Kinderbetreuung in Tagespflege: Tagespflegephasen mit behutsamen Übergängen

Bei der Kinderbetreuung in der Tagespflege können Kleinkinder nicht willkürlich von einer zur anderen Bezugsperson wechseln, sie brauchen verkraftbare Übergänge, um die starke Bindung zur Mutter oder dem Vater – auch wenn nur für einige Stunden – mit einer Ersatzperson ausgleichen zu können. Dabei hat sich bewährt, nach folgenden Phasen vorzugehen: Kontakt-, Eingewöhnungs-, laufende Tagespflege- und Entwöhnungsphase. Jede Phase hat spezifische Aspekte, die von beiden Seiten beachtet werden sollten.

Kontakt- und Eingewöhnungsphase in der Tagespflege: Mindestbedingungen
Dazu gehören Überlegungen, welche Voraussetzungen die Tagesmutter mitbringen sollte. Etwa, wie sie allgemein mit Kindern umgeht, wie teuer sie ist, welcher Anfahrtsweg zu ihrem Wohnort anfällt, welches Alter für die Kindergruppe der Tagesmutter vorgeschrieben ist und vieles mehr.

Um diese Faktoren noch vorab einschätzen zu können und gleichzeitig Kind und Tagesmutter einen ersten Kontakt zu ermöglichen, empfiehlt sich unbedingt eine persönliche Vorstellung in den Einrichtungen der Tagesmutter. Es kann auch ein zweiter Besuch nur zu diesem Zweck erfolgen, wenn die Vertragsabstimmungen noch umfangreichere Abklärungen erfordern und extra laufen müssen. Nur wenn beide Seiten befinden, dass die Bedingungen in Ordnung sind, sollte der Kontakt fortgesetzt werden.

Kontakt- und Eingewöhnungsphase in der Tagespflege: Eingewöhnung
Hier geht es um den schwierigen Schritt des Wechsels der Bezugsperson für die Zeit der Tagespflege, der nun praktisch vollzogen werden muss. Es ist anfangs nur ein Trippelschritt und immer noch einer, den das Kind verarbeiten muss.

Erstes "Besuchen" der Einrichtung mit der Mutter für wenige Augenblicke, damit das Kind dem Treiben in der neuen Umgebung zusehen kann. Zweites, drittes, viertes  Besuchen, wobei sich die Zeitdauer stets verlängert und die Mutter auch schon mal aus dem Zimmer geht. Klappt dies, kann das Kind stundenweise gebracht und wieder abgeholt werden.

Vierzehn Tage später sollte das Kind schon ganztags und ohne Mutter oder Vater in der neuen Kindereinrichtung bleiben können. Oder es zeichnen sich so gravierende Probleme ab, die eine Fortsetzung des Prozesses nicht sinnvoll erscheinen lassen. Dies kann viele Ursachen haben: Das abwehrende Kind, die falsche Tagesmutter, die Sie verkehrt eingeschätzt hatten.

Sie wäre jetzt noch leichter wieder zu wechseln, als später. Es kann sich auch zeigen, dass die Beziehung Mutter und Tagesmutter nicht stimmt, was sowohl das einvernehmliche Miteinander vergiftet als auch dem Kind die Chance nimmt, Vertrauen aufzubauen.

Es kann aber auch mit Ihnen selbst zu tun haben, dass Sie – verstärkt durch das morgendliche Schreien beim Abgeben des Kindes – glauben, Ihr Kind würde leiden. Dies bestätigt Ihre ohnehin starken Abwehrgefühle gegen die Trennung von Ihrem Kind, womit Sie nur schwer zurechtkommen.  

Dann leiden eigentlich nur Sie – Ihr Kind hört sofort auf zu weinen, wenn Sie aus der Tür sind und fühlt sich in der Regel schnell wohl. Dann müssen Sie entscheiden, ob Sie sich an die Situation gewöhnen können. Lief nach diesen ersten zwei "Test-Wochen" hingegen alles zur Zufriedenheit, kann nun der Vertrag endgültig fixiert und eine Zusammenarbeit verbindlich beschlossen werden.

Laufender Betreuungsalltag und Entwöhnungsphase in der Tagespflege: Anfangsschwierigkeiten
Die überwindet ein Kind umso schneller, je aufgeschlossener es mit den anderen Kindern und Pflegepersonen umgehen kann. Auch die Tagesmutter erobert sich meist rasch das Herz des Kindes, da sie geübt im Umgang mit widerspenstigen kleinen Böckchen und Kinderlaunen ist und den Alltag interessant zu gestalten weiß.

Das neue Kind ist meist überwältigt von den vielen Dingen, die es erleben darf und gewinnt dem Tagespflegealltag blitzschnell die guten Seiten ab: Eine Gemeinschaft, wo keiner mehr allein spielen muss und viele neue Spiele existieren, wo in gemeinsamer Runde gegessen wird, wo gemeinsam Ruhepause einzuhalten ist, wo es feste Anhaltspunkte gibt, an dem es sich orientieren kann.

Die Tagesmutter weiß um die Bedeutung dieses festen Tages-Rhythmus im Erziehungs-Alltag und hilft damit Kindern und auch Eltern bei der Orientierung und sich selbst, weil übersichtliche Strukturen die Arbeit erleichtern.

Laufender Betreuungsalltag und Entwöhnungsphase in der Tagespflege: Probleme
Probleme sind immer dann zu erwarten, wenn die Tagesmutter gegenüber dem ersten Eindruck enttäuscht (unordentlich, unehrlich, nicht liebevoll). Vielleicht entwickeln Sie auch selbst eine unüberwindbare Eifersucht auf die vermeintliche Rivalin, weil Sie sich zurückgedrängt fühlen, was die Kommunikation zwischen Ihnen verkompliziert und Ablehnung erzeugt, die am Ende vor allem Ihrem Kind schadet.

Letzteres kann aber auch selbst mit der Tagespflege Probleme haben – egal, ob es an den Kindern, den Umständen oder der Tagesmutter liegt. Wenn Ihr Nachwuchs schon am Morgen mit Tränen aufsteht, nicht in die Einrichtung gehen will, sich krank stellt oder unmissverständlich immer wieder dagegen sträubt, sollten Sie dies ernst nehmen.

Finden Sie die Ursache heraus und versuchen Sie, diese zu beheben. Ist diese so gravierend, dass sie sich nicht abstellen lässt, dann muss – und das konsequent und rasch – eine Entscheidung gegen das Pflegeverhältnis gefällt werden. An dieser Stelle ist eine behutsame Abgewöhnung vorzunehmen. Dasselbe erfolgt natürlich auch dann, wenn das Kind ganz normal in den Kindergarten überwechselt.  

Laufender Betreuungsalltag und Entwöhnungsphase in der Tagespflege: Entwöhnungsphase
Darin soll gewährleistet werden, dass trotz Änderungen in den Umständen beim Kind kein Schaden zurückbleibt. Auch hier geht man wieder in Schritten vor, die nach und nach vom Kind akzeptiert werden. So kürzt man einerseits die Aufenthaltsdauer in der Einrichtung täglich um einige Minuten, bis man nur noch zwei, dann eine, dann keine Stunde mehr offiziell dorthin geht.

Hat man schon eine neue Tagespflege, beginnt dort wieder der gleiche Trippelschritt-Prozess aus der Eingewöhnungsphase. So kann es – wenn das Kind es verkraftet – eine parallele Auf- und Abbauphase nebeneinander geben, wo auf der einen Seite die Zeit täglich abnimmt, während sie auf der anderen immer mehr ansteigt.        

Ende der täglichen Kinderbetreuung durch die Tagesmutter
Es sollten noch eine Zeitlang Besuchs-Kontakte zur "geliebten Ersatzmutter" erfolgen, die immer kürzer ausfallen, bis dieser Kontakt allmählich ausläuft und die Anschlussbetreuung im Zentrum steht. Wechselt das schon etwas ältere Kleinkind problemlos in den Kindergarten, kann die Übergangsphase zügiger gestaltet werden.

In größeren Abständen sollte dem Kind aber eine weitere Besuchsmöglichkeit zur bisherigen Tagesmutter offen stehen, da die Beziehung zu ihr meist sehr intensiv war.   

Weitere Infos zur Kinderbetreuung in der Tagespflege finden Sie in