Kosmetik mit tierischen Inhaltsstoffen: Nerzöl im Shampoo

Während es reichlich Protestkampagnen gegen Pelz gab, wird einem Nebenprodukt der Pelzerstellung wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Nerzöl ist Inhaltsstoff in einigen Haarpflegemitteln wie Shampoos und Haarkuren, aber auch in Pflegesprays für Haustiere. Lesen Sie hier, wie Sie Nerzöl in Kosmetika erkennen, was es bewirken soll und welche Alternativen es gibt.

Tierische Inhaltsstoffe in Kosmetik

Während viele Menschen aus ethischen Gründen zum Beispiel keinen Pelz tragen, wissen viele nicht, dass auch Kosmetik in einigen Fällen tierische Inhaltsstoffe enthalten kann. Wer als Veganer prinzipiell auf alle Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs verzichtet, für den lohnt sich eine nähere Unterscheidung nicht.

Für viele andere hingegen lohnt sich die Unterscheidung, ob Produkte Inhaltsstoffe wie Honig oder Lanolin (Wollwachs aus Schafwolle) enthalten, die zwar tierischen Ursprungs sind, für die Tiere jedoch nicht sterben müssen, oder ob Inhaltstoffe wie Nerzöl enthalten sind, die den Tod der Tiere nicht notwendig machen.

So kommt der Nerz in das Öl

Nerzöl ist ein Nebenprodukt der Pelzherstellung. Nerze besitzen eine dicke Fettschicht unter der obersten Hautschicht, aus welcher das Nerzöl gewonnen wird. Nachdem das Tier für die Pelzherstellung gehäutet wurde, wird das Unterhaut-Fettgewebe abgetragen und mehrfach gereinigt. Dem so entstandenen Öl werden häufig noch weitere Zusatzstoffe wie Alkohol, Paraffine, Parfüm oder Glycol hinzugefügt.

Problematisch ist hierbei nicht nur, dass die Nerze sterben müssen, sondern vor allem die Haltungsbedingungen rufen regelmäßig Tierschützer auf den Plan. Es gibt in Deutschland noch zwölf Nerzfarmen, von denen regelmäßig verstörende Bilder an die Öffentlichkeit gelangen. Obwohl die gesetzlichen Vorgaben ohnehin dürftig sind, werden diese teilweise sogar noch missachtet.

Jedem Tier steht nach einer Aufbesserung des Gesetzes ein Quadratmeter Fläche zu. Dieser Quadratmeter besteht jedoch fast ausnahmslos aus einem Drahtkäfig ohne jegliche Beschäftigungsmöglichkeiten. Die nachtaktiven Allesfresser, die sich in freier Wildbahn an Flüssen oder Seen finden lassen, haben so viel zu wenig Platz und keinerlei Gelegenheit, ihr natürliches Verhalten auszuleben.

Einige Leute argumentieren, dass die Nerze ja ohnehin für ihre Pelze sterben müssten, das Nebenprodukt Nerzöl spiele dabei keine Rolle. In der Praxis bedeutet der Vertrieb von Nerzöl für Pelztierfarmen jedoch einen zusätzlichen Gewinn, der das Geschäft noch rentabler macht und damit einer noch größeren Zahl von Nerzen ein qualvolles Leben aufbürdet. Während zudem viele Leute Pelz ablehnen, achten nur wenige Verbraucher auf mögliches Nerzöl in Kosmetik.

Nerzöl als Haarpflegemittel für Hund und Herrchen

Nerzöl ist kein extrem häufig verwendeter Stoff in Haarpflegemitteln für Menschen, wird jedoch oftmals in Pflegesprays für Hunde verwendet. Das Nerzöl legt eine dünne Schicht um das Haar, gleicht so Beschädigungen aus und macht das Haar leichter kämmbar.

Im Gegensatz zu vielen anderen kritisierten Stoffen, die gerne in der Inhaltsangabe versteckt werden, wird mit Nerzöl häufig offen geworben. Es wird als natürlich, umweltfreundlich und mit guter Pflegewirkung angepriesen, während das Wundertierchen Nerz gelobt wird. Dass das Wundertierchen erst sterben muss, um sein pflegendes Nerzöl verkaufen zu können und dass es zuvor unter bedenklichen bis skandalösen Bedingungen gehalten wurde, wird konsequent verschwiegen.

So erkennen Sie Nerzöl

Nerzöl lässt sich unter verschiedenen Bezeichnungen erkennen, falls nicht bereits offen damit geworben wird: Mustela Oil, Mink Oil, Mink Wax oder einfach Nerzöl. Sie können ebenfalls sicher sein, dass kein Nerzöl enthalten ist, wenn es sich um Kosmetik handelt, die nach einem der folgenden Standards zertifiziert ist: BDIH, Vegan Trademark („Veganblume“) oder IHTK-Siegel („Hase mit schützender Hand“).

Alternativen zu Nerzöl

Wer auf Nerzöl verzichten möchte, ist oftmals mit anderen Ölen gut bedient. Avocado-, Kokosnuss-, Haselnuss- oder Mandelöl eignen sich sowohl für die Haar- als auch für die Hautpflege sehr gut und sind ebenfalls gut verträglich. Ebenso wie Nerzöl helfen auch pflanzliche Öle, das Haar leichter zu entwirren, was vor allem bei der Pflege von Hunden wichtig ist. Zwar gibt es einige Leute, die auf Nerzöl schwören, jedoch lohnt es sich in jedem Fall, Alternativen zu testen.

Gerade Tierfreunde, die selbst Haustiere besitzen, sollten sich fragen, ob es nicht zugunsten der Nerze lohnenswert ist, Pflegesprays ohne Nerzöl zu nutzen. Sehr beliebt ist zum Beispiel das eigentlich für Pferde gedachte Fox Fire-Spray, das das Fell entwirrt und pflegt.

Wie bei vielen problematischen Inhaltsstoffen gilt auch hier, dass der Verbraucher letztendlich die Macht hat, Änderungen herbeizuführen. Je mehr Nerzöl in den Fokus der Aufmerksamkeit gerät, je bekannter die Hintergründe der Herstellung werden und je mehr Leute die hübschen Werbeslogans über das Wundertier Nerz durchschauen, desto eher werden Firmen gezwungen, ihre Konzepte zu überdenken.

Weitere Informationen für umweltbewusste Verbraucher:

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