Kleine Fotoschule: Mit der Schlierenfotografie Unsichtbares sichtbar machen

Auch wenn der Name dies vermuten ließe - die Schlierenfotografie hat nichts damit zu tun, dass das unsachgemäße Anfassen von Objektiven zu unschönen "Schlieren" auf den Fotos führen kann. Lesen Sie, was sich hinter dem Begriff verbirgt:

Schlierenfotografie ist eine Sparte der Fotografie, mit der Unsichtbares sichtbar gemacht werden kann. Entwickelt wurde diese Fototechnik bereits 1864 vom deutschen Chemiker und Physiker August Toepler.

Möglichkeiten der Schlierenfotografie
Als Schlieren werden im Zusammenhang mit der Schlierenfotografie Bereiche mit geändertem Brechungsindex bezeichnet. Oder anders formuliert: örtliche begrenzte Inhomogenitäten, die durch Änderungen im Brechungsindex unregelmäßige Ablenkungen des Lichts zur Folge haben.

Beispiele hierfür sind: der Dampf einer brennenden Kerze oder eines Streichholzes, der Dampf eines Wasserkessels, die ausgestoßene Luft beim Husten oder Nießen.

Funktionsprinzip der Schlierenfotografie
Jeder hat schon einmal an einem heißen Sommertag erlebt, dass aufsteigende Luftströme über sonnenbeschienenem Grund ihre Form und Lage unregelmäßig verändern und durch diesen Luftstrom betrachtete Gegenstände verzerrt und flimmernd scheinen.

Dies führt zu dem Effekt, dass heiße Straßen im Sommer nass erscheinen, obgleich sie knochentrocken sind. Mit Hilfe der Schlierenfotografie können solche Luftströme und -verwirbelungen sichtbar gemacht werden. Bei dieser Fototechnik wird das Licht einer beliebigen Lichtquelle von vier Farbfolien aufgeteilt. Die Mitte des Strahls wird abgedeckt und das ganze Lichtbündel über zwei Spiegel zu einer Kamera gelenkt.

Anwendungsgebiete der Schlierenfotografie
Die Schlierenfotografie liefert zwar auf den ersten Blick Aufnahmen wie aus dem Reich einer anderen Welt – die Anwendungsgebiete sind jedoch ganz und gar irdisch und wissenschaftlich.

Die Anwendungsgebiete der Schlierenmethode reichen von der Strömungstechnik über die Ballistik bis hin zur Untersuchung der Ausbreitung und Vermischung von Gasen und Lösungen. Ein ganz konkretes Anwendungsbeispiel ist die Darstellung von Strömungsverhältnissen eines Flugzeugs (Flugzeugmodells) in einem Windkanal.

Übrigens: Mit Hilfe der Schlierenfotografie kann man auch herausfinden, wie schnell der Luftstrom beim Husten oder Nießen ist. Beim Husten erreicht die ausgestoßene Luft eine Spitzengeschwindigkeit von 480 km/h, beim Nießen sogar 900 km/h.