Medorrhinum: Nosode für ruhelose, leidenschaftliche Nachtmenschen

Medorrhinum, eine Nosode, hergestellt aus der Eiterabsonderung eines an Gonorrhoe-Erkrankten, kann Menschen mit vielfältigen Harn- und Geschlechtstrakt-, Haut- und Schleimhaut-Symptomen, die oft schon als Kind häufig krank waren und auch als Erwachsene dazu neigen, Abhilfe bieten. Damit Sie besser erkennen können, ob Sie Medorrhinum benötigen, beschreibe ich Ihnen nun näher dessen Gemütssymptome.

Ursprung der Ursubstanz von Medorrhinum

Bei dem Ausgangsstoff von Medorrhinum handelt es sich um Gonorrhoe-Eitersekret aus dem Urogenitaltrakt (Harn-/Geschlechtstrakt). Gonorrhoe stammt aus dem Griechischen und bedeutet, wörtlich übersetzt "Samenfluss". Umgangssprachlich wird diese sexuell übertragbare Infektionskrankheit auch Tripper genannt, was auf das niederdeutsche Wort drippen ( = "in Tropfen herabfallen") zurückgeht und wie "Samenfluss" auf typische Gonorrhoe-Symptome hinweist.

Krankheitsbild der Gonorrhoe

Bei der Gonorrhoe (Tripper) handelt es sich um die häufigste Geschlechtskrankheit hier bei uns. In 5% der Fälle ruft die Infektion keine Symptome hervor. Aber auch bei diesem Verlauf können die Betroffenen ihre Sexualpartner anstecken.

Einige Tage nach der Infektion kann es zu eitrigen Absonderungen aus der Harnröhre und  Brennen beim Wasserlassen kommen. Bei Frauen kann sie sich zum Gebärmutterhals ausbreiten. Unbehandelt kann sie bei Männern und Frauen zu Zeugungsunfähig- oder Unfruchtbarkeit führen und das Bauchfell befallen. Außerdem können sich die Bakterien auf dem Blutweg im ganzen Körper verteilen, Entzündungen an Haut, Gelenken, Augen, Hals, Nasen, Ohren, Herz und Hirnhäuten sowie eine lebensbedrohliche Sepsis auslösen. Bei der Geburt kann eine infizierte Mutter das Neugeborene anstecken, das hierdurch erblinden kann.

Analogie (Entsprechung) zwischen Gonokokken- und Medorrhinum-Eigenarten

Die vielfältigen und widersprüchlichen Gemütssymptome von Medorrhinum-Wesen lassen sich größtenteils aus den Eigenarten der Gonokokken, dem wesentlichen Bestandteil des Ausgangsstoffes dieser Arznei, herleiten. Daher finden Sie nun Gonokokken- und Medorrhinum-Eigenschaften, also biologische und psychologische Merkmale, einander zugeordnet:

Eigenschaften von Gonokokken Grundzüge von Medorrhinum-Wesen
Bei Gonokokken handelt es sich um Bakterien, die die sexuell übertragbare Gonorrhoe auslösen. Medorrhinum-Wesen geben sich gerne Genuss, vor allem sexuellem, hin und berauschen sich und andere.
Gonokokken treten paarweise auf und werden daher auch Diplokokken genannt. Medorrhinum-Menschen fühlen sich oft "wie überflüssig/zurück gestoßen/isoliert/unerfüllt¹" und sehnen sich nach der fehlenden Hälfte².
Mit Hilfe von fadenförmigen Fortsätzen heften sich die Bakterien an Wirtszellen an. Medorrhinum-Wesen sehnen sich danach und bemühen sich zeitweilig sehr, mit einem anderen Menschen zu verschmelzen.
Gonokokken werden teils von Abwehrzellen phagozytiert (gefressen), teils entziehen sie sich diesen und überleben in Wirtszellen. Teils haben sie große Angst vor allem Unbekannten und hängen tagsüber durch, teils leben sie nachts auf und setzen sich furchtlos über Regeln hinweg.
Proteine dieser Bakterien sorgen für einen ständigen Wandel, indem sie mit anderen Proteinen (Rezeptoren, Antikörpern) Verbindungen eingehen. Sie sind breit gefächerte Wesen voller Gegensätze, teils ungeduldig, unruhig, fahrig oder unkonzentriert,
teils sehr erregt, intensiv, sensitiv und mitfühlend.

Mittels eines Enzyms spalten Gonokokken Anti-/ Abwehrkörper, von denen sich ein Teil an sie bindet, was sie maskiert, sodass sie der Phagozytose entgehen. Medorrhinum-Wesen meinen, nur wenn sie keine Angriffspunkte bieten und sich verbergen, tarnen und verstellen, überleben zu können.
Die oben erwähnten Fortsätze verlängern und verkürzen sich in Zyklen, wodurch sie zwischen Anheften und Fortbewegen hin und her wechseln. Sie sind unruhig, ungeduldig und sprunghaft in Verhalten und Gemütszuständen und wechseln zwischen Hoch- und Tiefgefühlen hin und her.
Die Bakterien rufen eine eitrige Entzündung hervor, die zur Zerstörung von Zellen der Deckschicht führt. Diese Wesen neigen zuweilen zu Aggressivität: Liebe kann plötzlich in Hass umschlagen, was das Fortbestehen von Beziehungen gefährdet.
Gonokokken reagieren sehr empfindlich auf äußere Einflüsse und überleben nur in einem feucht-warmen Milieu. Medorrhinum-Menschen können keinerlei Kritik vertragen und reagieren sehr empfindlich auf äußere Einflüsse, fühlen sich aber wohl am Meer.

Grundzüge von Medorrhinum-Wesen

Die oben aufgeführte Tabelle belegt den prägenden Einfluss des Gonokokken-Bakteriums auf das Gemüt eines hiermit – meistens genetisch bedingt – belasteten Menschen. Von dieser Tabelle ausgehend finden Sie nun Medorrhinum-Gemütssymptome skizziert, die größtenteils auf den biologischen Eigenschaften der Gonokokken beruhen.

Lebens- und Liebesgenuss

Menschen, die Medorrhinum als Konstitutionsmittel benötigen, versuchen  ihr Leben aus vollen Zügen zu genießen – so, als gelte es, möglichst viel so schnell wie nur möglich auszukosten. Entsprechend der Herkunft dieser Arznei aus dem Sekret einer Geschlechtskrankheit spielt hierbei Sexualität eine bedeutende Rolle und Medorrhinum-Wesen beginnen oft schon früh, ihre ersten sexuellen Erfahrungen zu machen.

Sehnsucht nach der fehlenden Hälfte

Dadurch dass Medorrhinum-Menschen sich dem Genuss hingeben, versuchen sie ihrem trostlos scheinenden Alltag zu entkommen. Sie empfinden in sich eine unerträgliche Leere, was sich in einem ausdruckslosen Vor-sich-hin-Starren und Geistesabwesenheit äußern kann.

Zudem langweilen sie sich schnell und fühlen sich hauptsächlich von Unerreichbarem, das sie nicht erlangen können, angezogen.
Dieses Unerfülltsein kann darauf beruhen, dass sie sich seit ihrer Geburt allein gelassen oder abgetrennt von der vorausgegangenen Einheit fühlen, mit der sie verschmolzen waren, so als ob sie unwiederbringbar einen Teil von sich sowie das Gefühl der Zugehörigkeit verloren hätten.

Neigung zur Symbiose (Verschmelzung)

Daher bemühen sich Medorrhinum-Wesen voller Leidenschaft um Beziehungen und versuchen ihre Mitmenschen mit ihrem Charme, ihrer Anziehungskraft und sexuellen Ausstrahlung in den Bann zu ziehen. Hierbei gehen sie bis zum Äußersten, um so viel Aufmerksamkeit und Interesse wie möglich zu erzielen. Ohne Rücksicht auf sich selbst und ohne Risiken abzuwägen, wollen sie eine möglichst intensive Erfahrung machen und sich lebendig fühlen. Solange sie solch einen Exzess ausleben, verspüren sie einen Rausch, der ihre innere Leere ausfüllt.

Wechsel zwischen Ängsten und Furchtlosigkeit

Medorrhinum-Menschen bereitet es besondere Schwierigkeiten, sich von ihren Eltern abzulösen, wobei sie häufig eine enge Verbindung zu einem Elternteil pflegen und zu dem anderen zum Teil in kritische Distanz gehen. Infolge geringer Ablösung von ihren Bezugspersonen mangelt es ihnen häufig an Eigenständigkeit, Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit, was Ängstlichkeit hervorruft und zugleich verhindert, dass sie sich ihren Ängsten stellen und so lernen, mit ihnen umzugehen und sie zu überwinden.

Einerseits werden sie nicht selten von Furcht vor Unbekanntem heimgesucht, andererseits reizt es sie, sobald sie sich unbelastet fühlen – sie entspannen sich vor allem nachts, sich über bestehende Regeln hinwegzusetzen. Verbotenes zieht sie häufig magisch an. Wenn man sie anweist, bestimmte Dinge nicht zu tun, sind sie oft die Ersten, die es trotzdem machen¹.

Gegensätzliche Wesenszüge

Junge Menschen verhalten sich so vor allem in der Pubertät: Sie übertreten vorgegebene Normen und können dadurch Formen ungesunder Anpassung überwinden und eigene Maßstäbe entwickeln. Medorrhinum-Menschen scheinen jedoch zum Teil auf dieser Entwicklungsstufe stehen zu bleiben, darin zwischen Gegensätzen hin- und her zu schwanken, ohne mit Hilfe von geistig-psychischem Reifen ihre Grenzen, Orientierung und innere Stabilität finden zu können. Da sie zu unbeständigem, exzessivem Verhalten neigen, trifft man bei ihnen auf eine große Palette geistiger und emotionaler Wesenszüge:

  • mal sind sie ängstlich, mal mutig oder sogar waghalsig
  • sie sind angespannt, unsicher oder genervt nach Sonnenaufgang, aber erleichtert und entspannt nach Sonnenuntergang
  • teils extrovertiert, teils introvertiert
  • mal verträumt, zerstreut, verwirrt, wild oder leer im Kopf, mal voller Intuition und Durchblick oder gar hellsichtig und genial
  • entweder voller Leidenschaft und intensiv oder aber gelangweilt, geistesabwesend, apathisch oder depressiv
  • mal voller Begeisterung, Zuneigung, Liebe und Fürsorge, mal heimgesucht von Abscheu oder Hass

Tarnung von Schwächen

Das Hauptthema eines Medorrhinum-Wesens lautet: Ich habe nur eine Chance zu überleben, wenn ich meine Schwächen verberge, mich verstelle, und ich auf andere Menschen einen starken, unangreifbaren Eindruck mache. Da sie über eine ungewöhnliche geistig-psychische Bandbreite verfügen, kennen sie sich mit allen Facetten menschlicher Empfindungen aus. Teils können sie sich daher gut in ihre Mitmenschen hineinversetzen und sich perfekt an sie anpassen und deren vermeintliche Erwartungen erfüllen, teils wirken sie auf andere manipulativ und vereinnahmend, sodass diese sie zurückweisen.

Es fällt ihnen außerordentlich schwer, aufrichtig zu sein und sich zu ihrem wahren Selbst zu bekennen, dessen sie sich ungemein schämen – was sich ebenfalls durch den, auf ihnen unbewusst lastenden Makel (der sexuellen Ansteckung mit Gonorrhoe) erklären lässt, auch wenn sie selbst sich nicht die ursprüngliche Infektion zugezogen haben, sondern einer ihrer Vorfahren.

Ungeduld und Wechsel zwischen Hoch- und Tiefgefühlen

Vieles dauert  Medorrhinum-Menschen zu lange und die Zeit scheint für sie langsamer zu verstreichen als für ihre Mitmenschen. Dies gilt vor allem für geistige Tätigkeiten, während sie nicht selten in praktischen Betätigungen aufgehen, vor allem dann, wenn sie sich hierbei lebendig, leistungsfähig und energetisch fühlen. Dann können sie zur Hochform auflaufen und als sogenannte Macher oder Allrounder beeindrucken.

Ihre Wandlungsfähigkeit, die Medorrhinum-Menschen dazu verhilft, ihre Mitmenschen zu beeindrucken oder zu verführen und sich selbst mitunter als etwas Besonderes zu fühlen, und deren sie sich oft bedienen, steht ihnen dabei im Weg, ihre wahren Bedürfnisse zu erkennen und zu befriedigen und so innere Balance und Wohlbefinden zu erlangen.

Daher wirken sie oft unzufrieden sowie hastig, überstürzt und wie getrieben auf der Suche nach Erfüllung. Sie hegen oft zu hohe Erwartungen oder Ansprüche, die in der Regel das Maß des Erreichbaren überschreiten. Wenn sie dennoch das begehrte Hoch- und Glücksgefühl bis hin zur Ekstase erleben, kann diese Stimmung schnell umschlagen in Frustration, Lebensüberdruss bis hin zu tiefer, kaum zu ertragender Depression.

Umschlagen von Liebe in Hass

Medorrhinum-Wesen meinen, dass sie keine Schwächen zeigen dürfen, da ihre Mitmenschen sie sonst fallen lassen. Das finden sie unerträglich, weil sie ihrem Gefühl innerer Leere entfliehen und sich in enge Beziehungen, wonach sie sich verzehren, stürzen wollen. Darüber hinaus befürchten sie, da sie selbst in gewaltige Angriffs- und Zerstörungswut verfallen können, wenn sie ihre wunden Punkte offenbaren, die Aggression von anderen zu provozieren und sich existenzieller Gefährdung auszuliefern.

Ihre Reizbarkeit und Aggressivität kann sich dadurch verstärken, dass sie auf dem von ihnen eingeschlagenen Weg nicht erfahren können, so angenommen und akzeptiert zu werden, wie sie wirklich sind.
Außerdem unterdrücken sie durch ihren Hang zum Verstellen und zur Selbstverleugnung bisweilen ihre Aggressionen, bis diese sich explosionsartig entladen. Dann verwandeln sich liebevolle Medorrhinum-Menschen wie aus heiterem Himmel in Teufel  und sehr sanfte, freundliche und liebenswürdige Kinder geraten plötzlich in gewaltigen Zorn, beißen, treten oder schlagen wild um sich, sodass Eltern oder Lehrer sie kaum bändigen können¹.

Kritiküberempfindlichkeit

Menschen, die, wie Medorrhinum-Wesen, es kaum wagen, sich so zu geben, wie sie wirklich sind und ihre Schwächen zu offenbaren, mangelt es an Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Stabilität.
Einerseits kritisieren sie andere schnell und heftig, können aber andererseits nicht die geringste Kritik an ihnen selbst ertragen, verlieren hierdurch ihre Fassung oder geraten sogar außer sich. Denn in der Hülle einer zur Schau gestellten, beeindruckenden Persönlichkeit steckt ein hochsensibles, oft deprimiertes und sich ohnmächtig fühlendes Wesen, das unter Tadel ungeheuer leidet und daher anstelle von Zurechtweisung Ermutigung und konstruktive Hilfe benötigt³.

Medorrhinum in der Praxis

Wie Sie nun erfahren werden, wirkt Medorrhinum auf Kinder und Erwachsene, die diese Erbnosode als Konstitutionsmittel benötigen, ähnlich:

1. Anfängliche Erfahrung mit Medorrhinum bei Lernstörungen

Als Lerntherapeutin war ich vor gut 15 Jahren froh, durch Hinweise der homöopathischen Ärzte Norbert Enders und Mathias Dorcsi auf Medorrhinum zu stoßen, dass mir half, auf die Lernunfähigkeit meiner Schüler einzuwirken, bei denen Üben, Üben und noch einmal Üben zu keinem Lernerfolg führte. In dem Kopf dieser Kinder ging entweder alles durcheinander oder es trat eine unüberwindbar wirkende Lernblockade auf.

Erst mit Hilfe von Medorrhinum ließen sich diese Schüler therapieren: Sie begannen sich zu konzentrieren und strukturierter zu arbeiten, wodurch sich u. a. ihre Rechtschreibschwäche kurieren ließ, vorausgesetzt sie ließen sich dazu bewegen, beim Schreiben für sich leise mitzusprechen.
Wenn sie so verfuhren, arbeiteten sie konzentriert  mit ihrem Vorderhirn, anstatt ihre Aufgaben lässig und flüchtig mit ihrem Mittelhirn, was zu vielen Rechtschreibfehlern führte, zu erledigen oder angespannt bis verkrampft mit dem Stammhirn.

Letzteres kostete sie so viel Kraft, dass sie schon nach einigen Minuten sich nicht mehr konzentrieren konnten. Davon abgesehen verfolgten sie mit diesem Arbeitsstil unbewusst die Absicht, die an sie gestellten Anforderungen abzuwehren und Reißaus zu nehmen.

2. Erfahrung mit Medorrhinum bei Lern- und Verhaltensstörungen nach ein paar Jahren

Medorrhinum verhalf zerstreuten, lernunfähigen Schülern mit Durcheinander oder Blackouts im Kopf sowie Rechtschreibschwäche sich zu entspannen und in diesem stressfreieren Zustand sich konzentrieren und ausdauernder arbeiten zu können. Auf einmal schienen sie innere Stabilität  gefunden zu haben. Dies traf sogar auf Borderline-Persönlichkeiten mit ihren extremen Stimmungsschwankungen und fehlender Impulskontrolle zu. Doch nach ein paar Jahren hörte es auf zu wirken.

Da N. Enders und M. Dorcsi bei Rechenschwäche Luesinum empfahlen und bei diesen Schülern ebenfalls zumindest zeitweilig eine Rechenschwäche bestand, setzte ich diese Arznei ein, nachdem andere Homöopathika nicht gewirkt hatten. Luesinum brachte dann das zu Stande, was Medorrhinum nicht vermocht hatte: Es hörte auch nach langer Zeit -10 Jahren und mehr- nicht auf zu wirken.

3. Erfahrung mit Medorrhinum bei Entwicklungsverzögerungen

Besonders beeindruckend wirkt Medorrhinum bei Entwicklungsverzögerungen oder -störungen:

Fallbeispiel 1: Ein entwicklungsverzögertes Kind

Ein Kind von fünf Jahren konnte nicht freihändig daheim eine Treppe hochgehen, sondern krabbelte sie auf allen Vieren hoch. Außerdem konnte es nicht klar sprechen, sich nicht konzentrieren, nicht zuhören oder etwas anschauen, sondern wechselte, wie fremd gesteuert und getrieben, ständig von einer Tätigkeit zur anderen.

Da es auch nachts einnässte -ein Symptom, das typischerweise auf Medorrhinum hinweist, verordnete ich ihm diese Arznei zunächst in der Potenz C 200, dann in C 1000 und höher -in Wasser aufgelöst und täglich eingenommen.

Als ich es bald nach meiner Verordnung wiedersah, bewegte es sich normal und ging mühelos die Treppe hoch. Außerdem konnte es sich gut konzentrieren, zuhören und sich mit einem Bilderbuch beschäftigen und klarer artikulieren. Es wirkte auf einmal um Jahre gereift und der nächtliche Harndrang war auch abgeklungen.

Später erhielt ich ein ähnliches Fallbeispiel geschildert: Der indische homöopathische Arzt Prafull Vijayakar hatte ein weit stärker bewegungseingeschränktes Kind erfolgreich mit Medorrhinum behandelt, sodass dieses ebenfalls anfing, sich aufrecht und altersentsprechend zu bewegen.

Fallbeispiel 2:  Ein sich selbst entfremdeter Mann mit nächtlichem Harndrang

Ein fahriger, unruhiger, nervöser und ungeduldiger Mann, Mitte 50, schien -ähnlich wie das oben erwähnte Kind- wie von einer fremden Kraft getrieben und wenig er selbst und geistig präsent zu sein. Beim Erzählen sprang er witzig, aber zusammenhanglos von einem Thema zum anderen, sodass das Zusammensein mit ihm seine Mitmenschen strapazierte.

Außerdem trank er gerne überreichlich Alkohol -Suchtverhalten weist, wenn es ins Gesamtbild passt, auf Medorrhium hin. Über Letzteres sprach er zwar nicht, hatte ich aber von einer seiner Bekannten erfahren, und konnte ich ihm auch deutlich anmerken.

Der Anlass, sich an mich zu wenden, war sein nächtlicher Harndrang, der ihn 5-6 mal pro Nacht aus dem Bett trieb. Nachdem er Medorrhinum – wie oben beschrieben –  eingenommen hatte,  wirkte er wie umgewandelt, geistig präsent und selbstbestimmt, obwohl nüchtern, sowie ruhig und entspannt, sodass er eher durch seinen Witz und als guter Unterhalter auffiel als wie zuvor durch seine Zerstreutheit. Außerdem konnte er nachts durchschlafen, ohne von Harndrang aufzuwachen.

4. Medorrhinum in Kombination mit Luesinum bei Lern- und psychischen Störungen

Im Laufe der Zeit fand ich heraus, dass die Kombination beider Arzneien zusammen mit 1-2 Darmnosoden, z. B. zu Luesinum/Medorrhinum/Morgan und/oder Sycotic, eine intensivere Wirkung auf Psyche und Geist erzielte als Medorrhinum oder Luesinum allein. Dass diese beiden Nosoden häufig kombiniert, d. h. zusammen eingenommen werden sollten, scheint Folgendes zu bestätigen:

Mittlerweile gibt es eine neue Medorrhinum-(Erb)Nosode, namens Medorrhinum Americana, gewonnen aus dem Gonorrhoe-Eitersekret eines Erkrankten (ein amerikanischer Mann) mit ausgeprägten syphilitischen Zügen. Dieses neue Medorrhinum, das sowohl medorrhine als auch luetische Anteile enthält, soll weit stärker wirken als das alte³, was meiner oben beschriebenen Erfahrung mit Luesinum/Medorrhinum entspricht. (Medorrhinum Americana ist bei Helios erhältlich.)

Fallbeispiel: Frau mit Suizidneigung, nächtlichem Harndrang und gespaltenen Fingernägeln

Körperliche Symptome: Eine Frau mittleren Alters kam zu mir mit dem Anliegen, ihr gestörtes, körperliches Befinden zu kurieren. Fast jedes Organsystem bereitete ihr Beschwerden: Schilddrüse, Atemtrakt, Herz, Leber, Galle, Verdauungstrakt, Nieren, Harnblase, Bewegungsapparat, Lymphsystem und Haut. Am meisten störte sie aber und beschäftigte sie sich damit, dass sich ihre Nägel spalteten (Hinweis auf Medorrhinum).

Psychische Symptome: Bei allen möglichen Anlässen sprach sie sogleich davon, dass sich unter den gegebenen Bedingungen das Leben nicht mehr lohne (Hinweis auf Luesinum) oder sie geriet in Existenzangst oder Panik (Hinweis auf die Darmnosode Morgan -ein Hauptangstmittel).

Beiläufig erfuhr ich davon, dass sie zuvor versucht hatte, sich mit Tabletten das Leben zu nehmen. Sie neigte dazu, viele schulmedizinischen und alternativen Substanzen einzunehmen, war häufig mit ihrem Mann, ohne den sie zwar nicht leben wollte, dessen Gegenwart sie aber nur dann ertragen und genießen konnte, wenn sie unterwegs waren, auf Einkaufs- oder Restauranttour oder auf der vergeblichen Suche nach dem idealen Auto zum Schnäppchenpreis (Hinweise auf Medorrhinum: Substanzmissbrauch, emotionale Unbeständigkeit und mangelndes Befriedigtwerden, Abneigung gegenüber Alltäglichem, triebhafte Suche nach Außergewöhnlichem).

Selbst- und Fremdeinschätzung

Sie selbst beschrieb sich als einen Menschen, der sich gegenüber anderen großzügig, umgänglich und nachgiebig verhalte, anstatt sich wie andere rücksichtslos und aggressiv durchzusetzen und für sich Überlegenheit zu beanspruchen.

Bekannte behaupteten aber das Gegenteil: Sie würde auf alles Mögliche gereizt reagieren oder sogar außer sich geraten (Reizbarkeit: Hinweis auf die Darmnosode Sycotic), nur ihre Interessen und Probleme sehen, man müsse ständig auf sie Rücksicht nehmen (Selbsttäuschung und Wunschdenken: Hinweis auf Medorrhinum) und könne es ihr nie recht machen.

Therapieverlauf

Organbezogene Nosoden halfen ihr, ihren Stoffwechsel in den Griff zu bekommen, aber erst mit Luesinum/Medorrhinum/Morgan und Sycotic verschwand ihre Verdauungsstörung, ihr nächtlicher Harndrang, ihre innere Unrast und ihre Fingernägel hörten auf, sich zu spalten. Zudem konnte sie sich klar gegen den Kauf eines neuen Autos entscheiden und sich mehr mit dem zufrieden geben, was sie besaß. Sie bekannte, dass die Panikattacken abgeklungen seien, und es ihr – zum ersten Mal seit langer Zeit – gut ginge.

Quellen:

¹ Sat Purkh Kaur van Gestel: Homöopathisches Linksystem Sat
² www.homoeowiki.org/index.php/MEDORRHINUM
³ Frans Vermeulen: Monera – Kingdom of Bacteria & Viruses

Weitere Informationen zu Nosoden und Nosodentherapie finden Sie hier: