Lebendige Charaktere erfinden statt schablonenhafte Figuren

Sie haben beschlossen, Ihre Leser gut zu unterhalten und wollen deshalb Figuren erfinden, die man Ihnen abnimmt? Prima. Die große Frage: Wie gehen Sie vor?

Welche Figuren brauchen Sie unbedingt, um Ihre Geschichte voran zu treiben?

Überlegen Sie zunächst, welche Figuren Sie unbedingt brauchen, um Ihre Geschichte zu erzählen. Bei jeder Neben- oder Randfigur, die Sie zusätzlich einbringen wollen, halten Sie kurz ein. Bringen diese Figur und die Handlungen, die ihr zugewiesen werden sollen, die Geschichte weiter? Wenn nicht, streichen Sie diesen Charakter. So wird die Figuren-Liste schon in der Planungsphase überschaubar.

Geben Sie den Helden Ihres Romans, dem Protagonisten, dem Antagonisten Namen

Wenden Sie sich nun den Hauptfiguren zu, den Helden Ihrer Story. Geben Sie Ihnen zunächst jeweils einen Namen. Die Namen können Sie später immer noch ändern, wenn sie plötzlich nicht mehr passend erscheinen. Sie können im Telefonbuch danach suchen, in der Tageszeitung, selbst bei den Todesanzeigen.

Schon der Name sollte besonders sein, klangvoll. Jens Meier klingt anders als Adele Morgenroth oder Ernst-Siegfried Graf von Rundstedt. Lassen Sie einmal diese Namen auf sich wirken. Wie alt sind die Menschen, die Sie sich darunter vorstellen? Welchen Beruf könnten sie haben? Welche Merkmale fallen Ihnen spontan ein?

Raucht der Graf vielleicht Pfeife? Ist Jens Reporter? Trägt Adele Tag für Tag einen verwaschenen, mit schwarzer Spitze besetzten Morgenmantel, in dem sie nach dem Frühstück stets eine einzige filterlose Zigarette aus einer Zigarettenspitze aus Elfenbein raucht?

Interessante Figuren mit großen Talenten, Schwächen und einem Plan

Geben Sie Ihren Figuren Stärken und Schwächen, um sie interessant für den Leser zu machen. Beginnen Sie mit den jeweils größten Talenten, den größten Fehlern. Geben Sie ihnen jeweils eigene Ziele.

Wer etwas unbedingt will und bereit ist, alles dafür zu tun, hat Charakter. Vielleicht läuft der alternde Leopold neuerdings schon um fünf Uhr früh im Stadtpark um den Ententeich, um wieder in Form zu kommen.

Der Grund: Er will die Bankfiliale überfallen, in der er früher selbst gearbeitet hat. Mit dem Geld will er für seine große Liebe eine lebenswichtige Operation bezahlen. Auf dem Weg zum Tresor muss er, jedoch eigentlich selbst zu schwach und krank, durch einen engen Schacht klettern können.

Anrührende Geschichten brauchen Charaktere, die ihre eigene Geschichte haben

Sie fühlen sich berührt, haben Mitleid mit dem armen Mann? – Schon beginnt er, in Ihrer Fantasie lebendig zu werden. Geben Sie ihm ein paar äußere Merkmale, vielleicht eine Halbglatze, die er seit Jahren mit Haarwuchsmittel behandelt.

Dazu eine Narbe von einem schweren Unfall in seiner Jugend oder einem Überfall, der ihn bis heute ängstigt. Aha. Der Typ hatte also eine Kindheit, eine Jugend, die ihn prägte. Gut! Hat er häufig Magenschmerzen, weil er mit seinen Problemen nicht klar kommt? Dann geht er vielleicht morgens oft ohne Frühstück aus dem Haus, trinkt nur eine Tasse Kamillentee.

Figuren, die so ihr Leben in Ihrer eigenen und der Vorstellungskraft Ihrer Leser entwickeln, sind alles andere als klischeehafte Pappfiguren. Sie sind Abbilder echter Menschen, die es genau so zwar – wahrscheinlich – nicht gibt, die es aber genau so geben könnte.