Familie Schmitz spielt Urlaub
Habt ihr schon mal von Familie Schmitz gehört?
Die Schmitzes waren eine Familie wie deine. Es gab eine Mama und einen Papa, eine Oma und natürlich die Kinder Lena und Sebastian.
Die Kinder freuten sich riesig. Endlich hatten die Sommerferien begonnen. Bald würden sie die Koffer packen und mit der ganzen Familie auf eine Urlaubsreise gehen. Am Abend kam Papa nach Hause. Lena und Sebastian stürmten auf ihn zu: „Papa, nur noch zweimal schlafen, dann sind wir am Meer.“ – „Heute habe ich einen neuen Badeanzug bekommen“. – „Und ich ein Schwimmtier“, plapperten die Kinder. So fiel ihnen nicht auf, dass der Vater ein sorgenvolles Gesicht machte. Erst als er seine Aktentasche abstellte und tief seufzte, stockten die Kinder und fragten, was los sei.
In diesem Jahr klappt es leider nicht
Papa stammelte. „Es, es tut mir so leid, aber es ist nicht zu ändern. Leider nicht zu ändern.“ Der Vater zuckte hilflos mit den Schultern. Mama kam aus der Küche: „Was ist nicht zu ändern. Ist was passiert?“
„Mein Kollege hatte einen Unfall. Er liegt im Krankenhaus und nun …“ „Können wir nicht verreisen“, ergänzte Mama den Satz. Sie klang enttäuscht. Papa nickte.
Lena sagte: „Aber das Meer.“ – „Das sehen wir im nächsten Jahr“, versprach Papa. „In diesem Jahr geht es leider nicht. Mein Kollege wollte meine Arbeit machen, wenn ich weg bin. Nun liegt er verletzt im Krankenhaus und ich muss für ihn einspringen.“ Mama meinte: „Schlimm, dass er verletzt ist. Wir hoffen, dass er wieder gesund wird und machen es uns zu Hause schön.“
Zu Hause ist es gar nicht schön
Lena und Sebastian schlurften geknickt ins Kinderzimmer. Wenn sie zu Hause blieben, räumte Mama bestimmt den Dachboden auf und den Keller und die Kinderzimmer – das wollte sie schon lange. Und es blieb keine Zeit, was Schönes zu machen. Nach einer Weile klopfte es an der Tür.
Oma Schmitz streckte den Kopf herein: „Nanu, ihr blast Trübsal. Und das in den Ferien.“ – „Wir fahren nicht ans Meer“, muffelte Sebastian. „Na und?“, wunderte sich Oma. „Ferien sind doch auch zu Hause gut. Wir sind früher niemals weggefahren. Trotzdem habe ich wundervolle Erinnerungen an die Sommerferien.“
„Ja, ja“, Lena rollte mit den Augen. „Bei euch gab es keinen Gameboy und kein Fernsehen und dir war niemals langweilig.“ Oma ließ sich nicht ärgern. „Stimmt und es ist heute noch so, weil ich den Zauberblick kenne.“ Die Kinder horchten nun doch auf. Was war denn ein Zauberblick?
Oma erklärte: „Wenn man im Urlaub ist, hat man Zeit, geht zu Fuß zum Eisessen, spaziert stundenlang am Meer oder in den Bergen herum und ruft: „Wie schön diese Landschaft ist. Viel schöner als zu Hause.““ Lena nickte und Oma verriet: „Die Landschaft hier bei uns ist auch sehr schön. Ihr müsst sie nur mit dem Zauberblick angucken.“
Lena verstand und bekam vor freudiger Aufregung rote Bäckchen: „Wisst ihr was? Wir spielen Urlaub. Wir tun so, als wären wir verreist. Wir nehmen uns Zeit für alles, was uns Freude macht und sehen die Welt mit Zauber-Urlaubs-Augen.“
So spielen wir Urlaub
Lena setzte sich mit Sebastian und Mama, Papa und Oma Schmitz um den Küchentisch und sie sammelten Ideen, wie sie zu Hause „Urlaub spielen“ konnten:
Sebastian rief: „So viel Eis essen, wie wir wollen. Und ich will mal mit der Straßenbahn oder dem Zug fahren.“ Papa wünschte sich, dass der Fernseher aus blieb. „Im Urlaub vermissen wir ihn nie. So können wir abends was zusammen machen, wenn ich von der Arbeit komme. „Lena wollte jeden Tag zum Baden gehen. Mama wollte nicht putzen und möglichst wenig kochen.
Also traf die Familie Urlausvorbereitungen. Sie räumte die Wohnung auf und putzte, als würden Sie für einige Tage oder Wochen alles zurücklassen. Nur musste diesmal nicht gepackt werden. Kein Streit, keine Tränen darüber, was noch in den Koffer sollte oder hier bleiben musste.
Am nächsten Tag füllte Familie Schmitz die Vorratskammer auf. Beim Urlaubspielen wollten sie das Auto möglichst selten benutzen und nur Obst und Milch kaufen, wenn sie alle waren. Im Buchladen suchte Mama nach einem Reiseführer für „Zuhause“ und fand tatsächlich ein Buch über Fahrradwanderungen und eines darüber, was sehenswert ist in der Gegend.
Abends schoben Papa und Sebastian Esstisch und Stühle in eine andere Ecke der Küche und stellten das Sofa im Wohnzimmer mit dem Rücken zum Fernseher, so dass man zur Terrassentür rausschauen konnte, wenn man darauf saß. Schließlich sollte die Wohnung beim Urlaubspielen anders aussehen als sonst.
Ein wunderschönes „Ferienhaus“
In der Abenddämmerung schwangen sich alle aufs Fahrrad und fuhren zur nächsten Eisdiele. Jeder durfte sich drei Sorten aussuchen, denn das Urlaubsspiel hatte begonnen. Als sie mit den Rädern vor ihrem „Ferienhaus“ ankamen, rief Mama Schmitz: „Wie wunderschön. Hier werden wir also unseren Urlaub verbringen. Seht nur die Blumen, genau solche würde ich auch anpflanzen.“ Sebastian jubelte: „Es hat eine Schaukel, wie zu Hause.“ Und Lena freute sich über die Mehrschweinchen, die im Gehege quietschten.
Morgens schliefen Mama, Lena, Sebastian und Oma lange aus. Papa musste ja tagsüber zur Arbeit. Sie deckten für das Frühstück auf dem Terrassentisch und genossen die warmen Sonnenstrahlen. Entdeckte Mama Schmutz auf den Fenstern, sagte sie schläfrig: „Die Besitzer unseres Ferienhauses müssen hier mal wieder gründlich sauber machen – wenn wir wieder weg sind.“
Bisher hatte Familie Schmitz die Kathedrale in der nahen Stadt immer nur von unten bestaunt, wenn sie beim Einkaufen daran vorbeigekommen war. Nun stiegen sie die Stufen zum Turm hinauf und staunten über diese wunderschöne Landschaft, die ihnen zu Füßen lag. Sebastian freute sich darüber, zum ersten Mal mit der Straßenbahn zu fahren. Es ruckelte und schaukelte und an der Haltestelle mussten sie eine Weile warten, bis der Bus zum Schwimmbad kam, aber selbst das fanden sie spannend, denn sie kannten nun den Trick von Oma: mit dem „Urlaubs-Zauberblick“ sieht alles aus wie ein großes Abenteuer.
Anita Radipentz
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