Weg mit dem Deus ex machina beim kreativen Schreiben! – Was bedeutet Planten?
Zugegeben, Planten, das ist schlimmstes Denglisch. To plant bedeutet eigentlich pflanzen. Und das ist gar nicht so verkehrt. Man pflanzt Gedanken und Bilder in die Köpfe der Leserinnen und Leser, an die sie sich später erinnern sollen. Tun sie das, ist klar, dass kein Deus ex machina aktiv wurde – ein Qualitätsmerkmal.
Alles ist gut vorbereitet. Leser fühlen sich ernst genommen. Jeder Autor sollte seine Geschichte so gründlich durchdenken, dass alle wichtigen Wendungen eingeführt werden können und glaubwürdig wirken. Alles andere verärgert den Leser.
Planten und kreatives Schreiben – vorgestellt am Beispiel von "Die Schöne und das Biest"
Betrachten wir eine aktuelle Fassung von "Die Schöne und das Biest".
Im Fernsehen konnte man den schön gemachten Märchenfilm kürzlich in der
Vorweihnachtszeit genießen. Hier ein Beispiel für erfolgreiches Planten:
Der Vater der Schönen trifft das Biest und zieht sich dessen Zorn zu,
als er im Burghof eine Rose bricht. Das Biest, in Wirklichkeit ein
unter einem bösen Fluch stehender Prinz, reagiert brutal, erwürgt den
armen Mann beinahe. Und das wegen einer einzigen Rose?
Erst später
wird klar, dass der Prinz mit jeder verblühenden Rose seinem Tod näher
kommt. Mehrfach werden fallende Rosenblätter gezeigt. Als das Biest sich
mit seinen beiden Bediensteten unterhält, kommt das Thema wieder
hervor: "Ihr wisst, was mit mir passiert, wenn sie (die Schöne) wieder
geht. – Und ihr wisst, was mit euch passiert?" Das wissen die beiden.
Der Zuschauer (oder Leser) weiß es noch nicht, es sei denn, er kennt die
Geschichte bereits.
Beispiel für den Deus ex machina – Fluch und Rosenblätter
Planten erzeugt eine subtile oder deutliche Spannung. Würde die Erklärung am Ende nachgeliefert, indem das Hausmädchen beim Fallen der letzten Rosenblätter theatralisch sagte: "Jetzt müssen wir alle sterben, denn wenn die letzte Rose verblüht ist, dann ist das leider so. Das sagt der Fluch.", dann wäre das in höchstem Grade hölzern und unbefriedigend.
Ein weiteres Beispiel: Das Bildnis des Prinzen und der rettende Kuss der Schönen
Die Schöne findet ziemlich zu Beginn der Handlung eingestaubte Bilder von König, Königin und Prinzen im Keller. Der schöne Prinz auf dem Bildnis gefällt ihr. Aber wo sind die drei? Sie befürchtet, das Biest könnte alle ermordet haben. Später, als der Prinz die Schöne beeindrucken und für sich gewinnen will, lässt er den Speisesaal herrichten. Irgendwann hängen die Bilder wieder dort.
Noch später erklärt das Biest der Angebeteten, warum der Prinz nach dem Tod von König und Königin Schuld auf sich geladen hatte und verflucht wurde. Zum Schluss sehen wir den Prinzen als echten Menschen, nicht mehr als Gemälde. Der Kuss, den die Schöne ihm aus Liebe gibt, verwandelt ihn zurück.
Gut vorbereitete Geschichten lassen Leser durch Planten fast alles glauben
Merke: Gut vorbereitet, schluckt der Leser fast alles, was einigermaßen logisch erscheint. Als Autor können Sie eine eigene Welt mit eigenen Gesetzen erschaffen, die in unserer Welt undenkbar wären. Pflanzen Sie alle notwendigen Informationen in die Köpfe und Herzen Ihrer Leser und verwenden Sie sie in der späteren Handlung konsequent weiter, so wird man Ihnen dennoch glauben und folgen können. So machen kreatives Schreiben und Lesen gleichermaßen Spaß.