun mag man einwenden, dass Charisma und Inszenierung nicht zusammenpassen, weil die Authentizität darunter leiden würde. Dem muss aber keineswegs so sein. Denn mitunter ist es gerade die dramatische Inszenierung, die authentisches Charisma richtig in Szene setzt und damit wirksam werden lässt. Der Psychologe Müller-Freienfels bemerkte vor einem halben Jahrhundert schon sehr richtig: „Auch das Echte bedarf der theatralischen Hilfe“.

Welche Form von Inszenierung ist sinnvoll?
Das lässt sich pauschal schwerlich beantworten, ist es doch ganz abhängig vom jeweils gesteckten Ziel. Jedoch kann man sagen, dass Inszenierung eigentlich überall möglich ist. Ob im Meeting, oder bei einem Vortrag, ja selbst im Einzelgespräch kann dies sinnvoll sein. Wichtig ist, dass die jeweilige Form zum Anlass passt. So ist es für jede Form der Inszenierung wichtig, sprachlich eine Anpassung vorzunehmen. 

Tipps zur Inszenierung

  • Achten Sie bei Präsentationen und Vorträgen immer darauf, dass Sie frei vor dem Auditorium stehen. Grenzen Sie sich nicht durch ein Rednerpult oder nur durch große Blumenbouquets vom Publikum ab. Alles was zwischen Ihnen und dem Publikum steht, kann als Barriere wahrgenommen werden.
  • Wenn Sie Scheinwerferlicht haben, benutzen Sie in jedem Fall Puder. Gerade Männer mögen dies meist anfänglich nicht, springen Sie jedoch über Ihren Schatten. Ein glänzendes Gesicht wird bei uns mit schwitzen, und schwitzen oftmals mit lügen assoziiert – Sie tun sich mit Puder also höchstens einen Gefallen.
  • Nutzen Sie die Macht der Rhetorik. Und sprechen Sie langsam genug, um Gewicht zu erzeugen, aber schnell genug um Dynamik zu signalisieren. Variieren Sie in Tonhöhe und Geschwindigkeit, setzen Sie bewusst Pausen ein.
  • Achten Sie auf Ihre Wortwahl. Die Worte müssen sowohl zu Ihnen selber, zum Anlass, als auch zum Publikum passen.
  • Halten Sie den Körper in Spannung. Eine gute Körperspannung signalisiert Kraft und Kompetenz.
  • Setzen Sie die Gesten gezielt und groß genug ein. Wackeln Sie nicht unnötig herum. Sie sollten das, was Sie tun, ganz bewusst tun.

Wann sollten Sie Inszenierung nutzen?
Natürlich wäre es zu anstrengend, sich permanent bewusst in Szene zu setzen. Nutzen Sie die Kraft der Inszenierung jedoch für alle besonderen Vorhaben. Und haben Sie keine Scheu, diese Dinge im Vorfeld wirklich zu üben. Denn das zeichnet Sie nicht als eitel aus, sondern als professionell.