Konflikt und Konfliktmanagement

Wir werfen einen Blick auf das Konfliktmanagement bei Alltagsproblemen, wie Partner einen Konflikt gestalten, und wir betrachten fehlerhafte und oft unreflektierte Konflikterledigung in einer Partnerschaftsbeziehung unter Berücksichtigung der Entwicklungspsychologie.

Konflikt und Konfliktmanagement: Besonderheiten der Veränderung in verschiedenen Entwicklungsphasen
Wenden wir uns nun dem Thema der kontinuierlichen Veränderung mit ihren Besonderheiten der Entwicklung im Leben zu.

Schwangerschaft: Entwicklung, Kommunikation – vielleicht auch schon Konfliktmanagement – und ständige Veränderung
Mit ihr beginnt ja alles. Aber was ist das, was da beginnt? Das ist ein spannendes Thema, das schon zu vielen Phantasien, aber auch schon zu einigen Erkenntnissen geführt hat. Da gibt es Vorstellungen über die schon bestehenden Fähigkeiten als auch rudimentärer Formen der Kommunikation und dem Umgang mit Konflikt und Konfliktmanagement. Bekannt sind Einflussgrößen, die Veränderung bewirken

  • Genetisches Besteck (Vererbung)
  • Körperliche Einflüsse
  • Psychische Befindlichkeit der Mutter
  • Krankheiten der Mutter
  • Elterliche Einflüsse
  • Gesellschaftliche Einflüsse
  • Körperliche Beeinflussungen

Mögliche Einflüsse während der Schwangerschaft, ihre möglichen Folgen für das weitere Leben auf Konflikt und Konfliktmanagement
Was wird uns in die Wiege gelegt? Da gibt es bestimmt eine Menge von "Programmen", die automatisch ablaufen, um zu gewährleisten, dass die Entwicklung nach einem bestimmten Schema abläuft. Man kann sich vorstellen, dass schon in diesem Bereich Unterschiede bestehen, die gegebenenfalls erheblichen Einfluss nehmen auf die Entwicklung und damit auf den Umgang mit Konflikt und Konfliktmanagement.

Weiterhin sind körperliche Einflüsse mit Sicherheit vorn Bedeutung. Man denke nur   an die Möglichkeit einer Erkrankung der Mutter, die auf das Kind übergreift. Auch durch eine Erkrankung der Mutter kann die Ernährung des werdenden Kindes gestört werden.

Durch psychische Probleme der Mutter während der Schwangerschaft kann die Entwicklung des Kindes beachtlich gestört werden. Chronischer Streit in der Partnerschaft verändert nicht nur die körperlichen und psychischen Verhältnisse bei der Mutter, sondern auch beim Kind und das bedeutet einen massiven Einfluss auf die normale Entwicklung und führt möglicherweise zu einem Fehlen von innerer Freiheit im Umgang mit Konflikt und Konfliktmanagement.

Natürlich sind auch gesellschaftliche Besonderheiten nicht ohne Einfluss auf die Entwicklung des werdenden Lebens, man denke nicht nur an politische Krisen, sondern auch an solche Dinge wie Einstellung der Gesellschaft zu Rauchen und Alkohol. Letztere beide Faktoren sind nachweislich massiv schädlich für den sich entwickelnden Menschen. Das gleiche gilt natürlich für alle Drogen.

Aber wer denkt schon daran, dass die Essgewohnheiten (zu viel oder zu wenig oder falsch) einen beachtlichen Einfluss haben, ja auch auf den Umgang mit Konflikt und Konfliktmanagement. Eigentlich doch leicht einsehbar; es wird nur leider oft nicht berücksichtigt.

Nun möchte ich auf etwas hinweisen, dass seinerzeit, als S. Ferenczi dies schrieb, für erhebliches Aufsehen gesorgt hat. Ich will, um diese Zeit etwas zu beleuchten, Ferenczis Phantasien mit eigenen Worten und gekürzt wiedergeben:

Als werdendes kleines Wesen lebt man im Bauch der Mutter, es ist dunkel und warm. Die Welt scheint unkompliziert, sofern keine Krankheiten oder andere Irritationen von der Mutter ausgehen. Man lebt ohne Konflikt, muss noch über keine Fähigkeiten zum Konfliktmanagement verfügen. Man wird durch eine Pipeline kontinuierlich ernährt, muss sich um nichts kümmern, man lebt geschützt und schwimmend gelagert. Nahrung und Sauerstoff sind immer vorhanden, Sorgen um beides fehlen. Ich fühle mich als Zentrum der Welt, ich beherrsche alles, alles ist zu meiner Zufriedenheit.

Mögliche Einflüsse während der Geburt und danach – ihre möglichen Folgen für das weitere Leben und Konflikt und Konfliktmanagement
Tja, und dann plötzlich wird das Ganze echt unbequem, da wird es plötzlich eng, ich werde zusammengedrückt. Das ist überhaupt nicht lustig. Ich bekomme bisher unbekannte Gefühle, ängstigende, durch Luftnot hervorgerufen. Es wird plötzlich hell, kalt, ich schreie, warum weiß ich nicht, es passiert einfach. Daraufhin wird alles wieder leichter, die Luftnot ist weg, ich werde gewärmt. Der Konflikt ist weg, mein Konfliktmanagement har funktioniert.

Na also, denke ich. Wieder was gelernt. Es gibt Situationen, da muss man schreien, dann wird es wieder gut. Ich habe so alles im Griff. Nach einiger Zeit bekomme ich grimmige Schmerzen im Bauch. Ich weine, der Schmerz hört auf. Mein Schreien hat zur Nahrungszufuhr geführt. Das weiß ich zwar noch nicht, aber dennoch die Erkenntnis, ich habe es im Griff. Wieder ein gelungener Umgang mit einem Konflikt, wieder hat das Konfliktmanagement geklappt.

So geht das eine ganze Weile weiter, bis ich die Erfahrung machen muss, dass mein Schreien nicht immer das erwünschte Ergebnis bringt. Nicht jeder Konflikt lässt sich einfach klären, das Konfliktmanagement ist verbesserungsfähig. Schließlich dämmert die Erkenntnis, außer mir gibt es noch "etwas", aber ich kann das beeinflussen. Irgendwann wird uns klar, das "etwas" ist so wie ich: ein Mensch.

Und im weiteren Verlauf lerne ich, dass es viele Menschen gibt, die ich zu unterscheiden lerne, mit denen es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, in einen Konflikt zu geraten und mein Konfliktmanagement wird sich verbessern müssen.

An dieser Stelle will ich die Phantasien beenden. Jeder kann, wenn er mag, sich in diese Welt hineinversetzen und sich klar machen, wie viele Möglichkeiten es gibt, störend in dieser Zeit zu wirken, so dass möglicherweise die Welt als fremd, zumindest feinsselig erlebt werden muss.

Diese beeinflussen natürlich die Art und Qualität der Kommunikation. Ich will nur einige typische Schwierigkeiten und Probleme ansprechen, die in den ersten Lebensjahren bis zur Schulzeit auftreten können. Es ist naturgemäß nur eine kleine Auswahl. Genaueres findet man in meinem Buch: "Das Ego Projekt-Baustelle Charakter", aber auch in: "Leben ohne Angst".

Veränderung im ersten Lebensjahr – Störungen von Wahrnehmung von einem Konflikt und Konfliktmanagement
Diese Aufzählung beschreibt Ängste, die während des ersten Lebensjahres auftreten können und das ganze Leben erhalten bleiben, wenn äußere Einflüsse, in der Regel durch die Eltern störend wirken.

  • Angst vor der Nähe, ein Problem der Kommunikation
  • Angst vor Distanz, ebenfalls störend bei der Kommunikation
  • Angst vor Objektverlust, bremst die Möglichkeiten der Kommunikation aus
  • Trennungsangst, hemmt ungestörte selbstbestimmte Kommunikation
  • Angst vor Verlust der Liebe des Objekts, macht Kommunikation extrem schwierig

Wir dürfen nicht vergessen, die Welt in die wir hineingeboren werden prägt uns massiv. Ist die Umgebung liebevoll, einfühlsam, bin ich erwünscht, oder nur erwünscht, weil ein Kind als Statussymbol benötigt wird. Vielleicht bin ich auch das Ergebnis einer Vergewaltigung, und die Mutter sieht im mir, ohne dass ihr das selbst bewusst sein muss, immer wieder den Vergewaltiger.

Mussten wir andauernde Spannungen zwischen den Eltern spüren – und Kinder spüren so etwas ganz stark – wird das unsere Einstellung zur Welt, zu den Eltern, aber auch zu mir selbst massiv prägen. Es ist leicht einzusehen, dass der Umgang mit einem Konflikt einerseits von meiner Stimmungslage abhängt, andererseits auch davon, wie meine Umwelt darauf reagiert. Entsprechend muss sich mein Konfliktmanagement entwickeln mit allen möglichen Problemen.

Wir werden das später verstehen lernen. Ich kann an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen. Näheres finden Sie in den von mir oben angeführten Büchern. Diese Erlebnisse prägen – und das ist für unser Thema sehr wichtig – auch unsere späteren Sozialbeziehungen, sei es am Arbeitsplatz, im Freundeskreis oder auch in der Partnerschaft.

Diese in der Aufzählung erwähnten Ängste und Irritationen machen einen normalen Umgang mit Konflikt und Konfliktmanagement sehr schwer. Sie prägen das Denken und Handeln in spezifischer Weise und verhindern neue gesunde Erfahrungen. Sie führen stattdessen zu verfälschter Wahrnehmung und Interpretation des Wahrgenommenen mit beachtlichen Fehlentwicklungen in der eigenen Kommunikation mit allen möglichen Konsequenzen.