Mit Demenzkranken kommunizieren: Validation

Eine häufige Reaktion, nicht nur von Laien: Auf das vom Normalen abweichende Verhalten demenzkranker Menschen reagieren wir geistig Gesunden oft mit Abwehr, Verärgerung, Distanz und Unverständnis. Oder wir wollen korrigieren, richtig stellen und so dem – für uns – „Verwirrten“ helfen. Aber die Reaktion wiederum des demenzkranken Menschen zeigt häufig ein mehr desselben, nämlich Unverständnis und manchmal in ihrer Heftigkeit Reaktionen, die wir gerade nicht wollten. Dabei fehlt uns zweierlei:

  • das Verständnis hinsichtlich des Krankheitserlebens
  • Gelassenheit und Toleranz gegenüber den Ausdrucksformen momentanen Erlebens

Verständnis hinsichtlich des Krankheitserlebens

Wir können das Normale an der Reaktion nicht deuten, weil wir gefangen sind in der Sprache eines regelnden Großhirns, das alles im Griff hat und momentane Befindlichkeiten unmerklich steuert. Die Reaktionen sind nämlich normal menschliche und nicht Ausdruck der Erkrankung.

Die größten Fähigkeiten des Menschen, nämlich sich zu zügeln aber auch über die wirklichen Gefühlsinhalte und Gedanken täuschen (lügen) zu können, geht dem Demenzkranken sukzessive verloren. Seine Gefühle sind weitestgehend echt und spontan, seine Befindlichkeiten meist aus der Lebensgeschichte heraus verstehbar, aber schwer zugänglich. Wir müssen also anders denken und vor allem fühlen lernen, um eine annähernd symmetrische Kommunikation herzustellen.

Das heißt auch: Die Pflegenden sollten nicht auf Fehler oder Defizite hinweisen, sondern kurze, einfache Sätze benutzen, eindeutige Mimik und Gestik einsetzen oder bei Wortfindungsproblemen vorsichtig Hilfestellung geben.

Nicht persönlich nehmen

Je mehr eine Demenz fortschreitet, desto stärker wird der Betroffene von den Menschen abhängig, die sich um ihn kümmern. Besonders zu Beginn der Erkrankung ist den Betroffenen selbst bewusst, dass sie immer mehr vergessen. Dies verunsichert sie zutiefst und kann zu Depressionen wie auch zu falschen Verdächtigungen gegenüber der Umwelt führen. In jedem Fall gilt: Wir müssen lernen, uns nicht persönlich angegriffen zu fühlen.

Gelassenheit und Toleranz gegenüber den Ausdrucksformen momentanen Erlebens

Wir müssen die Äußerungen von demenzkranken Menschen gelten lassen, wenn wir sie auch nicht immer verstehen können. Dies ist allein eine Haltungsfrage!

Demenzkranke teilen sich anders mit. Sie haben eine andere Sprache. Sie reagieren schneller, auf der Ebene der Gefühle und hier kontrolliert nicht mehr das im Großhirn bisher mächtige Kontrollsystem von anerkannten Normen und Regeln, sondern die Sprache eines in Gefühlen erhaltenen Lebens kommt unmittelbar zum Ausdruck.

Wer also in der Pflege mit demenzkranken Menschen arbeiten möchte, muss lernen, die Gefühle und möglichen Motive zu lesen. Je besser der Pflegende den Betroffenen beziehungsweise dessen Biografie kennt, desto leichter lässt sich das Verhalten unter Umständen einordnen.

Mehr Haltung als Methode

Die Validation ist dabei eine wertvolle und hilfreiche Methode. Indem wir das Erleben des Demenzkranken im Hier und Jetzt gelten lassen und nicht sanktionieren, signalisieren wir ihm Akzeptanz und Verständnis. Weitergehende Fähigkeiten wie das Spiegeln können dabei helfen, noch besser in eine gemeinsame Sprachwelt mit dem Demenzkranken einzutauchen.

Indem wir den Gefühlen Namen oder mimisch-gestisch Ausdrucksformen geben, kann ein Einverständnis gelingen, auf dessen Basis weitere Kommunikation möglich bleibt. Es ist eine Haltung des Mitgehens, bei dem der demenzkranke Mensch zunächst die Führung übernimmt. Im weiteren Verlauf eines gelingenden Gesprächs wird es dann leichter möglich, selbst als Pflegender (wieder) die Richtung zu bestimmen. 

Fazit: Die wichtigste Voraussetzung für eine Kommunikation mit demenzkranken Menschen ist eine Haltung, die die momentane Befindlichkeit in ihrem Sosein vorbehaltlos anerkennt. Der Pflegende begleitet den Demenzkranken und erst auf diesem Weg können gemeinsame Schritte gelingen, die den Kontakt wertvoll machen.

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