Mein Valletta – Tour durch die maltesische Hauptstadt

Damit Sie keine der unzähligen Sehenswürdigkeiten verpassen, unternehmen Sie Ihren ersten Besuch der maltesischen Hauptstadt am besten mit einem einheimischen Guide. André Gauci bringt Ihnen auf einem Stadtspaziergang die reiche Historie seiner Stadt Valletta näher. Die von außen so unscheinbar wirkende St. John`s Co-Cathedral könnten Sie sonst vielleicht einfach "links liegen" lassen.

Beginnen Sie Ihre Entdeckungstour durch die Stadt der Kreuzritter. Von der „Triton“-Fontaine kommend betreten Sie Valletta durch das weit geöffnete Stadtportal, das unter dem italienischen Stararchitekten Renzo Piano im Jahr 2010 vollendet wurde und spazieren in Richtung Republic Square. Entrée und offener Platz symbolisieren heute Weltoffenheit und Freiheit.

Heute müssen sich Insel und Stadt nicht mehr gegen Feinde von außen verteidigen“, so André Gauci, „dies gehört jedoch zur Jahrtausende alten maltesischen Geschichte. Das historische schmale Stadttor verwehrte ungeliebten Eroberern über Epochen den Zugang, hielt dann lange Zeit unzähligen Aufforderungen zum Abriss stand“, erzählt er weiter. Nachdem der Abbruch beschlossene Sache war, schuf Renzo Piano im inseleigenen Sandsteindesign ein monumentales, aber dennoch lichtes Kunstwerk mit in den Himmel reichenden Lanzen, die den salutierenden Schwertern der Ritter nachempfunden sind.

Nicht nur dadurch präsentiert sich die UNESCO Kulturerbe-Stadt (seit 1980 eingetragenes Gesamtmonument in der Liste des UNESCO-Welterbes) nicht mehr als unbezwingbare Festung. „City Gate“ macht die barocke Stadt dazu noch um ein Monument reicher. Hinter dieser neuen Öffnung bereitet sie sich auf das Jahr 2018 vor, dem Jahr der unzähligen Weltkulturstadt-Events.

Das anfänglich installierte Kunstwerk eines Pferdes auf drei Beinen wurde von großen Teilen der Öffentlichkeit nicht anerkannt und verließ den Platz vor dem neuen Parlamentsgebäude wieder: „Malta möchte sich der Welt nicht als ein Jahrtausende besetztes, gebrochenes Land präsentieren, sondern als weltoffene Region“, so der Guide.

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SAHHA – Tour für alle

Weltoffenheit symbolisiert auch die Stadtführung, an der Besucher von Kiel bis Kapstadt teilnehmen. „If you are rich or poor, take part of our rich history“. Unter dieser Prämisse hat die Crew erst kürzlich die Valletta-City-Tour ins Leben gerufen, möchte für „arm“ und „reich“ aus aller Welt das Kulturerbe der Malteserritter vorstellen. „Die Stadt auf dem Plateau im Mittelmeer entwarf der Großmeister Jean de la Valette verteidigungssicher auf dem Reißbrett“, eröffnet der Sahha-Guide die kostenlose Führung.

„Die barocke Stadt, Jahrtausende von unterschiedlichsten Völkern belagert, Hauptstadt des kleinsten EU-Staates, befindet sich gerade in großer Umstrukturierung. Die Neugestaltung des Stadteingangs und das Parlamentsgebäude eröffnen die lange Reihe von Schätzen, die Sie gleich sehen werden.“ Es gäbe weltweit keine Region, die so viel Kulturgut auf so engem Raum beheimatet, erklärt der Malteser nicht ohne Stolz. „Unsere Insel mit ihrer besonderen Hauptstadt ist ein Gesamtkunstwerk.“

Nachdem Sie das moderne Stadttor durchschritten und das Open Air Theater, das alte Säulen und Kapitelle aus dem Jahr 1860 geschickt mit moderner Technik vereint, rechts hinter sich gelassen haben, führt der Tour-Guide Sie zum Victoria Square, zur National-Bibliothek, die die privaten Geschichten der Ritter beherbergt, zum Präsidenten-Palast und natürlich zur St. John`s Co-Cathedral.

„Die Ritter verpassten dem Sakralbau eine unscheinbare Hülle, um Feinde in die Irre zu führen und dadurch die unermesslichen Goldschätze im Inneren vor Raub und Zerstörung zu schützen. Neben Goldschätzen befinden sich zwei Caravaggio-Gemälde in der Kathedrale. Das Schwert des Großmeisters Jean de la Valette kam abhanden – die französische Besatzungsmacht hatte es nach Frankreich verschafft.“ Auf die immer wiederkehrende Frage nach dem ‚Co‘ vor ‚Kathedrale‘ zitiert Gauci die Geschichte: „Die ‚Co-Cathedral‘ in Valletta war im Grunde nur die moderne Dependance der Hauptkathedrale St. Paul mit Sitz in der alten Hauptstadt Mdina, die sich durch den Zweitbau nicht ihren Rang absprechen ließ.“

Natürlich führt der Sahha-Stadtrundgang zur Statue des Erbauers der Hauptstadt am La Valette Square: „Der Großmeister de la Valette gab seinerzeit dem italienischen Stararchitekten Francesco Laparelli, Assistent von Michelangelo, den Auftrag, die Hauptstadt Maltas nach einem exakten Plan zu errichten“, so der Guide. „Nach solchen Rastern sind auch die brasilianische Hauptstadt Brasilia oder die amerikanische Stadt Washington, D.C. errichtet.“

Wie dort führen auch auf der maltesischen Landzunge Straßen und Gassen geradewegs über Hügel und durch Täler. Sie brauchen Kondition und müssen Steintreppen bewältigen um zur Residenz des Großmeisters aus dem 16. Jahrhundert zu gelangen, das heute zum Parlament gehört, seine Tore weit geöffnet hat, um Besuchern die vielfältige Geschichte der Ritter näherzubringen.

Durch drei Höfe entführt Sie André Gauci in eine Welt voller Anekdoten und verrät, warum die Gattin des Großmeisters das Inventar aus Haus und Garten an Gäste aus aller Welt verschenkte. Sie lauschen schaurigen Geschichten über osmanische Gefangene, die in schwindelnder Höhe die Kirchenglocken läuten mussten und was die Restauration der drei Uhren gekostet hat: „Die Zeitmesser aus dem Jahr 1745 konnten kürzlich für 500.000 Euro restauriert werden“.

Zu bestaunen sind überall hölzerne Balkone aus arabischer Zeit, wie jener, der sich um die gesamte Häuserfront des „Buckingham Palace“, Amtssitz zahlreicher britischer Gouverneure zieht. Die wunderbar restaurierten Zeitzeugen der arabischen Epoche zeigen die nach oben verschlossen Erker mit verspiegeltem Glas, der arabischen Lebensweise entsprechend. Der im Balkon Stehende konnte hinausschauen,von außen blieb er unsichtbar.

Britische Kolonialzeit von 1800 bis 1964

Im 19. Jahrhundert
am Republic Square errichtet, überstand die Statue der britischen
Königin als unerschütterliches Monument sogar einen Bombenangriff im
Zweiten Weltkrieg.

Um jenes Monument, das das Open Air Café am
Platz in zwei gleiche Teile teilt, rankt sich folgende Episode, erzählt
der Stadtführer: „Während des Krieges überstand die Statue einen
Direktangriff fast unbeschadet obwohl eine Bombe nur wenige Zentimeter
von ihr entfernt detonierte. Das Feuer brachte die Statue nicht zu Fall,
verrückte sie nur ein klitzekleines Stück auf ihrem Sockel.
Unerschütterliche Statue wie Monarchin selbst wankten nie. Lediglich ein
schwaches Rütteln ging durch ihren Sockel“, so die Geschichte, die er
gern an seine Besucher weitergibt.

Bevor der Rundgang am Upper
Barrakka Garden mit grandiosem Blick auf einen der größten Naturhäfen
der Welt, den Grand Harbour endet, gibt der Guide nächtliche Tipps zu
einer berüchtigten Zone. „Die schmale Verbindungsgasse ‚Straitstreet‘
lag seinerzeit in der finsteren Gegend der Stadt Valletta. Ein
schmutziges Rotlichtmilieu für Seeleute mit Spelunken und
Prostituierten. Heute glänzt die Gasse mit Cocktailbars und nächtlichen
Live-Performances als cooles Pflaster.“

Quelle: Vor-Ort-Recherche, Führung André Gauci (Sahha-Tours).

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