Kneippsche Hydro-Therapie: Güsse & Co.

Erfolgreich wurde der "Wasserdoktor" Kneipp mit seiner Kneippschen Hydrotherapie. Eine der bekanntesten Anwendungsformen sind die Kneippschen Güsse. Sie sind einfach in der Anwendung und haben große Wirkung. Sie erfolgen nach dem Prinzip Warm-Kalt-Warm. Wie sie auf den Organismus wirken, welche Guss-Arten und Regeln es gibt sowie weitere Aspekte zu Güssen und Waschungen werden hier betrachtet.

Was sind Kneippsche Güsse?
Güsse sind einfach in der Anwendung, haben aber dennoch eine nachhaltige Wirkung auf den Körper. Die Kneippschen Güsse erfolgen mit einem Schlauch und fast drucklosem Wasserstrahl nach dem Kalt-Warm-Prinzip: anfangs warm, danach kalt die Arme und Beine von unten nach oben, schließlich den Rumpf von außen in Richtung Herz mit kaltem Wasser begießen. Anschließend erfolgt das Gleiche mit warmem Wasser. Der Wechsel wird mehrfach hintereinander wiederholt, bis ein kalter Guss den Abschluss bildet. Um den Verdunstungs- und Kühlungseffekt auszunutzen, sollte das Wasser danach nur mit den Händen abgestreift werden.

Wer Güsse zu Hause anwenden möchte, kann sich ein Gießhandstück im Spezialgeschäft kaufen. Die Wirkung der Güsse auf den Körper sind umfassend und betreffen nicht nur ein Stück Haut, sondern mobilisieren den gesamten Organismus: das Gehirn, das Lymphsystem, die Blutgefäße, die Muskeln, die Nase, die Lunge, das Herz und die Nebenniere. Mit Güssen kann Wasseranwendung sehr differenziert und die Reizstärke von mild bis relativ stark gesteigert werden. Güsse können von einem milden Knieguss bis zu einem reizstarken Vollguss ausgedehnt werden. Regelmäßige Wiederholung der wechselwarmen Güsse erzielen einen Trainingseffekt, der das Immunsystem kräftigt und zur Abhärtung führt.

Wie wirken Kneippsche Güsse auf den Organismus?
Wie diese Wasseranwendungen im Körper im Detail wirken, hat man heute sehr genau erforscht:

  • Gehirn: Zuerst registriert dieses die wechselwarmen Güsse. Die Kälte-Wärme-Reize werden über Nervenbahnen und Rückenmark ins Gehirn geleitet. Der Organismus antwortet je nach Kälte- oder Wärmereiz entsprechend. So wirkt beispielsweise kühles Wasser unterhalb der Gürtellinie beruhigend. Wer also an Schlafstörungen oder Migräne leidet, sollte deshalb diese Art von Güssen anwenden.
  • Nebenniere: Auch dort wurden Auswirkungen nachgewiesen, beispielsweise nach einer dreiwöchigen Kneipp-Kur mit Hydro-Therapie. Danach hat sich die Reaktion auf Kältereize verändert. Was war passiert? Ein unangenehmer Kältereiz setzt zunächst einmal nach einem Signal des Gehirns in der Hirnanhangdrüse das Hormon ACTH frei. Das wiederum wirkt auf die Nebenniere und führt dort zur Abgabe des Stresshormons Cortison ins Blut. Diese Signalkette, die wie ein Regelkreis wirkt, verändert sich während einer Kneipp-Kur, die auf Abhärtung zielt. Die Nebenniere gibt dann kein Cortison mehr ab, der Stressfaktor bleibt aus, die Abhärtung ist eingetreten.
  • Herz: Auch für das Herz sind Kältereize günstig. Wechselnde Arm- und Kniegüsse (kalt, warm) senken, regelmäßig angewendet, den Blutdruck und vermindern das Risiko einer Herzinsuffiziens.