Bei einem von vier Deutschlandkonzerten, das Katti Mieth für Sie im Kopf mitgeschnitten hat, zeigt der Musiker, dass der Rock lebt: "Ich stehe auf den Sound der 70er Jahre." Kein Wunder, denn mit dieser Musik ist Richie Sambora aufgewachsen, hat Jimi Hendrix, Deep Purple und die Stones von Beginn an aufgenommen, das spiegelt sich in seinen Songs.
Gitarrenlastig: Richie Sambora zelebriert den Rock
In den 70ern bekam er seine erste Gitarre, fing zwei Jahre später an, zu spielen, sammelt heute Gitarren. Zu seinen 135 Stücken kam eine Vintage dazu, die er am 1. Juli 2014 nach einem Belfast-Konzert kaufte.
"I love Richie Sambora", so die Rockröhre Claudia Cane, die mit Songs, wie "Me and Bobby McGee" (Janis Joplin), "You`re Simply The Best" (Tina Turner) und Heal me den Kessel schon mal vorheizt – bis sich Megastar und Rocklegende Richie Sambora aus einem schwarzen Setting schält. Den Sound liefern seine Fans: die Menge tobt, ruft, fiebert – die Maschinenhalle im Kesselhaus brodelt und brennt: "I`ve been so many places", sagt Sambora völlig unaufgeregt, rückt seinen Hut zurecht und lässt sich seine Gitarre reichen. "Burn That Candle Down" kommt hart und schmutzig, im besten Sinne des Wortes. Rockfans wissen, was das bedeutet.
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Sambora ist nicht nur Rocklegende und Guitarlover, sondern präsentiert sich auch stimmgewaltig. Damit definiert er seinen Singer/Songwriterstatus und verweist auf "Les Paul", den Urvater der E-Gitarre (father of electric guitar). Das ist einmalig – seine Fans spüren die Authentizität: ein auf dem Teppich gebliebener Musiker, der von seinen Fans über alle Maßen gefeiert wird – sich feiern lässt. Vier Gitarren stehen griffbereit für den Meister bereit. Richie Sambora lächelt, wirft seine Jacke ab, nimmt die frische Gitarre, die ihm gereicht wird, "Nowadays" kommt. Dieser Song steht für die neue Ära des Musikers, denn now-und-jetzt gibt er den Frontmann.
"I was the one, who wrote songs like ‚Livin` on an prayer‘, ‚Wanted, dead or alive‘ or ‚Lay your hands on me’". Sein Publikum weiß, dass er es war, der diese Megahits für die Band "Bon Jovi" geschrieben hat, begleitet den Musiker in der virtuellen (Twitter) und realen Welt seit drei Jahrzehnten. Dementsprechend kocht in der Münchner Maschinenhalle die Luft, die Verbindung zwischen Musiker und Publikum ist allgegenwärtig.
Und Sambora ist nicht nur Songwriter all der Songs, die eine ganze
Generation von Menschen begeisterte, gitarrenlastig und stimmgewaltig
trägt er die Songs nun selbst vor – und hört nicht auf, zu komponieren:
"This song I wrote for my daughter: ‚Every Road Leads Home To You‘."
Seiner Tochter Ava habe er viel zu verdanken, dass es nach einem
Lebenstief wieder aufwärts gehe, denn darum ginge es – sich diese
Wichtigkeiten bewusst zu machen, so Sambora.
"To take the risk, to make this record, was another mountain to climb", schlägt er den großen Bogen. "Besides it`s my stuff, it`s a universal stuff, communality in humanity. I brought all that knowledge to this record. Das Risiko, dieses Album zu machen, war eine weitere Hürde. Es ist mein eigenes Thema, aber es auch ein universelles Thema – Gemeinsamkeit in der Menschlichkeit", so der Musiker im Interview mit Jim Fusilli.
Gitarrensound im Doppelpack
Neu ist nicht nur Sambora
als Frontmann, sondern auch das Gitarren-Duo, das gemeinsam die Hallen
rockt, im Duett zum Eric Clapton-Song "Wonderful Tonight" verschmilzt
oder auf einer in Grün getauchten Bühne die Timeline der Jahre aufzeigt: "Seven Years Gone". Da ist nichts geschönt, und "unreal", das
Gitarren-Duo Sambora/Panagaris zieht mit Reality in den Bann. Richie
Sambora, zeigt sich, wie er ist, schöpft aus seinem Lebensweg und lässt
diese Mischung in seine Songs einfließen.
Sambora, Orinathi und
Band brillieren nicht nur im Gitarren-Doppelpack oder mit
Flamenco-Einlagen an der Doppelhals-Gitarre sondern heizen dem Münchner
Publikum kräftig ein, nach 2¾ Stunden wollen die Menschen Sambora und
Band jedoch nicht gehen lassen: "Please don`t go", ruft ihm sein
Publikum zu. Sambora lächelt, nimmt einen Schluck aus der Kaffeetasse,
gibt seinen Fans eine Zugabe, die sehr viel aussagt.
Im Duett mit
Claudia Cane chantet er mit "Lean On Me" einen Gospelsong, der die
Gemeinsamkeit zelebriert und auf die Ursprünge des Blues verweist. Das
Publikum nimmt es begeistert auf, will ihr Idol weiterhin nicht gehen
lassen. "Livin`On A Prayer" und "Wanted Dead Or Alive" mit einem
furiosen Solo des Gitarrenmannes machen den Topf zu: "I wrote this song,
when I was 19 years old. Ich war 19 Jahre alt, als ich diesen Song
schrieb." Mit diesem Statement zu den Anfängen und mit einer letzten
Hommage an den Gesang soll die Session abkühlen: "Come Along With Me" –
aber es geht nicht, das Publikum stampft und ruft.
Zum Showdown erinnern er und die australische Saitenvirtuosin Orianthi mit "Woodoo Child" nochmals an Hendrix und den Sound der 70er. Nach über zweistündigem Konzert mit sieben Songs aus dem Album "Aftermath Of The Lowdown" und Bon Jovi-Songs aus drei Jahrzehnten Musikgeschichte verabschiedet sich Richie Sambora gentlemanlike, verneigt sich und hebt den Hut.
Quellen: Vor-Ort-Recherche Kesselhaus München, Jim Fusilli im Interview mit Richie Sambora.
Das Münchner Kesselhaus war eine von nur vier Locations auf der Richie Sambora-Tour durch Deutschland. Seine deutschen Fans wären immer zu ihm gestanden, so der Gitarrist. Nach Konzerten in Deutschland, Frankreich, England, Schottland und Irland folgt demnächst Japan (August 2014).
Album „Aftermath Of The Lowdown“ (Die Folgen der Wahrhaftigkeit)
- Burn That Candle Down
- Every Road Leads Home To You
- Taking A Chance On The Wind
- Nowadays
- Weathering The Storm
- Sugar Daddy
- Seven Years Gone
- Backseat Driver
- World