Mein Kappadokien – Kurztrip nach Göreme und Aussichten auf Istanbul

Neben der grandiosen Tuffsteinlandschaft mit ihren Feenkaminen ist Kappadokien als Land der 1000 Kirchen bekannt. Auf der anatolischen Hochebene befinden sich über 200 Höhlenkirchen aus dem 10., 11. und 13. Jahrhundert, die auf die christlichen Ursprünge unserer Zeitrechnung verweisen. Besuchen Sie die einzigartige Kulturstätte unserer Zivilisation und wandeln Sie auf den Spuren der zwölf Apostel.

Tuffstein – die Asche des Vulkans

Ehemalige Lavaströme des Vulkans Erciyes Dagi und seine heiße Asche weisen heute als weißes Tuffgestein den Weg durch die geschichtsträchtige Landschaft Kappakokiens in Richtung Göreme. In den Felsformationen und Nadeln aus porösem Gestein lebten und wirkten bis in die 80er-Jahre noch Menschen.

Seit Höhlenkirchen und Feenkamine jedoch als Weltkulturerbe der UNESCO anerkannt sind, betreibt "Cave Man" Recep Erkan sein Café nur noch mit einer Sondergenehmigung fürs erste Geschoss und den Vorgarten der kegelförmigen Felsnadel – wohnen darf er dort nicht mehr. "Hauptsache ist, dass mein legendäres Café erhalten geblieben ist. Mit der Sondergenehmigung für ‚Moulin Rouge‘, das ja weit über die Grenzen der Türkei hinaus bekannt ist, kann ich gut leben und als sogenannter Höhlenmensch hier meine Gäste aus aller Welt bewirten", schmunzelt der Betreiber (Göreme Yolu Üzeri 6 Katli Peribacasi Cevizli Mevkii / Uchisar / Nevsehir).

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Freilichtmuseum Göreme – Das Christentum in Kappadokien

Nicht weit entfernt vom Feenkamin-Café "Moulin Rouge" liegt das historische Areal der Höhlenkirchen von Göreme aus dem 11., 12. und 13. Jahrhundert, das im frühen Mittelalter als bedeutendes christliches Zentrum und Bistum geführt wurde (Mokissos). Leider sind keine Unterlagen mehr aus dieser Zeit vorhanden. "Daten zur Entstehung der Sakralbauten in den Tuffsteinhöhlen fußen allein auf der Fresken- und Bautechnik, die unter anderem aus der Zeit der Hochblüte des byzantinischen Reiches stammen", so der Reiseleiter.

"Im ostanatolischen Reich schwor man unter Führung des Konstantin, der als Förderer des Christentums galt, der Vergötterung von Zeus und Co. ab und bildete in den Klosteranlagen von Göreme Geistliche in der privilegierten Religion des Christentums aus. Die Fresken aus dem 11. und 12. Jahrhundert bezeugen das", führt der Reiseleiter fort. "Pflanzliche und geometrische Strukturen deshalb, weil der Mensch von damals ja nicht lesen konnte und der Islam keine menschlichen Darstellungen erlaubte."

"Zivilisationen unter den Wolken Anatoliens" – dieses Werk des türkischen Schriftstellers Gürol Sözen beschreibt eine zwölftausend Jahre alte Zivilisation des Morgenlandes, die sich in der sakralen Höhlenanlage von Göreme widerspiegelt. Die Zeitgeschichte reicht zurück zum Heiligen Basilius, der um 330 in Cäsarea (heutiges Kaysery) geboren wurde und zu einem der bedeutendsten Kirchenlehrer des Orients aufstieg. In der St. Basilius-Kapelle zeigen Fresken Maria und Josef in drei Apsiden, die Apfelkirche aus dem 11. oder 12. Jahrhundert unter anderem das Abendmal.

Der Heiligen Barbara, einer der großen frühchristlichen Frauen, ist die Barbara-Kirche gewidmet, die Schlangenkirche wurde ursprünglich als Grabkammer angelegt und Freskenmalereien in der Dunklen Kirche aus dem 11./12. Jahrhundert, die auch Szenen des Alten Testaments thematisieren, erscheinen im neuen Glanz.

Da man für die Restaurationen nicht auf ursprüngliche Intentionen des Künstlers zurückgreifen konnte, führte man in der Dunklen Kirche nur Auffrischungen an den Farben, jedoch keinerlei Steinmetzarbeiten aus. Unter gleißend heißer Sonne führt der Weg von der Katharinen-Kirche aus dem 11. Jahrhundert zur Kirche mit dem Bauernschuh aus dem 12./13. Jahrhundert, einem Ort, der als alleiniger Sakralbau dieser Zeit Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung und die Kreuzigung selbst dargestellt.

Im Nonnenkonvent dann befindet sich die Verbindung zu einer weiteren Kirche. "Diese sakrale Gesamtanlage aus porösem Tuffgestein, die Sie hier vor Augen haben, kann dauerhaft als bedeutendes Kulturgut nur durch Aufspritzen des Gesteins erhalten bleiben, da es seit Anbeginn nicht enden wollender Erosion unterworfen ist", so der Reiseleiter.

Am Fuße der historischen Klosteranlage warten bereits die drei Kameldamen Maja (römische Fruchtbarkeitsgöttin), Layla (die Nacht) und Ceylan (die Gazelle) auf Gäste, die den Serpentinenweg per Ritt zu einer der wichtigsten Sakralbauten, der Tokali Kirche (Tokali Kilise) aus dem 10. Jahrhundert, hinuntergelangen möchten. Im Inneren des Gotteshauses dürfen sich Besucher nur ganze drei Minuten lang aufhalten. Die exakte Aufenthaltsdauer stoppt ein Sicherheitsmitarbeiter am Eingang: "Aufgrund der Eigenwärme, die ein Besucher abstrahlt, können die Pigmente der Gemälde geschädigt werden", erklärt der Reiseleiter, "das ist wirklich wahr."

Auf den Spuren der zwölf Apostel

Neben Jerusalem war das anatolische Perge eine der wichtigsten Stationen der Apostel. Direkt von Jesus beauftragt, die Lehre des Christentums zu verbreiten, waren die Zwölf, Simon Petrus, Andreas, Jakobus (2x), Johannes, Philippus, Bartholomäus, Thomas, Matthäus, Thaddäus, Simon Kananäus, Judas Iskariot im Land unterwegs. "Heute wandeln Sie als moderne Reisende auf deren Pfaden. Die beste Reisezeit für Kappadokien und Göreme ist der Frühling, die Monate April oder Mai oder der herbstliche September. Den Hochsommer sollten Sie meiden, denn da kann es hier bis zu 45 Grad heiß werden", so Reiseleiter Murat.

Der Weg führt in Richtung Derbent-Tal, das einem Naturschauspiel gleicht und die Fantasie beflügelt: Wind und Wetter formten hier über Jahrmillionen Figuren aus der herausgeschleuderten Asche der Vulkane Hasan, Erciyes und des dazwischen stehenden kleineren Göllü: ein Kamel, eine Napoleonmütze oder die Silhouette zweier Liebender. Zu Zeiten der Asketer Ort der Einsamkeit, des Fastens und Betens.

Istanbul müssen Sie erleben

Die Spur führt auch nach Istanbul – das ehemalige Konstantinopel, Wiege der christlichen Religion – heute größte Stadt Europas. Als griechisches Byzantion gegründet, unter Führung des Konstantins im byzantinischen Reich zur Blüte gebracht, leben in der Stadt der Gegensätze und Widersprüche heute an die 15 Millionen Menschen, inoffiziell erreicht die Grenze die 18000.

"Die Prinzeninsel mit der Arena ist einerseits ein flirrender Ort, an dem immer wieder internationale Größen und der türkische Musiker Tarkan auftreten, andererseits gilt der Ort am Bosporus, der Meerenge zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer, schlichtweg als das Paradies auf Erden", so der Reiseleiter. "Von hier aus sind Sie in einer halben Stunde im Zentrum der Hauptstadt bei den berühmten Moscheen."

Die Kuppelbasilika Hagia Sophia (sechstes Jahrhundert n. Ch.) mit einer Höhe von fünf und einem Durchmesser von 32 Metern dient heute als Museum. Gleich daneben liegt die Blaue Moschee mit ihren sechs Minaretten (Die Hauptmoschee in Mekka besitzt neun Minarette). Für den Besuch der türkischen Hauptstadt empfiehlt der Reiseleiter mindestens eine Woche und gibt schnell noch die wichtigsten türkischen Worte bekannt: "Lütfen" – Bitte und "Tesekkürler oder kurzgefasst Sagol" – Danke. "Das Türkische hat zwar viel mit dem Finnischen und dem Ungarischen gemeinsam – die zweite Fremdsprache, die in den Schulen gelehrt wird, ist Deutsch."

Tipps: Freilicht Museum Göreme (Göreme Acikhava Müzesi). Der Kauf eines Extratickets für die Dunkle Kirche (Karanlik Kilise) lohnt sich.

Moulin Rouge: Recep Erkan – Göreme Yolu Üzeri 6 Katli Peribacasi Cevizli Mevkii / Uchisar / Nevsehir.

Wie kommen Sie hin: Zum Beispiel mit dem Reiseveranstalter RSD und der Lufthansa-Tochter Freebird.

Lesen Sie auch: "Kappadokien – Von Antalya über das Taurusgebirge nach Konya" und "Mein Kappadokien: Von Konya bis zu den Feenkaminen".

Quellen: Vor-Ort-Recherche, Reiseleiter Murat