Korrekturtechniken
Je nach Befund kann mittels richtiger Tapeanlage beispielsweise die Position der Kniescheibe leicht korrigiert werden. Durch eine Verschiebung der Kniescheibe läuft die Rückfläche dieser nicht in dem physiologischen Gleitlager. Dadurch können belastete Strukturen, die durch eine Fehlstellung nicht richtig arbeiten, entlastet und Schmerzen gelindert werden.
Ist die Kniescheibe beispielsweise im Verhältnis weit an der Außenseite des Kniegelenks positioniert, so wird ein Y-förmiges Tape mit der Basis an der Innenseite des Kniegelenks geklebt und die beiden Schenkel um die Ränder der Kniescheibe modelliert. So entsteht ein leichter Zug nach innen. Bei Luxationen der Kniescheibe wird diese Technik in der subakuten Phase oft angewendet.
Ergänzend zu dieser Tapeform können am äußeren und inneren Rand der Kniescheibe ein C- förmiges Tape mit maximalem Zug angebracht werden. Dieses Tape bewirkt einen leichten Sogeffekt. Die Kniescheibe wird leicht angehoben, was eine Art Vakuum zwischen Kniescheibe und Gleitlager bewirkt. Hierdurch wir Gelenkflüssigkeit hier eingelagert und das Gelenk wird geschmiert und entlastet.
Muskeltechniken
Nahezu jede Muskelgruppe der unteren Extremität kann durch Kinesiotape positiv beeinflusst werden. Dabei wird unterschieden zwischen einer anregenden Muskeltechnik, also einem Tape, welches den Muskel in seiner Funktion unterstützen soll, und einer regulierenden Muskeltechnik, wobei der Muskel beruhigt und entspannt werden soll. Dabei unterschieden sich diese beiden Techniken lediglich in der Art des Anbringens, nicht aber in der Form des Tapes an sich.
Am Kniegelenk wird sehr häufig der Musculus rectus femoris mittels Tape unterstützt. Ein Y-förmiges Tape mit sehr langer Basis wird über den gesamten vorderen Oberschenkel, am Hüftknochen angefangen, angebracht. Die beiden kuren Schenkel umranden die Kniescheibe und enden an dem Punkt, an dem der Muskel am Schienbein ansetzt, der so genannten Tuberositas Tibiae. Ob das Tape anregend oder regulierend wirken soll, ist vom genauen Befund abhängig. Diese Tapeform wird oft bei Arthrose des Knies angewendet.
Bei weiteren Muskelgruppen, wie der so genannten Adduktoren, der ischiocruralen Muskulatur an der Hinterseite des Oberschenkels oder auch der Wadenmuskulatur ist natürlich ebenfalls eine Tapeanlage möglich.
Ligamenttechniken
Die Ligamenttechnik wird bei Verletzungen und Überbelastungen von Bandstrukturen angewendet. Angespannte Bandstrukturen werden hierdurch entlastet und Schmerzen gemindert.
Bezogen auf das Kniegelenk werden meist die Seitenbänder an der Außen- und Innenseite des Knies getapet. Hierzu wird je nach Befund ein relativ kurzes Stück Tape mit leichter Vorspannung an der zu behandelnden Struktur angebracht.
Lymphtechniken
Bei einer bestehenden Schwellung im Kniegelenk oder auch im Unterschenkel besteht die Möglichkeit mittels Tape, das Lymphsystem und damit den Abtransport der angesammelten Flüssigkeit zu unterstützen. Dabei wird die Basis des Tapes meist im Bereich der Kniekehle angebracht, da sich hier besonders viele Lymphknoten befinden. Auslaufend werden im Bereich der Schwellung viele sehr dünne Schenkel des Tapes wellenförmig angebracht. Diese Technik ist außerdem bei starken Hämatomen wirksam.
Ausschlaggebend für den Erfolg der Tapeanlage, ist das Anbringen des Materials durch einen geschulten Therapeuten. Dieser kennt den genauen Befund des Gelenks und dessen Strukturen und kann das Kinesiotape gezielt und korrekt anbringen. Von einer Eigenanlage ist abzuraten. Außerdem sollte deutlich sein, dass Kinesiotape immer als Ergänzung anderer therapeutischer Maßnahmen anzusehen ist und nur als solche wirken kann.
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