Kalligrafie: Was Sie über Unziale, Antiqua, Sütterlin und Serifen wissen sollten (Teil 6)

Wer sich mit Kalligrafie beschäftigt, kommt unweigerlich in Kontakt mit der Geschichte und Entstehung der Schrift, der Buchstaben, Symbole und Schriftzeichen. Das Wissen darüber lässt uns die Schrift und die Darstellung der Buchstaben besser verstehen. Im weitesten Sinne ist Schrift eine Kunst und Kalligrafie ist Schriftkunst mit historischem Hintergrund.

Kalligrafie: Das erste Alphabet
Als das erste Alphabet zirka 1700 Jahre vor Christi Geburt entstand, gab es zunächst nur Konsonanten, die sogenannten Mitlaute. Vokale, also Selbstlaute, wurden dagegen nur gesprochen. Da dieses Alphabet eine Lautschrift war, reichten 22 Buchstaben aus. Im Gegensatz dazu benötigten andere Länder wesentlich mehr Symbole, denn die Symbole stellten Silben dar, bis hin zu ganzen Wörtern. Die Phönizier trieben Handel mit den Griechen. So kamen die Griechen mit den Buchstaben der Phönizier in Berührung.

Kalligrafie: Die Schrift in der griechischen Kultur
Die Griechen übernahmen das Alphabet der Phönizier, vermutlich im 9. Jh. vor Christus. Die griechische Schrift beinhaltete damals Rechtecke, Kreise und Dreiecke, in Anlehnung an ihre Architektur. Solche geometrischen Formen dienten als Grundlage für die Bauwerke in der griechischen Kultur. Die griechische Sprache verfügte aber über wesentlich mehr Vokale, also Selbstlaute. Daher fügten die Griechen ihrer Schrift noch Vokale hinzu.

Kalligrafie: Wie die Etrusker die Schrift veränderten
Die Etrusker entwickelten vermutlich das griechische Alphabet weiter, bis 100 v. Chr. bei den Römern zunächst mehrere Schriften daraus entstanden. Dazu muss man wissen, dass durch den Aufstieg der Römer die Kultur der Etrusker immer mehr verschwand.

Kalligrafie: Von den Römern bis zum heutigen Alphabet
Unser heutiges Alphabet ging aus der Schrift der Römer hervor. Die Schrift der Römer hatte in zirka 700 Jahren, bis etwa 100 n. Chr., eine brauchbare Form erreicht. Sie trägt den Namen CAPITALIS ROMANA. Diese Schrift bildet die Grundlage für unser Alphabet. Allerdings gab es verschiedene Entwicklungen und Schriftformen.

Kalligrafie: Wie die Schrift sich wandelte
Die CAPITALIS MONUMENTALIS kam hauptsächlich für Schriften in Stein zur Anwendung. Die Buchstaben wurden mit dem Pinsel aufgemalt und dann in Stein gemeißelt. Ein berühmtes Beispiel ist die Säule des Trajan.

Kalligrafie: Wie die Serifen entstanden
Die quadratische Form der Schrift stellte Künstler und Handwerker beim Meißeln vor Herausforderungen, bei den es galt, die Enden der überwiegend quadratischen Buchstaben sauber in Stein zu meißeln. Es kam wohl öfter vor, dass Splitterungen im Stein entstanden. Aus diesem Grund kam es mit der Zeit beim Meißeln mehr und mehr zum Ausschwingen der Buchstaben. Das war die Geburtsstunde der Serifen (schwungvoller Anstrich und schwungvoller Ausklang der Buchstaben).

Kalligrafie: Wie Rohrfedern ihre Bestimmung bekamen
Zum Schreiben auf anderen Materialien dienten Rohrfedern, die in verschieden Breiten zugeschnitten wurden. Die CAPITALIS QUADRATA half den Dichtern der damaligen Zeit beim Aufschreiben ihrer Werke und entwickelte sich mit ihren breiten Buchstaben zu einer langsamen Prachtschrift.

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Bei der CAPITALIS RUSTICA wurden die Buchstaben mit einer schmalen Rohrfeder auf Papyrus oder mit einem Griffel auf Wachstafeln geschrieben. Diese Schriftform verfügt über mehr Schwung und die Buchstaben stehen aufrecht und dicht, konnten aber schneller aufgeschrieben werden.

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Kalligrafie: Unziale auf Pergament
Ungefähr ab dem 4. Jh. nach Christus entwickelte sich die Unziale zum Schreiben von Büchern. Die Buchstaben hatten nun mehr Rundungen, wurden aber zunächst ohne Serifen geschrieben. Als Untergrund diente Pergament, und die Rohrfedern zum Schreiben wichen nach und nach den Federkielen. Die Unziale hatte nur Großbuchstaben. In späteren Jahrhunderten kamen auch Kleinbuchstaben zur Anwendung (Halbunziale). Diese Schrift entwickelte sich in mehrere Richtungen, beeinflusst durch die geschichtlichen Ereignisse.

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Kalligrafie: Was wir unter Antiqua verstehen
Eine eindeutige Zuordnung der Antiqua gestaltet sich schwierig, da es in der Schriftentwicklung Mischformen und verschiedene Entwicklungen gab. Charakteristisch für Antiqua Schriften stehen die bogenreichen, mit Schwung geschriebenen, ungebrochenen Buchstaben mit Serifen. Die Antiqua Schriften (siehe auch bei Wikipedia unter Antiqua Schriften) gingen ursprünglich aus dem römischen Alphabet hervor und bilden die Grundlage für unsere heutigen Schriftarten.

Kalligrafie: Was die Alte deutsche Schrift mit Sütterlin zu tun hat
Lesen Sie in einem der nächsten Beiträge etwas über die Alte deutsche Schrift und ihre Buchstaben und lernen Sie diese schreiben. Auch den Zusammenhang zu Sütterlin werden Sie erfahren.