Lohnt es sich in einen Börsengang zu investieren?

Dieses Jahr drängen wieder viele Unternehmen an die Börse, vor allem aus dem Internet- und IT-Bereich. Die Unternehmen wollen sich mit dem Börsengang Kapital beschaffen, um weiter wachsen zu können. Aktionäre hoffen, durch den Kauf neuer Aktien viel Geld verdienen zu können.

Für Firmen scheint es eine gute Zeit zu sein, einen Börsengang
zu wagen. Das Umfeld in diesem Jahr ist zumindest bisher günstig. Davon zeugen die trotz einiger Rückgänge insgesamt gestiegenen Kurse der meisten etablierten Unternehmen und wichtiger Börsenindizes. Prominente Beispiele, die in diesen Wochen den Gang auf das Parkett gewagt haben, sind u. a. Alibaba aus China und Zalando.

Weitere Firmen planen den Börsengang noch in 2014, etwa Rokett Internet, Scout24-Group oder Hella.

Die Frage, die sich potenzielle Aktionäre stellen sollten, lautet: Soll ich versuchen, beim Börsengang mitzumachen und zumindest ein paar Aktien zu erhalten? Eine pauschale oder eindeutige Antwort kann nicht gegeben werden. Es kommt auf den Einzelfall, die Qualität des Unternehmens, die Risikobereitschaft des Anlegers und auch auf seine private Situation an.

Börsengänge bieten für Anleger einige Probleme

Das Problem, was sich für Anleger stellt, ist, dass es zu den Börsenneulingen oft keine, nur lückenhafte oder nur Daten aus der jüngeren Vergangenheit gibt. Und gerade bei Alibaba und Zalando haben Anleger kaum Möglichkeiten, an belastbare Informationen zu gelangen.

Alibaba ist ein Firmenzusammenschluss, der für Dritte kaum zu durchschauen ist. Informationen, z.B. Bilanzen oder Kennzahlen, sind kaum zu erhalten. Hinzu kommen politische Risiken in China. Von Zalando ist bekannt, dass das Unternehmen bisher kaum in der Lage ist, einen Gewinn zu erwirtschaften. Das Geschäftsmodell von Zalando ist hohen Risiken ausgesetzt, weil die Firma mit hohen (Branchen üblichen) Rücksendungen zu kämpfen hat. Insider sprechen davon, dass zwischen 50 und 80 % der Waren zurückgeschickt werden.

Damit lässt sich auf Dauer wahrscheinlich kaum Geld verdienen. Bei Rocket Internet gehen Branchenkenner davon aus, dass hier das Risiko besteht, dass die Firma erst in vielen Jahren Geld verdienen wird. Ebenso sieht es bei vielen Unternehmen aus, die aus der Internet- oder High-Tech-Branche kommen.

Sicher, kurzfristig sind bei allen Börsengängen Kurssteigerungen – und somit auch hohe Gewinne – möglich. Allerdings sind die Risiken, dass es nach einer ersten Phase der Euphorie wieder deutlich bergab geht, bei vielen Unternehmen groß bis sehr groß. Häufig verharren die Kurse dann Monate oder gar Jahre unter dem Ausgabekurs. Und ob die Firmen jemals so viel Geld verdienen, dass sie z.B. langfristig wachsen und auch Dividende bezahlen, muss bezweifelt werden.

Wenn Sie beim Börsengang investieren wollen

Wer dennoch bei Börsengängen "mitmischen" will, sollte versuchen, so viel wie möglich über das Unternehmen in Erfahrung zu bringen: Ist das Geschäftsmodell verständlich? Gibt es Risiken? Welche sind das und wie können sie sich im schlimmsten Fall auswirken? Hat das Unternehmen bisher Gewinne erwirtschaftet? Und das mindestens über einen Zeitraum von 5 und mehr Jahren? Wie fallen wichtige Kennzahlen aus, z.B. Kurs-Gewinn-Verhältnis, Umsatzrendite, Eigenkapitalquote?

Wer die Risiken nicht eingehen und dennoch in Aktien investieren möchte, sollte auf Bewährtes setzen. Also Unternehmen, die schon lange an der Börse sind und die bewiesen haben, dass sie Gewinne erwirtschaften, Dividenden zahlen und auch für kontinuierliche Kurssteigerungen gut sind.

Auch viele Unternehmen aus der IT- und Hightech-Branche erfüllen diese Kriterien. Allerdings muss man hier, auf Grund der kurzen Innovationszyklen, des starken Wettbewerbs und geringen Lebensdauer von Produkten immer mit Rückschlägen und größeren Schwankungen rechnen, als Unternehmen, die ihr Geld in relativ sicheren Feldern verdienen, z. B. in der Lebensmittel- oder Konsumbranche.