Menschen mit Demenz verstehen: Der Videorecorder (Teil 2)

Die Verhaltensweisen von an Demenz erkrankten Personen sind für Ihre Umwelt oft schwer verständlich. Aus der Vergangenheit können sie vieles berichten. An das unmittelbare Geschehen können sie sich hingegen kaum oder gar nicht erinnern. Dieses für eine Demenz charakteristische Symptom lässt sich vergleichen mit einem defekten Videorecorder.

Beim normal funktionierenden Gehirn werden Informationen im Kurzzeitgedächtnis wenige Minuten zwischengelagert und anschließend im Langzeitgedächtnis dauerhaft gespeichert. Mit zunehmender Demenz funktioniert diese Speicherfunktion nicht mehr. Vergleichen lässt sich die Störung am ehesten mit einem defekten Videorecorder, dessen Aufnahmetaste defekt ist. Stellen Sie es sich so vor: Neue Aufnahmen können Sie mit dem Gerät  nicht machen. Alte Filme können Sie aber noch abspielen.

Ein Demenzkranker kann sich nichts Neues mehr merken
Versetzten Sie sich  nun einmal in die Lage einer an Demenz erkrankten Person: Neue Informationen bleiben für 1/2 bis 3 Minuten im Kurzzeitgedächtnis. Sie werden nicht gespeichert. Das bedeutet  für Menschen mit Demenz, dass es diese Informationen auch nicht gibt. Sie können auch nicht durch nachdenken nicht wiederkehren.

Verhaltensauffälligkeiten lassen sich erklären
Aus der verringerten Merkfähigkeit lassen sich viele Verhaltensauffälligkeiten bei einer Demenz erklären: Ein Beispiel hierfür ist das ständige Stellen von ein und derselben Frage. Hier fällt die fehlende Speicherung im Langzeitgedächtnis gleich dreimal ins Gewicht:

  1. Der Demenzkranke vergisst, dass er die Frage gestellt hat.
  2. Er vergisst die erhaltene Antwort.
  3. Die  Person bemerkt den Sachverhalt der zu der Frage geführt hat jedesmal neu.

Hinter scheinbarer Ungeduld verbirgt sich oft eine andere Erklärung
Aus Erklärung Nr.3 lässt sich nicht nur das ständige Fragen ableiten, sondern auch den Aspekt, das Demenzkranke oft so ungeduldig erscheinen. Ein Beispiel: Frau Müller sagt, sie habe großen Hunger. Diese Aussage wiederholt sie ständig, obwohl Frau Schulz schon längst das Essen kocht. Mit der Zeit fühlt sie sich durch Frau Müllers Fragen immer gehetzter und poltert los: " Nun seien Sie nicht so ungeduldig!"

Tatsächlich ist Frau Müller gar nicht ungeduldig, sondern bemerkt eben ihren Hunger jedes Mal aufs neue und äußert das auch.

Oft sind diese ständigen Wiederholungen und Fragen sehr anstrengend für die Umgebung. Bewahren Sie die Ruhe. Halten Sie sich immer wieder vor Augen dass hinter diesem Verhalten von Demenzkranken keine Absicht steckt.